Azubi-Mangel in Hamburg: Hälfte der Stellen unbesetzt
In Hamburg sind noch gut die Hälfte der Ausbildungsstellen unbesetzt. Das meldet die Arbeitsagentur. Jugendliche haben auch jetzt noch allerbeste Chancen, einen Platz für dieses Jahr zu bekommen - und zwar in allen Branchen.
Die Zahl der Lehrstellen in Hamburg hat wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht, bei den Bewerberinnen und Bewerbern liegt sie jedoch noch weit darunter und sinkt kontinuierlich. Im Mai waren laut Arbeitsagentur von 9.210 gemeldeten Stellen in Hamburg noch 4.867 frei. Die meisten offenen Ausbildungsplätze gibt es im Kaufmännischen Bereich, im Einzelhandel und in der Logistik.
Weniger Bewerber aus anderen Bundesländern
"Das Interesse junger Leute ist nach wie vor schwach", sagte der Chef der Hamburger Agentur für Arbeit, Sönke Fock, am Mittwoch. "Wir haben in den vergangenen Jahren sehr viele Bewerberinnen und Bewerber gehabt, die aus anderen Bundesländern kamen. Das ist auch weniger geworden."
Um einen Ausbildungsplatz attraktiver zu gestalten, reiche es eben nicht mehr, nur eine gute Ausbildung zu anständigen Konditionen anzubieten. Da müsse in Unternehmen umgedacht werden, sagte Fock. Man müsse sich fragen: "Bin ich so aufgestellt, dass ich in den Augen der jungen Leute attraktiv bin als Unternehmen, aber auch mit meiner Ausbildung?" Hamburg biete mehr als 300 Ausbildungsberufe.
Aust: "Die Wirtschaft macht sich große Sorgen"
"Die Wirtschaft macht sich große Sorgen", hatte Handelskammer-Präses Norbert Aust schon im April gesagt. Ohne die jungen Leute seien die Zukunftsaufgaben nicht zu lösen. Die Handelskammer arbeite bereits mit Speed-Datings, um junge Menschen für eine Ausbildung zu begeistern, mache bei der bundesweiten Kampagne "Können lernen" mit und wolle stärker in die Schulen gehen.
Fröhlich: "Duale Ausbildung etwas mehr sexy machen"
Der Präsident der Handwerkskammer, Hjalmar Stemmann, hatte zuvor beklagt, dass die während der Corona-Pandemie fehlenden Praktika auf den Ausbildungsmarkt durchgeschlagen hätten. Der Hauptgeschäftsführer des Unternehmensverbands UVNord, Michael Fröhlich, sagte, die Firmen müssten ihre Hamburger Zurückhaltung ablegen und noch mehr für ihre Ausbildungsplätze werben, etwa darauf hinweisen, dass oft die Heimfahrten der Azubis oder der Führerschein bezahlt würden. "Wir müssen duale Ausbildung (...) etwas mehr sexy machen."