"Hamburg-Standard": Neues Konzept soll Baukosten reduzieren
Wie kann künftig bezahlbarer und attraktiver Wohnraum geschaffen werden? Mit dieser Frage haben sich Expertinnen und Experten aus Politik, Verwaltung, Bau- und Wohnungswirtschaft beschäftigt. Am Montag stellte Stadtentwicklungssenatorin Karen Pein (SPD) das Ergebnis vor: den neuen "Hamburg-Standard".
Im Schnitt fallen zurzeit bei Neubauten Kosten von rund 4.600 Euro pro Quadratmeter an. In vielen Bereichen müsse man schauen, wo es schneller, effizienter und damit auch kostengünstiger gehen könnte. "Unser Ziel war es, die Baupreise um ein Drittel zu senken, das sind 1.500 Euro. Wir haben Einsparpotentiale von bis zu 2.000 Euro erarbeitet", sagte Pein.
Änderungen mit dem "Hamburg-Standard"
Mit am meisten lässt sich bei den Bau-Standards einsparen. Wohnungsbauer und spätere Bewohnerinnen und Bewohner sollen künftig Verträge unterschreiben, dass auf einige DIN-Normen verzichtet wird. Als Beispiel nennt der Präsident der Ingenieurkammer-Bau, Stefan Weihrauch, "die Abweichung von überzogenen Baustandards wie den Verzicht auf Trittschalldämmung auf Balkonen und Dachterrassen."
Außerdem solle geprüft werden, wo im Planungsablauf Bauherren, Baufirmen und Behörden besser zusammenarbeiten könnten. Laut Pein würden hier auch vergleichsweise kleine Dinge helfen, wie ein Organigramm, das aufzeigt, wer für was in der Verwaltung bei Genehmigungsverfahren zuständig ist.
Zudem könne bei Fußboden-Heizungen entschieden werden, dass nicht auch die Flure beheizt werden. Die Hamburger Feuerwehr könnte außerdem darauf verzichtet, alle Neubauten mit der großen Drehleiter zu evakuieren. Künftig reichen da auch tragbare Steckleitern.
Pein: "Wir brauchen im Wohnungsbau einen Kulturwandel"
Man dürfe sich unter dem neuen "Hamburg-Standard" aber nicht vorstellen, dass nur noch ein genormtes Haus in Hamburg in Serie gebaut wird, erklärte die Stadtentwicklungssenatorin. "Wir haben da einen Marathon vor uns. Wir brauchen im Wohnungsbau einen Kulturwandel."
Pilotprojekt im Wilhelmsburger Rathausviertel
Die Vorschläge des "Hamburg-Standard" sollen jetzt in der Praxis erprobt werden. Das erste Pilotprojekt dafür ist das Wilhelmsburger Rathausviertel, wo 1.900 neue Wohnungen entstehen sollen.
Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) machte keine Hoffnung, dass die Mieten nun schnell sinken werden. "Wir haben 100.000 Wohnungen fertig. Aber wir werden vermutlich noch einmal 100.000 Wohnungen brauchen, bis dieser Entlastungseffekt im Mietmarkt einsetzt", so Tschentscher. Beim Ziel von 10.000 Baugenehmigungen jährlich könnte es also zehn Jahre dauern, bis Hamburgs Mieten spürbar sinken.
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