Tod nach Zahn-OP: Hamburger Zahnärztin und Anästhesist vor Gericht
Vor dem Hamburg Landgericht müssen sich seit Donnerstag eine Zahnärztin aus Altona und ein Narkose-Arzt verantworten. Ihnen wird vorgeworfen, Schuld am Tod eines 18-jährigen Patienten zu sein.
Im Mai 2016 stand die Behandlung in der Praxis im Altonaer Bahnhof an. Viele Zähne des 18-jährigen Patienten waren kaputt und er schluckte Tabletten gegen die Schmerzen. Weil er schon immer panische Angst vor Zahnarztbehandlungen hatte, war er zuvor jahrelang nicht zu Kontrolluntersuchungen gegangen. Dann hatte er den Entschluss gefasst, alle Zähne auf einmal unter Vollnarkose überarbeiten zu lassen - genau diese Behandlung stand nun an.
Herzstillstand bei Zahn-OP
Bis zu acht Stunden setzten die Zahnärztin und der Anästhesist für die aufwendige Behandlung unter der Narkose an. Während dieser Behandlung erlitt der 18-Jährige einen Herzstillstand und starb kurz danach im Krankenhaus. Die Zahnärztin und der damalige Narkose-Arzt sind wegen Körperverletzung mit Todesfolge angeklagt. Die Anklage wirft den beiden Ärzten außerdem vor, den 18-Jährigen nicht ordnungsgemäß über alle Risiken aufgeklärt zu haben. Auch sei der Rettungsdienst nach dem Herzversagen des Patienten zu spät alarmiert worden.
Zahnärztin weint vor Gericht
Mit tränenerstickter Stimme berichtete die Zahnärztin zu Prozessbeginn von den schrecklichen Ereignissen vor acht Jahren. "Ich wollte den Patienten doch nur von seinen Schmerzen befreien. Ich hätte niemals gedacht, dass das in so einer Tragödie enden könnte", sagt sie. Sie sei der festen Überzeugung gewesen, ihre "Sorgfaltspflicht erfüllt zu haben", betonte die Zahnärztin.
Anästhesist spricht von Versagen
Der Anästhesist räumte ein, damals nicht alle erforderlichen Geräte für die Überwachung der Narkose dabei gehabt zu haben. Er sagte: "Ich habe als Arzt versagt und als Mensch schwere Schuld auf mich geladen." Am Montag soll die Mutter des 18-Jährigen vor dem Landgericht aussagen.