Andy Grote (Hamburger Innensenator/l.)) und Oke Göttlich (Präsident des FC St. Pauli) © Witters Foto: Valeria Witters
Andy Grote (Hamburger Innensenator/l.)) und Oke Göttlich (Präsident des FC St. Pauli) © Witters Foto: Valeria Witters
Andy Grote (Hamburger Innensenator/l.)) und Oke Göttlich (Präsident des FC St. Pauli) © Witters Foto: Valeria Witters
AUDIO: Wurden die Freikarten-Ermittlungen frühzeitig eingestellt? (2 Min)

FC St. Pauli-Freikarten: Wurde Grote vor Ermittlung geschützt?

Stand: 14.10.2022 13:34 Uhr

Hat Hamburgs Innensenator Andy Grote (SPD) in seiner Zeit als Bezirksamtsleiter Mitte zu Unrecht in mehreren Fällen VIP-Freikarten für Spiele des FC St. Pauli erhalten? Und hat die Hamburger Staatsanwaltschaft bei den Ermittlungen wegen möglicher Vorteilsnahme im Amt ein Auge zugedrückt? Das legt ein aktueller Bericht von T-Online nahe.

Vor drei Jahren hat diese Geschichte schon einmal Wellen geschlagen: Der jetzige Innensenator Andy Grote hat zwischen 2013 und 2016 offenbar mehrmals Karten für die VIP-Loge des FC St. Pauli vom Verein bekommen. Damals war er Bezirkschef in Hamburg-Mitte. Die Hamburger Staatsanwaltschaft ist damals einem Anfangsverdacht nachgegangen, ob es sich um Korruption handeln oder Vorteilsnahme im Amt sein könnte. 2019 hat sie aber entschieden, dass der Verdacht für weitere Ermittlungen nicht ausreicht.

Generalstaatsanwalt soll Ermittlungen eingestellt haben

Jetzt sind vermeintliche Vermerke aus dieser Dienstbesprechung an die Presse gelangt und aus denen soll hervorgehen, dass Generalstaatsanwalt Jörg Fröhlich gegen weitere Ermittlungen und eine mögliche Hausdurchsuchung bei Grote war - auch mit Blick auf die damals anstehende Bürgerschaftswahl. Nun steht erneut der Vorwurf im Raum, dass Andy Grote einen "Promi-Bonus" bekommen hat.

Senat rechtfertigte Freikarten mit "notwendiger Vernetzung"

Mit einer "notwendigen Vernetzung" von Amtspersonen erklärte der Senat, dass Einladungen auch angenommen werden könnten, ohne dass es gleich als Bestechung oder Vorteilnahme ausgelegt wird. Beispielsweise wenn ein Bezirksamtsleiter sich im VIP-Bereich aufhält und dort möglicherweise auch dienstliche Gespräche führt. CDU Und Linke hatten in dieser Angelegenheit schon 2019 ausführlich nachgefragt.

Keine Stellungnahme von Grote

Innensenator Grote selbst äußert sich nicht zu den erneuten Vorwürfen. Was die Staatsanwaltschaft damals beschlossen habe, darüber wisse man nichts, heißt es aus der Innenbehörde. Auch die Staatsanwaltschaft will von möglichen "Geheimvermerken" und einer "Solo-Entscheidung des Generalstaatsanwalts" auch nichts wissen.

Nach Party- und Pimmel-Gate der nächste Vorwurf

Hinweise auf politische Einflussnahme auf die Staatsanwaltschaft gibt es weiterhin nicht. Nach einem Partyskandal in der Corona-Zeit und dem Pimmel-Gate dürfte aber allein der Verdacht, dass Andy Grote Amtsvorteile ausgenutzt haben könnte, bei vielen Hamburgerinnen und Hamburgern einen schalen Beigeschmack hinterlassen.

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Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 14.10.2022 | 13:00 Uhr

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