Hamburg nimmt weniger Steuern ein als bislang geplant

Stand: 23.05.2023 20:02 Uhr

Hamburg nimmt in den kommenden Jahren weniger Steuern ein als noch im Herbst gedacht. Das geht aus der Mai-Steuerschätzung hervor, die Finanzsenator Andreas Dressel (SPD) am Dienstag im Rathaus präsentiert hat.

In diesem Jahr stehen die Zeichen noch gut, unter anderem durch die Milliardendividende der Reederei Hapag-Lloyd kann Hamburg rund 124 Millionen Euro mehr einnehmen - verglichen mit der letzten Steuerschätzung im November vergangenen Jahres.

231 Millionen Euro weniger Steuern bis 2027

Ab dem kommenden Jahr muss Finanzsenator Dressel dann aber mit deutlich weniger Geld auskommen als zuletzt geplant. Insgesamt rund 231 Millionen Euro geringer als gedacht fällt die Schätzung für die Jahre 2023 bis 2027 aus. Dressel sagte, das sei eine Größenordnung, "mit der es jetzt schwer werden wird zu haushalten in den nächsten Jahren".

Dressel sieht Verantwortung beim Bund

Dressel sieht die Verantwortung dafür vor allem beim Bund. Der würde die Bundesländer zum Beispiel nicht in vollem Maße von den zusätzlichen Flüchtlingskosten entlasten. Ein wesentlicher Faktor sind laut Dressel außerdem die Folgen des Inflationsausgleichsgesetzes, das in der Schätzung vom November 2022 noch nicht berücksichtigt wurde. Ein Dorn im Auge ist Dressel dabei vor allem, dass die Schwelle für den Spitzensatz von 42 Prozent bei der Einkommensteuer zweimal spürbar angehoben wird. Damit sollen auch Spitzenverdienerinnen und -verdiener angesichts der hohen Inflation deutlich entlastet werden.

"Keine Spielräume für neue Projekte"

Hamburgs Finanzsenator sagte: "Das können wir uns in der gegenwärtigen Lage, was die Finanzen angeht, nicht leisten. Das ist nicht nötig." Dressel kündigte an, das Thema bei der kommenden Finanzministerkonferenz der Länder abermals auf den Tisch zu legen. Eine Haushaltssperre, wie sie etwa Schleswig-Holstein verhängt hat, ist in Hamburg jedoch nicht in Sicht. Zu solchen "drastischen Instrumenten" müsse er nicht greifen, sagte Dressel. Er fügte jedoch an die Adresse seiner Kolleginnen und Kollegen im Senat hinzu: "Spielräume für irgendwelche neuen Projekte, neue Themen, bestehen an keiner Stelle."

Opposition kritisiert Finanzsenator

Die Opposition in der Bürgerschaft kritisierte, dass der Finanzsenator für die schlechtere Einnahmesituation Bundesgesetze verantwortlich mache. Dressel betreibe "Augenwischerei, um davon abzulenken, dass er bei den eingebrochenen Einnahmen aus der Grunderwerbsteuer viel zu lange auf das Prinzip Hoffnung im aktuellen Haushalt gesetzt hat", sagte CDU-Haushaltsexperte Thilo Kleibauer. Anna von Treuenfels-Frowein warf Dressel Polemik gegenüber Bundesfinanzminister Christian Lindner (beide FDP) vor. Dies solle "vertuschen, dass Hamburgs absehbares Haushaltsproblem in großen Teilen hausgemacht ist: Rot-Grün verschwendet Abermillionen für eine wirkungslose Klimapolitik und eine gescheiterte Verkehrspolitik". Der haushaltspolitische Sprecher der AfD-Fraktion, Thomas Reich, sagte: "Hamburg bekommt jetzt mit voller Wucht die teilweise hausgemachten Probleme zu spüren." David Stoop (Die Linke) forderte, Vermögende sollten künftig stärker zur Kasse gebeten werden - statt sie durch das Inflationsausgleichsgesetz zu entlasten.

Weitere Informationen
Mehrere Geldscheine in Euro-Währung. © picture alliance / Zoonar Foto: Wolfgang Filser

Steuerfahnder ermitteln 100 Millionen Euro zusätzliche Steuern

In der Hamburger Jahresbilanz tauchen 2.765 Verfahren auf. Beim Ermitteln half auch ein Bargeldspürhund. (24.04.2023) mehr

«airbnb» steht auf einem Schlüsselanhänger. © dpa - Bildfunk Foto: Friso Gentsch

Ferienwohnungen in Hamburg: Vermieter müssen Steuern nachzahlen

Hamburg hat rund 900.000 Euro von Vermieterinnen und Vermietern nachgefordert, die ihre Zimmer über die Plattform airbnb anbieten. (17.04.2023) mehr

Das Hamburg Wappen zentral positioniert, im Hintergrund sind Geldscheine zu sehen. © NDR Foto: Screenshot

Hamburg nimmt deutlich mehr Steuern ein als erwartet

Wegen der hohen Steuereinnahmen konnte die Stadt 2022 so viel Schulden tilgen wie nie zuvor - trotz Corona-Krise und Folgen des Ukraine-Kriegs. (16.02.2023) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 23.05.2023 | 14:00 Uhr

Schlagwörter zu diesem Artikel

Steuern

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Ein Riss ist in der Außenfassade zwischen der West- und Südseite der Hauptkirche St. Michaelis in Hamburg zu sehen. © dpa Foto: Gregor Fischer

Schäden am Hamburger Michel sind größer als vermutet

Die Hamburger Hauptkirche ist eine Dauerbaustelle. Und nun sind bei aktuellen Arbeiten noch mehr Schwachstellen entdeckt worden. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?