Hamburger Hafen: NABU stellt jüngste Elbvertiefung infrage
Wird der Hamburger Hafen in Zukunft kaum noch von besonders großen Containerschiffen angelaufen? Ist die Elbvertiefung vielleicht überflüssig? Diese Fragen wirft Malte Siegert vom Naturschutzbund (NABU) Hamburg auf.
Hintergrund ist, dass die Hamburger Reederei Hapag-Lloyd in der vergangenen Woche neue Fahrpläne angekündigt hat. Sie will in Zukunft nicht mehr mit ganz großen Containerfrachtern nach Hamburg kommen. Das ist Teil der Kooperation mit dem dänischen Konkurrenten Maersk, die am Mittwoch bekannt gegeben wurde. In Zukunft will Hapag-Lloyd auch weniger Container nach Hamburg bringen. Das Unternehmen ist bislang - mit Partnern - der größte Kunde in der Hansestadt.
NABU: Pläne des Senats pulverisiert
Hamburgs NABU-Chef Siegert sieht die bisherigen Pläne des Senats für den Hamburger Hafen pulverisiert. Die letzte Elbvertiefung brauche nun niemand mehr. Es reiche der Stand davor, dafür müsse weniger gebaggert werden, sagte Siegert.
Auch die lange geplante und bereits genehmigte Westerweiterung des Hafens in Waltershof stellt der NABU-Chef in Frage. Der Hamburger Hafen könne nicht wie bislang darauf bauen, dass er eine wichtige Drehscheibe in Europa sei. Das Zentrum sei jetzt eher im Mittelmeer.
Leonhard widerspricht: Umschlag bleibt stabil
Dem widerspricht Wirtschaftssenatorin Melanie Leonhard (SPD). Zum einen habe mit Hapag-Lloyd lediglich ein Kunde des Hafens angekündigt, dass er keine großen Frachter mehr nach Hamburg schicken will. Andere Reeder würden dagegen weiter mit den Mega-Carriern die Elbe hochkommen. Außerdem würden viele Waren in der Stadt und im direkten Umland benötigt und verarbeitet, deshalb würden diese Waren auch künftig per Schiff nach Hamburg gebracht. Leonhard rechnet damit, dass der Umschlag in Hamburg insgesamt stabil bleibt.
Andauerndes Schlickproblem in der Elbe
Nach jahrelangem Tauziehen war die letzte Elbvertiefung Anfang 2022 offiziell freigegeben worden. Schiffe mit bis zu 1,90 Metern zusätzlichem Tiefgang sollten problemlos von der Nordsee nach Hamburg fahren können - und umgekehrt. Aber schon nach wenigen Monaten musste ein Teil der Elbvertiefung wieder zurückgenommen werden. Es hatte sich zu viel Schlick und Sand angesammelt - der Bund kam mit dem Baggern nicht hinterher.