Bäderland startet Pilotprojekt zum "Oben-ohne-Schwimmen"
Der Hamburger Schwimmbadbetreiber Bäderland hat am Dienstag ein Pilotprojekt gestartet: Im Kaifu-Bad und dem Hallenbad Wandsbek ist ab sofort - an bestimmten Tagen - das Schwimmen "oben ohne" für alle erlaubt.
Im Kaifu-Bad kann künftig jeder, vor allem aber jede dienstags "oben ohne" schwimmen und baden. Im Hallenbad Wandsbek ist das immer donnerstags möglich - jeweils den ganzen Tag. Wichtig ist Bäderland dabei, dass es sich um ein freiwilliges Angebot handelt, niemand sei dazu verpflichtet obenherum unbekleidet zu sein. Die Pilotphase soll mindestens ein Jahr laufen, um möglichst alle "saisonalen Effekte" abbilden zu können.
Gezielte Auswahl der beiden Schwimmbäder
Auf die beiden Schwimmbäder fiel die Wahl laut Bäderland, weil sie möglichst viele Angebote abdecken: Das Kaifu-Bad wird - vor allem im Sommer als Freibad - von Menschen aus dem ganzen Stadtgebiet besucht, außerdem sowohl von ambitionierten Sportlerinnen und Sportlern als auch Besucherinnen und Besuchern der Salz-Therme. Das Hallenbad Wandsbek ist ein klassisches Hallenbad, das von Familien und Menschen aus der Umgebung genutzt wird. In beiden Bädern wird außerdem der "Schwimmclub" angeboten, den Viel-Schwimmerinnen und -Schwimmern nutzen.
"Oben ohne" auch bisher nicht verboten
Bislang ist das typische Bild in Schwimmbädern: Männer schwimmen und baden "oben ohne", Frauen nicht. Genaue Regeln dazu, was Besucher und in diesem Fall vor allem Besucherinnen im Schwimmbad zu tragen haben, gibt es aber eigentlich ohnehin nicht. Die Badeordnung hat es Frauen auch bisher nicht verboten "oben ohne" zu baden - die Regeln sind da eher vage. Nachdem es in Städten wie unter anderem Göttingen, Gießen und Köln entsprechende Pilotprojekte gab, fragte man sich auch in Hamburg, ob das klassische Bild noch zeitgemäß sei.
Befragung der Bäderland-Kunden
Bäderland wollte diese Frage vor allem denen stellen, die sie betrifft: die Kundinnen und Kunden. Von ihnen wollte das Unternehmen wissen, was sie vom "Oben-ohne-Schwimmen" für alle halten. Darum startete man eine repräsentative Online-Befragung. Mehr als 16.000 Menschen wurden dafür befragt, über 2.400 füllten den Fragebogen komplett aus.
Hamburger sind tolerant beim Schwimmen "oben ohne"
Das Ergebnis der Befragung: Die meisten Hamburgerinnen und Hamburger finden nicht, dass die "Kleiderordnung" angepasst werden muss. Immerhin 47 Prozent der Befragten zeigten sich aber tolerant: Sie fanden das "Oben-ohne-Schwimmen" zu bestimmten Zeiten und an bestimmten Standorten total in Ordnung. Deutlich dabei war, dass es vor allem Jüngere sind, die nichts dagegen haben. Diese Offenheit nahm ab einem Alter von 40 Jahren deutlich ab, und von den über 60-Jährigen lehnten die meisten Befragten Schwimmen "oben ohne" ab.
43 Prozent aller Befragten waren für eine Erlaubnis, 29 Prozent dagegen. Allerdings sagten rund 70 Prozent der weiblichen Befragten auch, dass sie selbst das Angebot nicht nutzen würden. 21 Prozent waren unentschlossen, nur 9 Prozent würden es nutzen. Auch wenn der Großteil der Befragten nicht an den Angeboten interessiert ist, würden Dreiviertel der Befragten ihr Besucherverhalten nicht wegen des "Oben-ohne-Schwimmens" ändern. Nur 13 Prozent würden die entsprechenden Bäder in der Zeit seltener oder gar nicht mehr besuchen, nur 4 Prozent würden sie deshalb öfter nutzen.
In den Schwimmbädern gilt das Hausrecht
Im vergangenen Sommer hatte sich auch die Politik mit der Diskussion über das "Oben-ohne-Schwimmen" beschäftigt. Die Bezirksversammlung Eimsbüttel hatte im Juli 2022 einen entsprechenden Antrag gestellt, dass dies künftig für alle möglich sein solle. Die Entscheidung darüber liegt in Hamburg aber nicht bei der Politik. In den Bädern gilt vielmehr das Hausrecht.