Ein Mädchen mit einem Fußball. © picture alliance/dpa Foto: Federico Gambarini
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AUDIO: Streit im Hamburger Fußballverband wegen Förderung von Frauenfußball (3 Min)

Große Wut bei Hamburgs Fußballfrauen über Pläne des HFV

Stand: 19.03.2023 17:20 Uhr

Das Präsidium des Hamburger Fußball-Verbandes (HFV) will den vor 50 Jahren gegründeten Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball ab der nächsten Saison abschaffen. Nach Recherchen von NDR 90,3 sorgen diese Pläne für großen Ärger.

Wie soll künftig der Spielbetrieb im Hamburger Fußball organisiert werden? Was nach einer rein formalen Frage klingt, sorgt im Hamburger Fußball-Verband aktuell für hochemotionale Diskussionen, für Frust und viel Enttäuschung. Nach den Plänen des Verbands-Präsidiums soll es den vor 50 Jahren gegründeten Ausschuss für Frauen- und Mädchenfußball ab der nächsten Saison nicht mehr geben. Einige Vereinsvertreterinnen sprechen von einem Rückfall in die Steinzeit der Gleichberechtigung.

"Das ist gegen jegliche Frauenförderung", sagt die Vorsitzende des 1. Frauen Fußballclubs Elbinsel, Cordula Radtke. "Die große Befürchtung ist, dass mit dieser Reform die Frauen und Mädchen im Fußball auf der Stecke bleiben."

Strukturreform sorgt für Unverständnis

Derzeit gibt es im HFV drei Spielausschüsse: einen für Herrenfußball, einen für die männliche Jugend und einen für Frauen und Mädchen. Der kümmert sich seitdem um die Organisation des Spielbetriebs für alle weiblichen Teams und gibt den Vereinen mit Frauenfußball im Verband eine Stimme. Warum der Ausschuss nun wegfallen soll, bleibt für Radtke völlig unklar: "Wir wurden nicht mitgenommen und wissen überhaupt nicht, auf welchen Erkenntnissen diese Entscheidung fußt." Auch die ehemalige DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg, die den Hamburger Ausschuss für Mädchen- und Frauenfußball vor 50 Jahren mitgegründet hat, versteht die geplante Strukturreform nicht. Bisher war Hamburg im Bereich Frauenfußball für viele andere Landesverbände immer Vorbild und Vorreiter. "Das, was andere nach und nach auch als richtig und wichtig entdeckt haben, wird bei uns jetzt so in Frage gestellt, dass sogar die Auflösung bevorsteht."

HFV-Präsident weist Kritik zurück

Kritik, die HFV-Präsident Christian Okun vehement zurückweist. Schon im vergangenen Jahr seien die Ausschüsse laut Okun über die Idee einer Neustrukturierung informiert worden. "Wir haben festgestellt, dass es Optimierungsbedarf gibt", sagt Okun. Deshalb sollen im Sommer alle drei bisherigen Spielausschüsse aufgelöst und durch nur noch zwei neue Spielausschüsse ersetzt werden: Der neue Ausschuss für den Erwachsenenspielbetrieb soll dann die Spiele der Männer und Frauen organisieren. Der neue Ausschuss für Kinder und Jugendliche ist laut Strukturentwurf für alle Spiele von Jungen und Mädchen zuständig. Zusätzlich sollen noch Fach-Arbeitsgruppen eingerichtet werden.

Neue Struktur soll effizienter werden

Für Okun geht es bei der Reform vor allem um Effizienz: bestehende Doppelstrukturen sollen aufgelöst, Synergien geschaffen werden. Die Befürchtung, dass die Frauen-Teams dann im immer noch männerdominierten Fußball untergehen, teilt der Verbandspräsident nicht: "In den neuen Ausschüssen sollen Männervertreter und -Vertreterinnen gleichberechtigt neben Frauen-Vertreterinnen und Vertretern sitzen."

Satzungsänderung: Abstimmung im Juni geplant

Eine Idee, die in den Vereinen nicht alle überzeugt und die Emotionen hochkochen lässt. Bei Aussprache-Terminen soll es laut Teilnehmehmenden zuletzt zu Pöbeleien und verbalen Angriffen gekommen sein. Ratzeburg wünscht sich deshalb, dass die Strukturreform vertagt und noch einmal überdacht wird. Möglicherweise auch mit Hilfe neutraler Expertinnen und Experten von DOSB oder DFB. Okun will dagegen am laufenden Prozess festhalten. Auf dem Verbandstag am 1. Juni soll über eine entsprechende Satzungsänderung abgestimmt werden.

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | 19.03.2023 | 18:05 Uhr

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