Die Fassade der Handelskammer Hamburg. © imageBROKER | Schoening
Die Fassade der Handelskammer Hamburg. © imageBROKER | Schoening
Die Fassade der Handelskammer Hamburg. © imageBROKER | Schoening
AUDIO: Handelskammer untersucht Standortfaktoren (1 Min)

Hamburgs Unternehmen bemängeln bürokratische Hürden

Stand: 17.07.2024 18:21 Uhr

Viele globale Krisen und hohe Zinsen: Die Stimmung in der Hamburger Wirtschaft steigt seit dem Frühjahr nur minimal. Nach dem aktuellen Konjunkturbarometer der Hamburger Handelskammer hadern immer mehr Unternehmen in der Stadt mit der Bürokratie.

Das macht sich beispielsweise bei der Besetzung von Stellen bemerkbar. Fast ein Jahr habe es gedauert, für einen einzigen Lkw-Fahrer aus einem Nicht-EU-Land, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, sagt Dorothee Riebau, die Geschäftsführerin der Spedition Walther und Co. Vom ersten Visum über die Anerkennung eines ausländischen Führerscheins bis hin zu Krankenkassen und Banken - unzählige Stellen müssten kontaktiert werden, um eine offene Stelle mit einem Bewerber aus dem Ausland zu besetzen, sagt sie. Das binde Zeit und Ressourcen und sei bei Weitem kein Einzelfall.

Bürokratie macht Unternehmen das Leben schwer

Im Verkehrsgewerbe und in der Baubranche sehen drei Viertel der Unternehmen die größten Risiken für einen Aufschwung in zu viel Bürokratie - und in der schlechten Infrastruktur. Immerhin hat Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) für den Herbst ein Hamburger Paket angekündigt, um die Bürokratie zu entschlacken. Das dürfe allerdings nicht zum Päckchen schrumpfen, sagt Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Malte Heyne.

Hamburgs Wirtschaft im Bundesvergleich vorn

Laut der aktuellen Konjunkturumfrage bezeichnet die Hälfte der Unternehmen in Hamburg die Lage aktuell als normal. Je ein Viertel spricht dagegen von guten beziehungsweise schlechten Aussichten. Bei der wirtschaftlichen Entwicklung ist Hamburg im bundesweiten Vergleich nach vorne gerückt. Nach einer Studie im Auftrag der Handelskammer liegt die Hansestadt bei der Wettbewerbsfähigkeit beispielsweise jetzt sogar vor Bayern. Europaweit ist Hamburg aber noch nicht auf einem der vorderen Plätze.

Schnelle Erholung nach der Corona-Pandemie

In vielen Bereichen, wie etwa bei Innovationen oder wirtschaftlicher Dynamik liegt Hamburg an der Spitze. Bei der Wertschöpfung pro Kopf hat sich die Stadt sogar deutlich schneller als alle anderen großen Städte von der Corona-Pandemie erholt. Und dennoch dürfe man sich darauf nicht ausruhen, sagt Heyne. Er bemüht einen Fußballvergleich: "Bundesliga - top, Champions League - scheiden wir schnell aus. Und das müssen wir ändern, wir müssen strukturpolitisch daran arbeiten, dass wir hier nach vorne kommen - durch Innovation, durch eine konsequente langfristig orientierte Politik."

Sorge um Preise von Immobilien

Sorgen bereiten der Handelskammer etwa auch die hohen Miet- und Kaufpreise für Immobilien. Und nach der Pandemie hat das Kulturangebot in Hamburg noch nicht wieder das Niveau von vor der Krise erreicht. Wirtschaftliche Impulse für die kommenden Jahre erhofft sich Kammerpräses Norbert Aust unter anderem von der großen Batteriefabrik in Heide in Dithmarschen - und von der festen Fehmarnbeltquerung. Dadurch entstehe ein neues großes Wirtschaftszentrum, das sich von Südschweden über Kopenhagen bis Hamburg erstreckt.

Weitere Informationen
Eine Luftaufnahme zeigt den Hamburger Hafen. © picture alliance / Foto: Laci Perenyi | Jerry Andre

Handelskammer und Wirtschaft fordern Neustart der Hafenpolitik

Die Stadt soll zum Beispiel mehr Flächen für neue Hafenunternehmen zur Verfügung stellen, etwa auf Steinwerder. (04.03.2024) mehr

Container werden auf dem Container Terminal Altenwerder der Hamburger Hafen und Logistik AG im Hamburger Hafen umgeschlagen. © picture alliance Foto: Christian Charisius

Verein Hamburger Spediteure klagt über Bürokratie im Hafen

Bei vielen Hamburger Transportfirmen gehen die Umsätze zurück. Laut einer Umfrage beklagen viele Betriebe lange Wartezeiten und ausufernde Bürokratie. (23.04.2024) mehr

Sebastian Schleicher und Mitarbeiter der Baufirma schauen auf einen Bauplan. © NDR / Anina Pommerenke Foto: Anina Pommerenke

Wohnungsbau: Wie Bürokratie Genossenschaften ausbremst

Um den Wohnungsmarkt zu entlasten, bräuchte es hunderttausende neue Wohnungen. Oft steht den Bauherren ausufernde Bürokratie im Weg - ein Beispiel aus Hamburg. (11.04.2024) mehr

Das Gebäude der Handelskammer Hamburg © Screenshot

Konjunkturbarometer: Trübe Aussichten in der Hamburger Wirtschaft

547 Hamburger Unternehmen haben ihre derzeitige Lage bewertet. Über ein Drittel der Betriebe erwartet eine Verschlechterung der Geschäftslage. (17.01.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 18.07.2024 | 08:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Container lagern auf dem Containerterminal Burchardkai im Hamburger Hafen. Im Hintergrund ist die Köhlbrandbrücke zu sehen. © Christian Charisius/dpa

Hamburger Köhlbrandbrücke: SPD und CDU fordern Kostenbeteiligung vom Bund

Eine neue Köhlbrandbrücke soll rund fünf Milliarden Euro kosten. Fertiggestellt werden soll sie nach derzeitigem Plan in den 2040er Jahren. mehr