Hamburgs Unternehmen bemängeln bürokratische Hürden
Viele globale Krisen und hohe Zinsen: Die Stimmung in der Hamburger Wirtschaft steigt seit dem Frühjahr nur minimal. Nach dem aktuellen Konjunkturbarometer der Hamburger Handelskammer hadern immer mehr Unternehmen in der Stadt mit der Bürokratie.
Das macht sich beispielsweise bei der Besetzung von Stellen bemerkbar. Fast ein Jahr habe es gedauert, für einen einzigen Lkw-Fahrer aus einem Nicht-EU-Land, alle Hindernisse aus dem Weg zu räumen, sagt Dorothee Riebau, die Geschäftsführerin der Spedition Walther und Co. Vom ersten Visum über die Anerkennung eines ausländischen Führerscheins bis hin zu Krankenkassen und Banken - unzählige Stellen müssten kontaktiert werden, um eine offene Stelle mit einem Bewerber aus dem Ausland zu besetzen, sagt sie. Das binde Zeit und Ressourcen und sei bei Weitem kein Einzelfall.
Bürokratie macht Unternehmen das Leben schwer
Im Verkehrsgewerbe und in der Baubranche sehen drei Viertel der Unternehmen die größten Risiken für einen Aufschwung in zu viel Bürokratie - und in der schlechten Infrastruktur. Immerhin hat Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) für den Herbst ein Hamburger Paket angekündigt, um die Bürokratie zu entschlacken. Das dürfe allerdings nicht zum Päckchen schrumpfen, sagt Handelskammer-Hauptgeschäftsführer Malte Heyne.
Hamburgs Wirtschaft im Bundesvergleich vorn
Laut der aktuellen Konjunkturumfrage bezeichnet die Hälfte der Unternehmen in Hamburg die Lage aktuell als normal. Je ein Viertel spricht dagegen von guten beziehungsweise schlechten Aussichten. Bei der wirtschaftlichen Entwicklung ist Hamburg im bundesweiten Vergleich nach vorne gerückt. Nach einer Studie im Auftrag der Handelskammer liegt die Hansestadt bei der Wettbewerbsfähigkeit beispielsweise jetzt sogar vor Bayern. Europaweit ist Hamburg aber noch nicht auf einem der vorderen Plätze.
Schnelle Erholung nach der Corona-Pandemie
In vielen Bereichen, wie etwa bei Innovationen oder wirtschaftlicher Dynamik liegt Hamburg an der Spitze. Bei der Wertschöpfung pro Kopf hat sich die Stadt sogar deutlich schneller als alle anderen großen Städte von der Corona-Pandemie erholt. Und dennoch dürfe man sich darauf nicht ausruhen, sagt Heyne. Er bemüht einen Fußballvergleich: "Bundesliga - top, Champions League - scheiden wir schnell aus. Und das müssen wir ändern, wir müssen strukturpolitisch daran arbeiten, dass wir hier nach vorne kommen - durch Innovation, durch eine konsequente langfristig orientierte Politik."
Sorge um Preise von Immobilien
Sorgen bereiten der Handelskammer etwa auch die hohen Miet- und Kaufpreise für Immobilien. Und nach der Pandemie hat das Kulturangebot in Hamburg noch nicht wieder das Niveau von vor der Krise erreicht. Wirtschaftliche Impulse für die kommenden Jahre erhofft sich Kammerpräses Norbert Aust unter anderem von der großen Batteriefabrik in Heide in Dithmarschen - und von der festen Fehmarnbeltquerung. Dadurch entstehe ein neues großes Wirtschaftszentrum, das sich von Südschweden über Kopenhagen bis Hamburg erstreckt.