Großbrand in Hamburg: Feuerwehr nach zwei Tagen weiter vor Ort

Stand: 11.04.2023 21:15 Uhr

Wegen des Großbrandes, der am Sonntagmorgen in der Billstraße im Stadtteil Rothenburgsort ausgebrochen war, war die Hamburger Feuerwehr auch am Dienstag noch immer im Einsatz. Mehrere Lagerhallen hatten in Flammen gestanden.

Noch immer ist die Hamburger Feuerwehr mit einer Brandwache vor Ort, teilte sie am Dienstagabend mit. Der Brand sei inzwischen zu 95 Prozent gelöscht. In einzelnen Bereichen der stark einsturzgefährdeten Lagerhallen sind aber nach wie vor Brandherde und Glutnester zu finden. Außerdem sind Rauchfahnen deutlich sichtbar. Diese Brandherde können von der Feuerwehr und dem Technischen Hilfswerk (THW) aber nicht erreicht werden, ohne dass sich Einsatzkräfte in Lebensgefahr begeben würden.

Abbruchfirmen müssen Trümmer räumen

Darum müssten die Grundstücksbesitzer nun erstmal spezialisierte Abbruchunternehmen beauftragen, die die Trümmer räumen. Erst dann könnten die letzten Brandherde erreicht und auch gelöscht werden können. Eine Prognose, wann das der Fall sein wird, konnte die Feuerwehr nicht abgeben. Der Einsatz werde sich aber wohl noch einige Zeit hinziehen.

Großeinsatz mit hohem Materialaufwand

Laut Feuerwehr waren bei dem Großbrand insgesamt rund 400 Einsatzkräfte vor Ort. Sechs Löschzüge der Berufsfeuerwehr, mehrere Freiwillige Feuerwehren, das Technische Hilfswerk und die Polizei beteiligten sich am Ostersonntag an der Brandbekämpfung. Bei den Löscharbeiten wurden auch Drehleitern eingesetzt. Feuerwehrsprecher Jan Ole Unger sprach von einem Inferno. Jetzt müssen bei der Feuerwehr zahlreiche Ausrüstungsteile ersetzt werden. "Wir haben viele Hundert Atemschutzmasken verbraucht, mehrere Hundert Atemluftflaschen und Atemschutzgeräte. Das muss alles gereinigt und desinfiziert werden", sagte Unger NDR 90,3. Außerdem habe man viele Kilometer Schläuche verlegt, allein vom Löschboot zur Einsatzstelle. Unger schätzte, dass man wohl etwa auf zehn Kilometer Schläuche komme.

Schläuche der Feuerwehr hängen in Hamburg-Rothenburgsort über ein Brückengeländer. © picture alliance/dpa Foto: Jonas Walzberg
AUDIO: Löscharbeiten in Rothenburgsort: Hoher Aufwand für Feuerwehr (1 Min)

Brandursache und Sachschaden noch unklar

Ein Autohof in Rothenburgsort steht in Flammen © TVNK
Eine Aufnahme aus der Luft zeigt das Ausmaß des Großbrandes.

Von dem rund 17.000 Quadratmeter großen Lagerhallen-Komplex in Rothenburgsort ist kaum noch etwas übrig, die Gebäude sind größtenteils eingestürzt. Wie das Feuer ausbrechen konnte, ist noch unklar. Die Feuerwehr war am Sonntag gegen 4.40 Uhr in die Billstraße gerufen worden. Zuerst hatten dort mehrere Autos und Waschmaschinen gebrannt. Dann konnte sich das Feuer schnell ausbreiten, offenbar weil es Probleme mit der Wasserversorgung gab und der Wind ungünstig stand. Binnen kürzester Zeit standen mehrere Lagerhallen in Vollbrand. Es kam auch immer wieder zu Detonationen. Über der Brandstätte stand eine riesige Rauchsäule, Rauchwolken und Asche wurden Richtung Innenstadt geweht. Wegen der starken Rauchentwicklung trugen die Einsatzkräfte Atemschutzmasken. Verletzt wurde niemand. Zum Sachschaden gibt es weiterhin keine Angaben.

GdP fordert mehr Kontrollen in der Gegend

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) fordert unterdessen strengere Kontrollen. In dem Gewerbegebiet würden viele Firmen tonnenweise Schrott auf engstem Raum lagern, so der stellvertretende GdP-Landesvorsitzende Lars Osburg. "Es ist innerhalb von 18 Monaten der zweite verheerende Großbrand, den wir dort haben. Wir haben immer wieder das Problem, dass diese Brände sehr schnell außer Kontrolle geraten", so Osburg. In der Billstraße würden alte Kühlschränke vier- oder fünffach übereinandergestapelt gelagert werden, alles auf engstem Raum. "Da haben wir erhebliche Zweifel, ob der Rechtsstaat dort wirklich funktioniert und ob dort nicht erheblich mehr Kontrollen stattfinden müssten, um genau solche Brände zu verhindern", ergänzte der GdP-Landeschef.

Amtliche Warnmeldung ist aufgehoben

Eine amtliche Warnmeldung der Innenbehörde wurde erst am Montagmittag aufgehoben. Zuvor hatte die Behörde sie wegen starken Rauches und daraus resultierender Geruchsbelästigung weiter aufrecht erhalten. Das betroffene Gebiet sollte gemieden werden.

Am Sonntagmorgen waren der Brand und die Rauchentwicklung in einer amtlichen Warnmeldung zunächst als "Extreme Gefahr" eingestuft worden. Die Bevölkerung könne "durch Rauchgase und chemische Bestandteile in der Atemluft" beeinträchtigt werden, hieß es. Am Sonntagmittag wurde die Warnmeldung aktualisiert und nur noch als "Gefahreninformation" eingestuft. Den Angaben zufolge wurden im Stadtgebiet keine erhöhten Schadstoff-Messwerte festgestellt. Die Innenbehörde verschickte die Warnmeldungen über die Warn-Apps KATWARN und NINA. Auch das Warn-System Cell Broadcast löste aus.

Auswirkungen auf Bahnverkehr

Polizisten stehen an einer Haltestelle am Bahnhof Hamburg-Rothenburgsort, während Flammen eines Großbrandes im Hintergrund zu sehen sind. © Jonas Walzberg/dpa
Die Brandststätte befindet sich in der Nähe der S-Bahn-Haltestelle Rothenburgsort.

Wegen des Feuers war auch der Bahnverkehr stundenlang beeinträchtigt. Am Sonntagvormittag mussten aufgrund des Feuers die Gleise zwischen Hamburg und Büchen gesperrt werden. Züge zwischen Hamburg und Berlin wurden umgeleitet und verspäteten sich bis zu 90 Minuten. Züge zwischen Hamburg und Rostock fielen aus. Erst am Sonntagnachmittag lief der Zugverkehr wieder an, es kam aber noch zu Folgeverspätungen.

Die S-Bahn Hamburg hatte wegen des Feuerwehreinsatzes die Strecke zwischen Berliner Tor und Billwerder-Moorfleet für mehrere Stunden gesperrt. Am Sonntagnachmittag wurde die Streckensperrung aufgehoben. Ab dem frühen Montagmorgen konnten auch wieder S-Bahnen an der Haltestelle Rothenburgsort halten.

Weitere Informationen
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Großeinsatz für die Hamburger Feuerwehr in Rothenburgsort

Am frühen Sonntagmorgen ist ein Feuer auf einem Autohof ausgebrochen. Finn Kessler berichtet. (09.04.2023) 1 Min

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 11.04.2023 | 13:00 Uhr

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