Elterninitiative fordert Abitur nach neun Jahren in Hamburg
An Hamburgs Gymnasien wurde 2003 das Abitur in acht Jahren eingeführt. In anderen Bundesländern wird wieder auf G9, also ein Abitur nach neun Jahren, zurückgewechselt. Die Elterninitiative "G9 Hamburg" fordert nun auch für die Hansestadt eine Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren.
Die Kinder würden nicht gesehen, weil die Politik Ruhe wolle, klagt die Elterninitiative "G9 Hamburg", die für die Abschaffung des Turbo-Abis an den Gymnasien ist. Die Begründung: Schülerinnen und Schüler würden noch immer unter Lernrückständen nach Corona leiden, Lehrkräfte hätten Probleme mit den neuen Bildungsplänen und Bundesländer wie Schleswig-Holstein, Hessen und Bayern seien bereits zum Abitur nach neun Jahren zurückgekehrt.
Weniger Druck für Schülerinnen und Schüler
Die Initiative erhofft sich durch das Extraschuljahr mehr Ruhe beim Lernen für die Schülerinnen und Schüler. "Es gibt mehr Zeit, Druck wird rausgenommen. Wichtig ist, dass nicht nur Stoffvermittlung stattfindet, sondern eben auch Kompetenzen vermittelt werden durch Versuche, durch hinterfragen - und das ist erwiesenermaßen besser, wenn man dafür mehr Zeit hat", sagt ein Unterstützer.
Eltern wollen Volksinitiative starten
Nachdem 2014 bereits ein Volksbegehren zur Thematik gescheitert war, hat die neue Elterninitiative nun erneut eine Online-Petition gestartet. Knapp 6.000 Menschen haben bereits unterschrieben. In etwa zwei Wochen wollen die Eltern auch eine Volksinitiative starten, der erste Schritt der Volksgesetzgebung in Hamburg.
Rabe: Schüler haben in Hamburg bereits die Wahl
Hamburgs Gymnasiastinnen und Gymnasiasten machen das Abitur in acht Jahren. An den Stadtteilschulen haben sie ein Jahr länger Zeit. Ein Wechsel zwischen den Schulen ist nach der 6. und 10. Klasse möglich. Damit hätten Schülerinnen und Schüler die Wahl, sagt Schulsenator Ties Rabe (SPD). Jetzt umkehren, wie es viele andere Bundesländer getan haben, wolle er nicht: "Ich habe die Erfahrung gemacht, das Beste, was man Kindern antun kann, ist es, solche dauernde Gewaltreformen zu lassen." Es brauche Ruhe, damit eine Schule gut funktioniere, so Rabe weiter.
Weitere Lehrkräfte und mehr Räumlichkeiten wären nötig
Bei einem Abitur nach neun Jahren würde die Zahl der Schülerinnen und Schüler wegen des zusätzlichen Schuljahres um 6.000 steigen. Zudem würden weitere Lehrkräfte und noch mehr Räume nötig. Laut dem Statistischen Bundesamt gibt Hamburg im Jahr 11.700 Euro pro Schülerin oder Schüler aus. Mit einer längeren Schulzeit würden die Kosten für Bildung weiter steigen.