Elbtower: SPD Hamburg spricht von möglichem Abriss

Stand: 21.05.2024 20:00 Uhr

Hamburgs SPD schließt einen Abriss des Elbtowers nicht mehr aus. Zu NDR 90,3 sagte Fraktionschef Dirk Kienscherf, in Zukunft könne es auch darum gehen, ob tatsächlich ein Abriss infrage käme. Es werde kein Steuergeld in den Wolkenkratzer fließen.

Für den unfertigen Elbtower tickt die Uhr. Bis Januar muss der Insolvenzverwalter Investoren finden, sonst fallen Grundstück und Gebäudestumpf an die Stadt. SPD-Fraktionschef Dirk Kienscherf sagte dazu: "Wir sind verantwortlich. Aber es wird darum gehen, das Grundstück zu verwerten. Es kann sich auch die Frage stellen, ob tatsächlich ein Abriss infrage kommt." Damit setzt Kienscherf die Alt-Investoren unter Druck, Geld nachzuschießen.

Kienscherf: Keine Steuergelder investieren

Selber bauen will der Senat nicht: "Wichtig ist nur: Wir werden den Elbtower nicht zu Ende bauen und wir werden keine Steuergelder investieren. Die Stadt ist da in einer sehr guten Verhandlungsposition." Auf keinen Fall soll der Stumpf dauerhaft als Mahnmal des Scheiterns stehen bleiben.

Der Rohbau des Elbtowers © NDR Foto: Marc-Oliver Rehrmann
AUDIO: Opposition kritisiert Krisenmanagement beim Elbtower (1 Min)

Elbtower soll nicht als Mahnmal stehen bleiben

Scharfe Kritik äußerte dagegen die CDU. Die Abgeordnete Anke Frieling vermutete, bei der SPD breche angesichts ihres Elbtower-Desasters offensichtlich Panik aus: "Jetzt sinniert der SPD-Fraktionschef schon vom Abriss des Olaf-Scholz-Gedenkturms." Auch der haushaltspolitische Sprecher der CDU, Thilo Kleibauer, zeigte sich skeptisch: "Es wirkt sehr planlos, wie die Stadt agiert. Und das ist ein großes finanzielles Wagnis." Kleibauer findet, es räche sich, dass der Senat dem Pleite-Investor René Benko vertraut habe.

Sudmann: Abriss wäre Akt der Verzweiflung

Heike Sudmann von den Linken bezeichnete den möglichen Abriss des Elbtowers als Akt der Verzweiflung: "Es geschieht SPD und Grünen recht, dass man jetzt sehen kann, was sie da für einen Mist gemacht haben." Wenn jetzt der Senat nicht zu Potte komme und kein Investor gefunden werde, sei das richtig schlecht. Einen Abriss müsste der Senat aus Steuergeldern selbst zahlen, kritisierte die Linke.

Bau ist seit Oktober gestoppt

Seit Ende Oktober vergangenen Jahres ruhen die Arbeiten auf der Baustelle des Elbtowers in der Hafencity. Denn das beauftragte Bauunternehmen wartet auf Millionen, die die Signa Gruppe des österreichischen Immobilienunternehmers Benko nicht bezahlt hat. Die Eigentümerin des Grundstücks, die Elbtower Immobilien GmbH & Co. KG, eine mittelbare Tochter der insolventen Signa Prime Selection AG, ist ebenfalls pleite.

Weitere Informationen
Drohnenaufnahme des halbfertigen Elbtowers mit einem Baukran davor © NDR
8 Min

Hamburger Elbtower: Baubeginn ohne Kapital

Recherchen von Panorama 3 legen nahe: Dass der Elbtower als Bauruine endet, war absehbar. Denn die Finanzierung war schon vor der Pleite von René Benko teils weggebrochen - unbemerkt. Wie konnte das passieren? (08.05.2024) 8 Min

Blick auf den Rohbau des Hamburger Elbtowers, im Vordergrund steht eine S-Bahn an der S-Bahnstation Elbbrücken. © dpa Foto:  Jochen Tack

Immobilienexperte rechnet mit Weiterbau von Hamburger Elbtower

Für den Weiterbau des Elbtowers stehen die Chancen gut. Das meint ein Hamburger Immobilienexperte der Becken Holding. (18.04.2024) mehr

Die Baustelle des Elbtower in Hamburg. © Screenshot

Elbtower in Hamburg: Die Linke fordert Aufklärung durch Ausschuss

Die Bauarbeiten ruhen. Welche Verantwortung trägt der Senat? Das will die Linke aufarbeiten lassen. Doch ob ein Untersuchungsausschuss zustande kommt, ist fraglich. (02.03.2024) mehr

Der Elbtower-Rohbau leuchtet in der Nacht. © picture alliance/dpa Foto: Markus Scholz

Elbtower-Grundstück: Hamburg will Rückkaufrecht noch nicht nutzen

Das wurde am Freitag im Haushaltsausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft bekannt. Die Stadt will den Investoren Zeit geben, sich nach der Insolvenz neu zu sortieren. (09.02.2024) mehr

Dieses Thema im Programm:

NDR 90,3 | NDR 90,3 Aktuell | 21.05.2024 | 07:00 Uhr

Mehr Nachrichten aus Hamburg

Michael Kruse, FDP-Landesvorsitzender in Hamburg, beim Sommerfest der FDP in Bergedorf. © picture alliance / rtn - radio tele nord Foto: rtn, patrick becher

FDP-Spitzenpolitiker Michael Kruse zieht sich aus Politik zurück

Die Hamburger FDP muss künftig auf Kruse verzichten. Der Bundestagsabgeordnete will aus der aktiven Politik aussteigen. mehr

Das Logo von #NDRfragt auf blauem Hintergrund. © NDR

Umfrage zum Fachkräftemangel: Müssen wir alle länger arbeiten?