Hamburg bekommt neuen plattdeutschen Übersetzerpreis
Überfraktionell hat sich die Hamburgische Bürgerschaft für die Einrichtung eines plattdeutschen Übersetzerpreises eingesetzt. Nun bestätigte Hamburgs zweite Bürgermeisterin, dass auch der Hamburger Senat dem Hartmut-Cyriacks-Preis zustimmt.
Am Mittwoch, den 10. April, beschloss die Hamburgische Bürgerschaft einstimmig die Einrichtung des Hartmut-Cyriacks-Preises. Im Vorfeld hatten sich Abgeordnete der Parteien SPD, Grüne, CDU, Die Linke und FDP gemeinsam mit dem Plattdeutschen Rat Hamburgs für den Hartmut-Cyriacks-Preis eingesetzt. Nach dem Beschluss der Hamburgischen Bürgerschaft stand jedoch noch die Zustimmung des Hamburger Senats für den Übersetzerpreis aus.
Im Rahmen der NDR 90,3-Auftaktgala zum 4. Plattdeutschen Tag in Hamburg gab Hamburgs zweite Bürgermeisterin, Katharina Fegebank, stellvertretend für den Senat bekannt, dass der Hartmut-Cyriacks-Preis kommt. Ab 2026 werden Plattdeutsch-Übersetzerinnen und -Übersetzer ausgezeichnet - und gleichzeitig wird der Namensgeber Hartmut Cyriacks gewürdigt. Wie die Vergabe abläuft, wird nun vom Senat diskutiert. Der Preis für die beste plattdeutsche Übersetzung soll zukünftig alle zwei Jahre vergeben werden. Der Hartmut-Cyriacks-Preis ist mit 5.000 Euro dotiert.
Preis würdigt Hartmut Cyriacks
Mehr als drei Jahrzehnte und bis zu seinem plötzlichen Tod im Jahr 2022 gestaltete Hartmut Cyriacks die plattdeutsche Kulturlandschaft maßgeblich mit. Plattdeutsch war sein Leben. Neben Übersetzungen von bekannten Werken wie etwa "Harry Potter" und "Asterix und Obelix" entwickelte er - zusammen mit seinem Kompagnon Peter Nissen - zahlreiche plattdeutsche Formate beim NDR und übersetzte Stücke für das Ohnsorg Theater. "Der Übersetzer:innenpreis würdigt ihre Arbeit und ehrt gleichzeitig das Vermächtnis von Hartmut Cyriacks, der mit seinen Werken maßgeblich zum Erhalt des Plattdeutschen in der Region beigetragen hat“, so der Bürgerschaftsabgeordnete Nils Hansen (SPD).
Plattdeutscher Übersetzerpreis für den Erhalt der Sprache
Etwa 100.000 Menschen sprechen allein in Hamburg Plattdeutsch - noch mehr verstehen die Regionalsprache. Mit dem Hartmut-Cyriacks-Preis sollen vor allem junge Übersetzerinnen und Übersetzer dazu motiviert werden, sich mit der plattdeutschen Sprache auseinanderzusetzen.
Hamburgische Bürgerschaft einstimmig für den Preis
Rund eine Woche bevor der Hamburger Senat den Übersetzerpreis bestätigte, hatte sich die Hamburgische Bürgerschaft einstimmig für den Hartmut-Cyriacks-Preis eingesetzt. "Plattdüütsch mutt blieven", sagte der kulturpolitische Sprecher der CDU, Eckard Graage während der Bürgerschaftssitzung in der über den Hartmut-Cyriacks-Preis abgestimmt wurde. "Damit die niederdeutsche Sprache nicht in Vergessenheit gerät, braucht es nicht nur Menschen, die diese Sprache sprechen, sondern auch Plattformen, welche einen Anreiz bieten, diese Sprache zu erlernen." Der Preis sei somit eine Chance für die Zukunft, sagte Graage weiter.
Pro Platt - nicht nur Sache der Hamburger Politik
Seit 1999 gibt es die "Europäische Charta der Regional- oder Minderheitssprachen". Das Ziel des Abkommens, zu dem sich auch Hamburg verpflichtet hat, ist es, geschichtlich gewachsene Regional- und Minderheitssprachen als europäisches Erbe zu schützen. So orientierten sich auch die Fraktionen beim Antrag des niederdeutschen Übersetzerpreises an den Zielen des Abkommens. "Düsse Pries is nich alleen för de Tokunft vun de Plattdüütsche Spraak wichtig.[...] he is en Deel vun de Veelfoolt Europas", so Olaf Duge (Die Grünen) in der Hamburgischen Bürgerschaft. Mitglieder der Fraktionen Grüne, SPD, CDU und die Linke vertraten mit dem Antrag zudem die Interessen des Plattdeutschen Rats Hamburg, bei dem sie Mitglied sind.
Der Plattdeutsche Rat Hamburg und der Hartmut-Cyriacks-Preis
Der Plattdeutsche Rat Hamburg setzt sich seit 2003 für den Erhalt der plattdeutschen Sprache ein. So fördert und fordert der Plattdeutsche Rat Plattdeutsch in Politik, Kultur und Medien, Schulen und Kindergärten oder etwa in sozialen Einrichtungen. Auch Olaf Duge (Grüne), Nils Hansen (SPD), Eckard Graage (CDU) und Insa Tietjen (Die Linke) sind im Plattdeutschen Rat tätig.
Gedenken an den Namensgeber des Preises: Hartmut Cyriacks
Wenn es in den letzten Jahrzehnten um Plattdeutsch ging, war Hartmut Cyriacks nicht weit. Ob auf der Bühne des Ohnsorg Theaters, in Büchern, Radio, Film, Funk und Fernsehen. Eigentlich wollte der Wahl-Hamburger Lehrer werden, doch die Liebe zum Plattdeutschen führte ihn in die Welt der Kulturschaffenden - mit Erfolg.
1994 gründete Hartmut Cyriacks mit Peter Nissen die auf das Schreiben und Übersetzen von plattdeutschen Texten spezialisierte Textmanufaktur "Cyriacks & Nissen". Zahlreiche Übersetzungen von Theaterstücken für das Ohnsorg Theater und andere niederdeutsche Bühnen entstanden. Cyriacks übersetzte Bücher und Texte u.a. für die NDR-Kultserie "Neues aus Büttenwarder" oder die plattdeutsche Fassung des Kinderfilms "Ritter Trenk". Darüber hinaus gehörte Cyriacks zum Gründungsteam der Plattdeutschen Nachrichten bei NDR 90,3 und moderierte die Sendung "Wi snackt platt". Neben seinen kreativen Arbeiten setzte sich Cyriacks auch politisch für die Pflege und den Erhalt der plattdeutschen Sprache ein. Er fungierte als Sprecher des Plattdeutschen Rates und war Mitglied des Bundesrats für Niederdeutsch.
Hartmut Cyriacks starb 2022 überraschend im Alter von 67 Jahren. Mit dem Hartmut-Cyriacks-Preis wird nicht nur an ihn und sein Vermächtnis erinnert, sondern sein Lebenswerk im Sinne der plattdeutschen Sprache weitergeführt. "De Plattdüütsche Spraak leevt un dat schall se ok in'e Tokunft", sagte Olaf Duge (Grüne) bei der geführten Kurzdebatte in der Hamburgischen Bürgerschaft.