Wie kann man eine Geschichte dem Schweigen und der Scham entreißen? Indem man sie erzählt! Anthony Passeron hat das getan – und damit viel Aufsehen erregt. Der Debütroman des 42-jährigen Gymnasiallehrers ist in seinem Heimatland Frankreich mit Lob und Preis geradezu überhäuft worden: "Ein so kraftvoller Text, großartig", urteilte z.B. Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux über "Die Schlafenden". Darin wird Jahrzehnte nach seinem Tod vom Leben und Sterben des Onkels Désiré erzählt, der 1983 sein Heimatddorf verließ, in Amsterdam dem Heroin verfiel und an AIDS zugrundeging. An ihn zu erinnern, meint der Erzähler, soll helfen, den Schmerz zu überwinden und einen Weg aus dem Schweigen zu finden.