Hamburgs bekanntester Amtsrichter geht in den Ruhestand
"Wer, wenn nicht Sie, gehört in den Knast?" Wenn sich Angeklagte in Hamburgs Gerichten so etwas sagen lassen müssen, dann meistens von ihm: Johann Krieten ist Hamburgs bekanntester Amtsrichter. Jetzt ist er nach 33 Jahren in den Ruhestand gegangen.
Als sein letzter Prozess zu Ende war, schenkte Krieten dem Angeklagten seine Krawatte. Das Abschiedsgeschenk eines Mannes, der weniger für freundliche Gesten als für markige Sprüche bekannt war. "Sozialrüpel" nannte Johann Krieten den Rapper Gzuz, als er ihn ins Gefängnis schickte. Als "erlebnisorientierte Gewalttäter" bezeichnete er G20-Gegnerinnen und Gegner. Krieten sorgte aber auch für Lacher im Gericht. Als einmal eine Gruppe "Mongols"-Rocker mit Gesichtstattoos und Vereinskutte den Saal betrat, fragte er belustigt: "Ach, ist schon Fasching?"
Harte Urteile, auch für G20-Gegner
Vor allem aber hat sich der Amtsrichter, außerhalb des Saals ein unauffälliger und durchaus freundlicher Mann, mit harten Urteilen einen Namen gemacht. Den ersten G20-Flaschenwerfer, der vor Gericht saß, verurteilte er zu zwei Jahren und sieben Monaten Haft.
24 Jahre lang Jugendrichter
Krieten konnte aber auch anders: Er war auch 24 Jahre lang Jugendrichter und hat manch Jugendlichen mit eindringlichen Worten und sehr bewusst gewählten Sanktionen von einer langen Karriere als Straftäter abgebracht.
"Eines der letzten Originale"
Konfliktscheu sei Krieten nicht, sagen seine Kollegen und Kolleginnen. "Er ist eine sehr authentische Richterpersönlichkeit. Eines der letzten Originale, das hier rumläuft, wenn ich das so sagen darf", sagte Monika Schorn dem NDR Hamburg Journal. Sie arbeitete mehr als 20 Jahre mit ihm zusammen.
Was bleibt nach 33 Jahren als Richter? "Ein zufriedenes Gefühl. Ich bin sehr froh, so lange der Freien und Hansestadt Hamburg gedient zu haben", sagte Krieten nach seinem letzten Urteil.