Im Prozess gegen den Hamburger Flughafen-Geiselnehmer sitzt der Angeklagte (r.) im Landgericht im Sitzungssaal neben seiner Rechtsanwältin. Das Gesicht des Angeklagten ist gepixelt. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Bockwoldt
Im Prozess gegen den Hamburger Flughafen-Geiselnehmer sitzt der Angeklagte (r.) im Landgericht im Sitzungssaal neben seiner Rechtsanwältin. Das Gesicht des Angeklagten ist gepixelt. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Bockwoldt
Im Prozess gegen den Hamburger Flughafen-Geiselnehmer sitzt der Angeklagte (r.) im Landgericht im Sitzungssaal neben seiner Rechtsanwältin. Das Gesicht des Angeklagten ist gepixelt. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Bockwoldt
AUDIO: Gutachterin sagt in Prozess um Flughafen-Geiselnahme aus (1 Min)

Hamburger Flughafen-Geiselnehmer laut Gutachterin voll schuldfähig

Stand: 12.06.2024 13:53 Uhr

Der Hamburger Flughafen-Geiselnehmer ist nach Einschätzung einer psychiatrischen Gutachterin voll schuldfähig. Der 35-Jährige habe keine Psychose, keine affektive Erkrankung wie etwa eine Depression - und auch keine Persönlichkeitsstörung.

Der Angeklagte habe allerdings eine auffällige Persönlichkeitsstruktur, sei narzisstisch, egozentrisch, respektlos und überheblich, sagte die Sachverständige am Mittwoch im Prozess am Landgericht Hamburg.

Geiselnehmer "psychisch auffällig, aber gesund"

Demnach sei der 35-Jährige tief gekränkt, dass seine Frau nach der Trennung das Sorgerecht für die gemeinsame Tochter bekommen hat. Er habe mit "fanatischem Eifer" von nichts anderem mehr gesprochen. Aus seiner Sicht hätten seine Ex-Frau und die Behörden ihn dazu getrieben, im November die Tochter mit Gewalt an sich zu reißen, zum Flughafen zu fahren und die Ausreise in die Türkei zu fordern. Moralisch fühle der Angeklagte sich im Recht, sagte die Psychiaterin. Er habe aber erkannt, dass er eine Straftat begangen habe. Psychisch sei er auffällig, aber gesund.

Hamburger Flughafen 18 Stunden lahmgelegt

Am 4. November vergangenen Jahres hatte sich der Angeklagte mit einem Trick Zugang zur Wohnung seiner Ex-Frau im niedersächsischen Stade verschafft, sie mit einer Waffe bedroht und das gemeinsame Kind in seine Gewalt gebracht. Anschließend war der Mann mit der Vierjährigen zum Hamburger Flughafen gefahren, hatte mit einem Mietauto mehrere Schranken durchbrochen und war bis aufs Flugfeld vorgedrungen. Dort warf er laut Anklage zwei Brandsätze, schoss dreimal in die Luft und drohte, sich und das Kind mit einem Sprengstoffgürtel in die Luft zu sprengen. Erst nach 18 Stunden gab der 35-Jährige auf und konnte festgenommen werden. Der vermeintliche Sprengstoffgürtel erwies sich als Attrappe.

Ex-Frau bezeichnete ihn als aufbrausend und aggressiv

Der Angeklagte hat die Taten weitgehend vor der Strafkammer am Landgericht gestanden. Als Zeugin hatte die Mutter des Kindes ihren Ex-Mann als aufbrausend und aggressiv beschrieben. Auch im Gerichtssaal wurde der Angeklagte schon mehrfach wütend und laut.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 12.06.2024 | 15:00 Uhr

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