Opernkonzert
Samstag, 22. April 2023, 19:00 bis
21:00 Uhr
Die eine Oper ist ein Meilenstein der Barockmusik, die andere ein Türöffner für die Moderne: Henry Purcells "Dido und Aeneas" von 1688/89 und Arnold Schönbergs "Erwartung" von 1909. Am Nationaltheater München sind sie in dieser Spielzeit an einem Abend zu erleben, mit der litauischen Sopranistin Ausrine Stundyte als Dido und als der zentralen Frau im Schönberg. Am Pult des Bayerischen Staatsorchesters steht Andrew Manze, der Chefdirigent der NDR Radiophilharmonie.
"Das Clevere in der Kombination dieser Stücke ist für mich, dass wir bei 'Dido und Aeneas' einer Frau zuschauen. Sie verliebt sich und sie leidet", so Andrew Manze. "Aber bei 'Erwartung' sind wir wie in dem Kopf der Frau und schauen mit ihr quasi nach draußen. Wir sind in ihren Gedanken. Wir erfahren nie den Namen der Frau. Durch ihre Wahnvorstellungen wissen wir eigentlich nicht, ob ihr Geliebter vermisst wird, ob er lebt oder tot ist, hat sie ihn vielleicht sogar umgebracht? Ist sie verrückt? Und nach einer Weile beginnt man alles anzuzweifeln, was sie sagt."
Auch musikalisch eine interessante Gegenüberstellung
"Henry Purcell hat natürlich Musik mit Melodien, Harmonien und Rhythmus geschrieben. Arnold Schönberg schreibt keine Melodien. Man könnte das nicht einfach nachsingen. Die Rhythmen und Tempi wechseln ständig, man wird also nicht mit dem Fuß mitwippen. Und für die Harmonik nutzt er sein eigenes System", sagt Manze. "Für mich ist 'Dido und Aeneas' eines der bedeutendsten Stücke in der Barockmusik, vielleicht sogar in der klassischen Musik insgesamt. Wenn man den Schönberg zum ersten Mal hört, kann er verwirrend sein. Aber es steckt so viel in dieser Musik. Es ist ein fantastisches Stück."
Eine Sendung von Friederike Westerhaus.