Demonstrant bei Mai-Demo verletzt: Ermittlungen gegen Polizisten
Mehr als 5.000 Menschen sind am 1. Mai in Hamburg bei mehreren Demonstrationen linker Gruppen auf die Straße gegangen. Am Bahnhof Schlump wurde ein Mann bei einer Polizeiaktion schwer verletzt. Gegen den Polizisten wird nun ermittelt.
Videoaufnahmen zeigen, wie zahlreiche Demonstrantinnen und Demonstranten den Bahnhof Schlump verlassen und offenbar versuchen, vor der Polizei wegzurennen. Dabei rempelt ein Polizist einen der Demonstranten mit Wucht um. Der 19-Jährige schlug hart mit dem Kopf auf den Boden und musste vom Rettungsdienst versorgt werden. Mit Verdacht auf ein Schädel-Hirn-Trauma kam der Verletzte in ein Krankenhaus. Der Beamte wurde nach dem Zwischenfall aus dem Einsatz entfernt. Was dem umstrittenen Einsatz am Bahnhof Schlump vorausgegangen war, ist laut Polizei noch unklar.
19-Jähriger aus Krankenhaus entlassen
Nach Angaben der Innenbehörde hat sich der Zustand des 19-Jährigen verbessert. Nach Informationen von NDR 90,3 ist er inzwischen aus dem Krankenhaus entlassen worden. Gegen den Polizisten ermittelt nun das Dezernat Interne Ermittlungen. Es bestehe der Verdacht auf Körperverletzung im Amt, sagte ein Sprecher der Innenbehörde am Dienstag. Dem Beamten droht jetzt mindestens ein Disziplinarverfahren.
Polizeiwissenschaftler sieht Fehlverhalten eines Einzelnen
Polizeiwissenschaftler Rafael Behr, der auch an der Akademie der Polizei in Hamburg unterrichtet, sprach nach dem Vorfall von einer "Mischung aus Unfall und bewusster Körperverletzung, die aber nicht im Kollektiv ausgeübt worden ist." Es sei keine "außer Rand und Band geratene Polizeieinheit" gewesen, sagte er dem Hamburg Journal im NDR Fernsehen. Behr geht davon aus, dass der Beamte den Demonstranten nicht absichtlich verletzen wollte. "Es ändert aber nichts an der Tatsache, dass es - würde ich sagen - eine Körperverletzung im Amt war", so Behr.
Linke fordert unabhängige Beschwerdestelle
Der innenpolitische Sprecher der Linken, Deniz Celik, sagte: "Die Aufnahmen haben mich geschockt. Man sieht, wie der Polizeibeamte auch ziemlich brutal vorgeht, einen 'Bodycheck' gegen einen Demonstranten vornimmt, der einfach nur weggelaufen ist. Nach meinem Eindruck hat er Körperverletzung billigend in Kauf genommen." Es sei richtig, dass nun ermittelt werde, das dürfe aber nicht pro forma passieren. "Da machen wir in der Regel die Erfahrung, dass in der Vergangenheit immer wieder Ermittlungen eingestellt worden sind, weil Polizisten gegen Polizisten ermitteln. Deshalb fordern wir ja auch eine unabhängige Beschwerdestelle", so Celik.
Polizei mit Großaufgebot im Einsatz
Die Polizei war bei den Demos am Montag mit insgesamt rund 1.500 Beamtinnen und Beamten sowie Wasserwerfern und Reiterstaffel im Einsatz. Mit dabei waren auch Einsatzkräfte aus Schleswig-Holstein, Bremen und von der Bundespolizei.
Aggressiver Auftritt von Polizisten in Berlin
Auch in Berlin kam es zu Auffälligkeiten am Tag der Arbeit. Bereitschaftspolizisten aus Mecklenburg-Vorpommern sind während des Einsatzes bei den 1.-Mai-Demonstrationen in Berlin durch aggressives Verhalten aufgefallen. Im Internet sorgt ein Video der Szene für heftige Diskussionen.