neue musik
Dienstag, 18. April 2023, 21:00 bis
22:00 Uhr
30 Jahre "Das Neue Ensemble" - das Jubiläum wurde am 16. Februar gefeiert im Rahmen der Reihe "Musik 21 im NDR". "Poetry Nearing Silence" war das Motto des Abends, in dem Werke des britischen Komponisten Julian Anderson im Zentrum standen. Das Neue Ensemble, 1993 von Stephan Meier gegründet, vergibt seit einiger Zeit regelmäßig Auftragswerke. Für das 30-jährige Bestehen komponierte Julian Anderson das "Mitternachtslied" auf "Oh Mensch! gib acht …" von Friedrich Nietzsche. Die Komposition war erst kurz vor dem Konzert fertig geworden und erlebte in Hannover ihre Uraufführung.
Julian Andersons Erforschung der Beziehung zwischen Worten und Klängen
Julian Anderson (*1967) kennt Stephan Meier schon lange und freute sich, bei der Uraufführung dabei sein zu können. In der Konzert-Einführung verriet er, dass er bis heute immer wieder neugierig ist, zu erfahren, ob das, was er sich im Kopf vorgestellt hat, dem klanglichen Ergebnis entspricht. Er liebt es, die Beziehung zwischen Worten und Klängen zu erforschen und sagt, er sei sich "ziemlich unsicher, ob und wenn ja, welche wahren Entsprechungen zwischen den beiden gefunden werden können." Die Sopranistin Ania Vegry sang drei sehr anspruchsvolle Werke von Julian Anderson aus verschiedenen Phasen seines Schaffens.
"Oh, I see" von Carola Bauckholt und die Faszination für die Logik der Träume
Der zweite Teil des Abends gehörte der Komponistin Carola Bauckholt (*1959) und ihrer Komposition "Oh, I see". Ausgehend von ihrer Vorstellung, "dass die Kunst und besonders die Musik den Vorgängen in unserem Gehirn am besten nahe kommen können" und von der Faszination für unser Gehirn und insbesondere die Logik unserer Träume vermischt sie Elemente aus konzertanter Musik mit visueller Kunst und fragt nach den kausalen Zusammenhängen der Vorgänge im Gehirn.
Kipppunkte als Motto der Saison
Der Veranstalter Musik 21 Niedersachsen hat als Jahresthema für die Saison 2022/23 "Kipppunkte" gewählt und erläutert dazu: "Auch wenn sich Musik scheinbar im Spiel abstrakter Klänge erschöpft, so ermutigt dieses Spiel doch dazu, sich den Herausforderungen der Kipppunkte zu stellen und die Balance, aber auch das Risiko eines Moments der Schwerelosigkeit auszukosten, in dem alles in der Schwebe und Schrödingers Katze weder tot noch lebendig ist. Mit der Uneindeutigkeit ihrer Klänge lässt sich neue Musik auf das Risiko des Kipppunktes ein, wo es gilt, Ambiguitäten auszuhalten, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren."
Von Raliza Nikolov