Im Prozess gegen den Hamburger Flughafen-Geiselnehmer sitzt der Angeklagte im Landgericht im Sitzungssaal. (Archivfoto) © Daniel Bockwoldt/dpa

Hamburg: Zwölf Jahre Haft für Flughafen-Geiselnehmer gefordert

Stand: 14.06.2024 19:07 Uhr

Im Prozess gegen den Hamburger Flughafen-Geiselnehmer hat die Staatsanwaltschaft zwölf Jahre Haft für den Angeklagten gefordert. Die Vorwürfe gegen ihn hätten sich in der Beweisaufnahme bestätigt, sagte der Oberstaatsanwalt am Freitag in seinem Plädoyer.

Am 4. November vergangenen Jahres hatte der Angeklagte seine Tochter aus der Wohnung seiner Ex-Frau im niedersächsischen Stade entführt und war mit der Vierjährigen zum Flughafen gefahren. An einem Tor in der Nähe der Terminals durchbrach er drei Schranken und drang bis auf das Vorfeld des Flughafens vor. Dort warf er zwei Brandsätze aus dem Auto, schoss dreimal in die Luft und drohte, sich und das Kind in die Luft zu sprengen. Erst nach 18 Stunden gab er auf. Ein vermeintlicher Sprengstoffgürtel erwies sich als Attrappe. Der Angeklagte hat die Taten weitgehend gestanden.

Oberstaatsanwalt: "Tat stellt Gipfel der Selbstjustiz dar"

Mit Blick auf den Sorgerechtsstreit, der der Auslöser der Geiselnahme war, erklärte Oberstaatsanwalt Ulf Bornemann: "Die Tat stellt den Gipfel der Selbstjustiz dar." Das Wohl seines Kindes sei dem 35-Jährigen gleichgültig gewesen. "Haben Sie eigentlich mal darüber nachgedacht, dass Sie vor den Augen Ihrer Tochter hätten erschossen werden können?", fragte er den Angeklagten. Der Mann habe sich der Geiselnahme, der Entziehung Minderjähriger, der vorsätzlichen Körperverletzung und des Verstoßes gegen das Waffengesetz schuldig gemacht.

Verteidigung stellt keinen konkreten Strafantrag

Seine Verteidigerin Anna Carlotta Bloch wies darauf hin, dass sich ihr Mandant im Sorgerechtsstreit massiv ungerecht behandelt fühlte. Er habe die Tat aus Verzweiflung verübt, weil er seine Tochter 14 Monate lang nicht sehen durfte. Während der Geiselnahme auf dem Flughafen habe er schon vorher aufgeben und das Kind der Mutter übergeben wollen. Das Gericht sollte darum einen minderschweren Fall der Geiselnahme in Erwägung ziehen, sagte Bloch. Die Anwältin stellte keinen konkreten Strafantrag. 

Das Hamburger Landgericht hat das Urteil für den 25. Juni angekündigt.

Weitere Informationen
Im Prozess gegen den Hamburger Flughafen-Geiselnehmer sitzt der Angeklagte (r.) im Landgericht im Sitzungssaal neben seiner Rechtsanwältin. Das Gesicht des Angeklagten ist gepixelt. © picture alliance / dpa Foto: Daniel Bockwoldt

Hamburger Flughafen-Geiselnehmer laut Gutachterin voll schuldfähig

Der Angeklagte hatte im November seine Tochter entführt und den Airport Hamburg lahmgelegt. Ist er psychisch krank? Eine Psychiaterin sagte vor Gericht aus. (12.06.2024) mehr

Ein Mann sitzt in einem Gerichtssaal in Hamburg. Er soll sein Kind entführt und den Flugbetrieb am Hamburger Flughafen stundenlang lahmgelegt haben. © Marcus Brandt/dpa Foto: Marcus Brandt/dpa

Hamburg: Ex-Frau sagt in Prozess gegen Flughafen-Geiselnehmer aus

Der Angeklagte hatte im November seine Tochter entführt und den Betrieb des Hamburger Flughafens lahmgelegt. Seine Ex-Frau beschrieb ihn als aggressiv. (05.06.2024) mehr

Ein Angeklagter sitzt in einem Gerichtssaal des Strafjustitzgebäudes in Hamburg. Er muss sich wegen Geiselnahme, Entziehung Minderjähriger, vorsätzlicher Körperverletzung und Waffendelikten verantworten. © picture alliance / dpa Foto: Ulrich Perrey

Geiselnehmer vom Hamburger Flughafen: Wutausbruch bei Prozess

Der Angeklagte hatte im November seine Tochter entführt und den Betrieb des Airports lahmgelegt. Außerdem sagte die Polizistin aus, die mit ihm verhandelt hatte. (30.05.2024) mehr

Ein Mann (l.) sitzt in einem Gerichtssaal in Hamburg. Er soll sein Kind entführt und den Flugbetrieb am Hamburger Flughafen stundenlang lahmgelegt haben. © NDR Foto: Elke Spanner

Geiselnahme am Hamburger Flughafen: 35-Jähriger legt Geständnis ab

Der Angeklagte hatte im November vergangenen Jahres seine Tochter entführt und den Hamburger Flughafen für 18 Stunden lahmgelegt. (29.04.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 14.06.2024 | 15:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

EM-Fanfest auf dem Heiligengeistfeld. © NDR Foto: Screenshot

EM-Fanfest in Hamburg: Zehntausende feiern DFB-Sieg gegen Dänemark

Auf dem Heiligengeistfeld versammelten sich rund 50.000 Fußball-Fans, sodass der Einlass zur Fan Zone kurz nach Spielstart gestoppt wurde. mehr