Stand: 27.05.2014 14:44 Uhr

Versteckte Werbung an Schulen

Der Info-Brief für die Eltern, den die Schüler mit nach Hause bringen, ist gut gemacht, bunt und kindgerecht. Es gehe um ein "Bewegungsprojekt" mit einem "ausgebildeten" Team ist darin zu lesen. Gemessen werden Reaktions-, Antritts-, Wende- und Rücklaufgeschwindigkeit auf einem "computergesteuerten Laufparcours" verspricht die Firma "Speed4", die mit diesem Sportprojekt derzeit durch die Schulen in Norddeutschland tourt.

Statt Schulstoff werden Firmennamen gelernt

Nur unten auf dem Zettel, eher unscheinbar, erkennt man, dass es bei diesem "Sport-Projekt" um etwas ganz anderes geht: Erst dort erklärt die Firma, dass die Schüler sich Bons mit Firmen-Logos erlaufen werden, diese untereinander tauschen sollen und sich bei zwei identischen Logos eine kleine Überraschung des Werbepartners abholen können.

VIDEO: Wettlauf um die Jüngsten - Versteckte Werbung an der Schule (7 Min)

Und die Kinder machen begeistert mit. Statt Unterricht laufen sie fünf bis sechs Sekunden einen kleinen Parcours, erhalten einen weißen Bon mit dem Logo von VW, Edeka, einem Baumarkt oder einem anderen Werbepartner. Am Ende der Schulstunde hat jedes Kind einen kleinen Stapel in der Hand, tauscht, sammelt und wiederholt immer wieder den Namen der Firmen.

Legales Sponsoring oder Werbung?

Dabei ist Werbung an Schulen verboten - eigentlich. Doch Speed4 betont, keine illegale Werbung sondern nur legales Sponsoring zu betreiben. Doch ein paar Tage später dann sind alle Kinder zum "Finale" eingeladen. Das findet nicht mehr in der Schule statt, sondern in einem Autohaus vor Ort. Und flugs wird, was als Schulveranstaltung begann, nun zum offenen Werbeevent. Eingeladen sind neben den Schülern die Eltern, Geschwister, Bekannte. Der Parcours ist noch kürzer, die Kinder laufen, und die Eltern sehen sich die neuen Modelle des Autohauses an. Das Marketingkonzept geht voll auf.

Schulbehörde will Programm unter die Lupe nehmen

Panorama 3 hat vor einigen Monaten bereits über diese Veranstaltungen berichtet. Hat mit Schulleitern gesprochen, die offenbar damit keinerlei Probleme hatten. Allerdings hatten auch einige Eltern den Bericht gesehen und erinnerten sich an Speed4, als sie den Elternbrief in den Händen hielten. Und auch die Hamburger Schulbehörde ist nun aufgewacht.

Panorama 3 hat den Bericht bei der Behörde vorgeführt: "Sehr sehr problematisch“ findet Sprecher Albrecht das, was er da zu sehen bekommt. "Schule darf sich eigentlich für so was nicht zur Verfügung stellen." Er verspricht, die Behörde werde nun reagieren und das Projekt kritisch überprüfen.

 

Dieses Thema im Programm:

Panorama 3 | 27.05.2014 | 21:15 Uhr

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