Kommentar: Mobilitäts-Ende statt Mobilitätwende in Hamburg?
Kaum nähern sich die Ferien, werden neue Baustellen aufgemacht - neben den vielen bekannten. Diese Woche hat es Hamburgs Verkehrsbehörde offenbar übertrieben, denn am Donnerstag brach Hamburgs Innenstadtverkehr komplett zusammen. Und die Behörde warnte davor, am Wochenende mit dem Auto in die City zu fahren. Ist das normal? Unser Hamburg Kommentar von Reinhard Postelt.
Großstadt heißt Mobilität. So habe ich das mal gelernt: Schnell überall hinkommen, mit der U-Bahn ins Kino, mit dem Auto ins Grüne, mit dem Flugzeug in den Urlaub. Für Hamburg gilt das nicht mehr. Ver.di und die GDL legen permanent und ungeniert den Verkehr lahm. Und was die Gewerkschaften nicht schaffen, erledigt dann Hamburgs Verkehrsbehörde durch ein Übermaß an Baustellen.
Der Innenstadtverkehr bricht zusammen
Stopp, die Verkehrsbehörde heißt ja in Wirklichkeit "Behörde für Verkehr und Mobilitätswende". Diese Woche wäre Behörde für Mobilitäts-Ende ehrlicher gewesen. Da bricht am Donnerstag erneut der Innenstadtverkehr so zusammen, dass die Busfahrerinnen und -fahrer aufgeben, ihre Fahrgäste rauslassen und umdrehen. Wenn - wie selbst beobachtet - eine Seniorin mit Rollator lässig an allen Autos und Bussen vorbeizieht, sollte man im Senat mal die Augen aufmachen: So geht es nicht weiter!
Wo sind eigentlich die Baustellenkoordinatoren?
Zu viele neue Großbaustellen legen jeden Verkehr lahm. Überraschend kam nur die Schadstelle auf der Norderelbbrücke hinzu. Was machen eigentlich die gut 20 Baustellenkoordinatoren und -koordinatorinnen der Stadt? Offenbar haben sie erst am Mittwoch bemerkt, dass auch noch die Bürgerweide gesperrt wird. Denn da rief die Verkehrsbehörde besorgt bei NDR 90,3 an mit der dringenden Bitte: Warnt davor, mit dem Auto in die City zu fahren!
Einige Großbaustellen kommen erst noch
Natürlich geht es nicht ohne Baustellen. Und der Bau von Radstreifen ist sinnvoll. Aber müssen es pro Jahr gleich 60 Kilometer sein? Zudem wird Stromnetz Hamburg bald doppelt so viele Straßen aufgraben wie jetzt, um genug Strom für die Energiewende zu verteilen. Und die dicksten Baustellen kommen ja noch: Der Bau der U5 legt bereits Teile der City Nord lahm und wird das in einigen Jahren auch mit Hamburgs Innenstadt machen. Zudem soll ein S-Bahntunnel unter Dammtor, Sternschanze und Altona gebaut werden. Das heißt ein Dutzend gigantische Baugruben, wo jetzt Hauptstraßen laufen - jeweils rund fünf Jahre lang.
Der Senat muss endlich handeln
Der rot-grüne Senat braucht eine neue Baustellen-Strategie. Sonst kommt man bald wirklich nur noch mit dem Fahrrad voran - oder der Bahn. Und auf der Straße gilt maximal Tempo 30. Grüne Träume. Die SPD lehnt das ab. Aber sie muss im Senat endlich eingreifen.