Abhängig von Nasenspray? So werdet ihr die Sucht los
Nasenspray ist kurzfristig eine hilfreiche Sache. Bei langfristiger Nutzung kann es allerdings abhängig machen. Und diese Sucht wieder loszuwerden, ist nicht leicht. Ein Arzt verrät, wie es klappt.
Zur Erkältungszeit hören wir überall diese unverwechselbare Geräuschfolge: Zwei Sprühstöße, anschließend wird das Gemisch aus Schnodder und Spray noch kurz in der Nase hochgezogen - und schon sieht die Welt wieder ganz anders aus. Zumindest, bis der nächste Stoß fällig ist.
Machen wir uns nichts vor: Bei einer dicken Erkältung kann Nasenspray eine echte Erleichterung sein. Diese Erleichterung, die uns endlich wieder durchatmen lässt, hat aber Grenzen - nicht umsonst empfehlen Apothekerinnen und Apotheker uns bei jedem Nasenspray-Kauf, das Medikament nicht länger als eine Woche zu nutzen. Denn Nasenspray kann süchtig machen.
Warum Nasenspray abhängig macht
Benutzen wir ein abschwellendes Nasenspray, ziehen sich die Blutgefäße in der Nasenschleimhaut zusammen. Dadurch können wir besser durchatmen. Das Problem: Nutzen wir das Spray zu lange, kann es unsere Schleimhaut dauerhaft schädigen.
Die Dichte der Rezeptoren, die normalerweise für das Zusammenziehen der Gefäße sorgen, nimmt bei längerer Nasenspray-Nutzung ab. Dadurch schwillt die Schleimhaut nicht mehr von alleine ab. Außerdem bringen wir mit einer dauerhaften Nasenspray-Anwendung den sogenannten Nasenzyklus durcheinander, erklärt Hals-Nasen-Ohren-Arzt Dr. Stefan Tesche:
Ein Nasenloch ist immer relativ offen und soll die Luft erwärmen, befeuchten und reinigen. Die andere Seite ist immer relativ zugeschwollen. Nasenspray macht beide Seiten weit und zwingt so beide Nasenhälften, zur gleichen Zeit zu arbeiten. Wenn die Wirkung nachlässt, wollen beide Seiten gleichzeitig Pause machen und schwellen an.
Durch die ständigen Sprühstöße durchbrechen wir den normalen Pausen- und Arbeits-Rhythmus der Nase. Es entsteht ein Teufelskreis: Bekommen wir durch beide Nasenlöcher schlecht Luft, weil die Schleimhaut auf beiden Seiten gleichzeitig und dauerhaft angeschwollen ist, sind wir wieder versucht, Nasenspray zu benutzen. Es kann zu einer Abhängigkeit kommen, mit der nicht zu spaßen ist: Die Schleimhaut wird anfälliger und trocknet aus, Betroffene bekommen schlechter Luft und leiden öfter unter Nasenbluten.
So werdet ihr die Sucht nach Nasenspray wieder los
Dr. Stefan Tesche rät, sich zwei bis drei Wochen Zeit zu nehmen, um den Teufelskreis zu durchbrechen. In den ersten Tagen solltet ihr die Dosis des Nasensprays runterfahren: "Es gibt Konzentrationen für Erwachsene, Jugendliche und Babys. So kann man die gewohnte Dosis Schritt für Schritt reduzieren."
Unterstützend habe es sich bewährt, die Schleimhäute mit Meersalz-Sprays einzusprühen. Diese Sprays haben keinen Gewöhnungseffekt, pflegen die Nasenschleimhaut und haben eine leicht abschwellende Wirkung.
Danach geht es laut dem HNO-Experten darum, die Arbeits- und Ruhephasen der Schleimhäute im linken und rechten Nasenloch zu normalisieren: "Nach einigen Tagen sollte man das Spray nur noch auf einer Seite anwenden, damit die andere Seite möglichst schon wieder in einen normalen Zyklus aus An- und Abschwellen springt."
Schließlich solltet ihr nach zwei bis drei Wochen in der Lage sein, das Spray ganz wegzulassen. "In vielen Fällen wird man sehen, dass sich die Nase wieder erholt und ein normaler Nasenzyklus entsteht", erklärt Tesche. Sei dem nicht so, könne man manchmal auch mit kleinen ambulanten Eingriffen nachhelfen. So oder so: Ärztliche Beratung kann bei einem Nasenspray-Entzug nicht schaden.