Hamburger Abiturnoten etwas schwächer als im Vorjahr
Der erste Abitur-Jahrgang ohne Corona-Erleichterungen hat in Hamburg etwas schlechter abgeschnitten. Der Notenschnitt von 2,36 ist aber immer noch besser als beim letzten Vor-Corona-Jahrgang 2019.
Insgesamt waren 9.710 Schülerinnen und Schüler zu den Abiturprüfungen angetreten. Laut Schulsenatorin Ksenija Bekeris (SPD) haben 94,9 Prozent von ihnen das Abitur bestanden, nach 96,7 Prozent im Vorjahr. Nach vorläufigen Zahlen der Schulbehörde liegt der Notendurchschnitt insgesamt bei 2,36. Während der Abiturjahre mit Corona-Erleichterungen waren die Durchschnittsnoten den Angaben zufolge zwischen 2,27 und 2,31 - und damit minimal besser. Im letzten Vor-Corona-Jahr 2019 war sie mit 2,42 etwas schlechter. Das endgültige Ergebnis soll zu Beginn des kommenden Schuljahres vorliegen. Ähnliche Trends gab es laut Schulbehörde in Niedersachsen und Bayern. An den Hamburger Gymnasien lag die durchschnittliche Abiturnote bei 2,25, an den Stadtteilschulen bei 2,52 und an den Beruflichen Gymnasien bei 2,54.
Weniger Bestnoten als zuletzt
28,6 Prozent der Abiturientinnen und Abiturienten haben nach Angaben der Schulbehörde einen Einser-Schnitt, 49,6 Prozent einen Zweier-Schnitt und 21,7 Prozent einen Notendurchschnitt unter der Durchschnittsnote drei geschafft. "234 Mal wurde die Bestnote 1,0 vergeben - an insgesamt 83 Schulen. Im letzten Jahr waren es 264 Mal", so Bekeris. Damit sei der langjährige Trend zu immer mehr Bestnoten erstmals abgeschwächt, aber noch immer auf einem sehr hohen Niveau. "Auffällig ist: 61,3 Prozent der besonders guten Abiturnoten gingen an weibliche Prüflinge, während umgekehrt 54,2 Prozent der eher schlechten Abiturnoten an männliche Prüflinge ging", so die Senatorin weiter.
Mädchen schon lange besser als Jungen
Dass Mädchen generell besser abschneiden, sei seit Jahren so und liege wohl am individuellen Ehrgeiz. Behördensprecher Peter Albrecht sprach von einer "unterschiedlichen Anstrengungsbereitschaft", die bei Jungen vor allem in der Abiturphase oft nicht so ausgeprägt sei. Die meisten 1,0er-Abiture - insgesamt waren es zehn - gab es am Gymnasium Altona, gefolgt von jeweils neun an der Gelehrtenschule des Johanneums in Winterhude, am Marion-Dönhoff-Gymnasium in Blankenese und im Walddörfer-Gymnasium in Volksdorf.
Bester Abiturschnitt am Gymnasium Oberalster
Die besten Abiturzeugnisse an den staatlichen Gymnasien gab es mit einem Notenschnitt von 1,94 am Gymnasium Oberalster in Sasel, am Gymnasium Eppendorf mit 2,0 sowie am Christianeum in Othmarschen mit 2,02. Bei den Stadtteilschulen stachen vor allem die Stadtteilschule Winterhude mit einem Schnitt von 2,10, die Stadtteilschule Bergstedt mit 2,31 sowie die Max-Brauer-Schule in Ottensen/Bahrenfeld mit 2,33 hervor. Die meistgewählten Prüfungsfächer im schriftlichen Abitur waren laut Bekeris Englisch, Deutsch und Biologie, am wenigsten nachgefragt - nämlich nur von vier beziehungsweise zwei Schülern - waren die Fächer Chinesisch und Portugiesisch. Generell seien die Ergebnisse in den Kernfächern Deutsch, Englisch und Mathematik etwas schwächer ausgefallen als im Vorjahr.
CDU: Zu schlechte Noten in Deutsch und Mathe
Die CDU ist wegen der Abiturnoten in den Fächern Deutsch und Mathematik besorgt. "Durchschnittsnoten von 2,99 in Deutsch und 2,93 in Mathematik sind schwerwiegend und damit nochmals unter das Vorjahresergebnis gesunken", sagte die bildungspolitische Sprecherin Birgit Stöver. Das Abitur solle die allgemeine Hochschulreife bescheinigen, die sei allerdings in den vergangenen Jahren von Ausbildungsstätten und Arbeitgebern immer wieder infrage gestellt worden. Der Senat müsse außerdem sicherstellen, dass an den Grundschulen die Basisbildung sitze. "Dort entstandene Lücken werden in den weiterführenden Schulen nur noch erkennbar schwer zu schließen sein, wie gerade die Durchschnittsnote im Fach Deutsch deutlich zeigt."
Linke fordert Bildungsgerechtigkeit
Die Linken-Fraktionsvorsitzende Sabine Boeddinghaus warf der Schulbehörde vor, die Lage in den Schulen schönzureden. Dafür gebe es allerdings keinen Grund: "Hamburgs Schulsystem ist weder inklusiv noch gerecht." Seit Jahren verpufften Maßnahmen zur Beendigung der Bildungsungerechtigkeit und der Entkoppelung von Herkunft und Schulabschluss. "Hamburgs Senat muss dringend mehr für ein gerechtes und inklusives Bildungswesen tun", forderte Boeddinghaus. Dass gut 1.100 junge Menschen die Schule ganz ohne Abschluss verlassen, findet Boeddinghaus "besorgniserregend".