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Das Neue Werk beim Musikfest Hamburg 2024

Dienstag, 09. Juli 2024, 21:00 bis 22:00 Uhr

Die russische Komponistin Sofia Gubaidulina © F. Hoffmann, LaRoche Limited
Die russische Komponistin Sofia Gubaidulina © F. Hoffmann, LaRoche Limited
Sofia Gubaidulina

Ihre Musik ist geprägt von feinverwobenen Klängen, die zwischen Stille und Dramatik vibrieren. Aus wenigen Tönen entstehen nach und nach dichte Klangflächen, die aber stets transparent bleiben. Den Parteifunktionären ihrer Heimat Russland war Sofia Gubaidulina zu eigensinnig. Ihr war nicht daran gelegen, staatskonform zu komponieren, sie sei "auf dem falschen Weg", hieß es. Schostakowitsch ermutigte sie, ihren "Weg" weiterzugehen und gab ihr wichtige kompositorische Anregungen.

Musikalisches Portrait

Heute ist Sofia Gubaidulina eine der wichtigsten Komponistinnen der Gegenwart. Seit Anfang der 90er-Jahre lebt sie in der Nähe von Hamburg im Grünen, denn die Natur ist eine Kraftquelle, wie sie selbst bekundet, wichtig, um geistige Konzentration zu erlangen. Inzwischen ist Sofia Gubaidulina 92, wird im Oktober 93 Jahre alt. Beim diesjährigen Internationalen Musikfest Hamburg war auch die NDR-Reihe "Das neue Werk" zu Gast und widmete ihr ein musikalisches Portrait im Kleinen Saal der Elbphilharmonie Ende Mai. Drei Werke für tiefe Streicher standen auf dem Programm - Werke, die Gubaidulinas intensive Tonsprache hörbar machten, von Glauben und Spiritualität geprägt, oftmals leise und doch vehement.

"Es ist schwierig, nicht mitgenommen zu werden, nicht berührt zu werden von ihrer Musik", sagt Christopher Franzius, einer der Cellisten des NDR Elbphilharmonie Orchesters, der einen teils solistischen Part im Stück "Am Rande des Abgrunds" übernimmt, das Gubaildulina 2002 komponierte im selben Jahr wie das Stück "Mirage - Die tanzende Sonne", das ebenfalls erklingt. "Das Stück 'Am Abgrund…' verarbeitet auch diese Sequenz aus den 'Tagen des Zorns' aus dem 'Jüngsten Gericht', was wir auch in der 'Symphonie fantastique' von Berlioz eins zu eins haben", erklärt Franzius. Zu den Celli kommen noch zwei Aquaphone, metallene Gefäße, die mit Wasser befüllt und mit dem Bogen gestrichen werden. Dabei entstehen sehr obertonreiche, sphärische Klänge, aber durch das Schwenken des Gefäßes auch welche, die unheimlich und beklemmend sind.

Konzert in einzigartiger Besetzung

David Spranger ist der Solist im dritten Werk des Abends. Er hat das "Konzert für Fagott und tiefe Streicher" für diese Aufführung eigens neu gelernt. "Diese Verbindung finde ich sehr besonders, weil es, glaube ich, das einzige Konzert ist für eine solche Besetzung. Ich würde es auch eher als Oktett bezeichnen, weil es sind ja insgesamt nur sieben Streicher - vier Celli, drei Kontrabässe", sagt Spranger. "Und gerade im Orchester hat man auch natürlich viel mit diesen Stimmgruppen zu tun und es macht auch den besonderen Reiz dieses Stückes aus, in dieser tiefen Lage mit ihnen zu musizieren. Es hat etwas Erzählendes, eine Geschichte. Der Solist ist sozusagen der kleine Mann in der Gesellschaft und die Celli und Bässe sind eher der wütende Mob, die sich gegen den einzelnen kleinen aufbringen."

Eine Sendung von Chantal Nastasi.

 

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