Von Klassik bis Jazz: Deuber ist neuer Leiter der NDR Ensembles
Musikmanager Dominik Deuber leitet ab sofort den Bereich Orchester, Chor und Konzerte im NDR. Mit Friederike Westerhaus spricht er bei NDR Kultur à la carte über die kommenden Herausforderungen im Künstlerischen und in der Kommunikation.
Die neue Konzertsaison beginnt, und auch die vier Musikensembles des NDR sind nach der Sommerpause wieder voller Elan dabei, und das mit einem neuen Chef hinter den Kulissen: Der Musikmanager Dominik Deuber kommt aus der Schweiz, war zuletzt Direktor des Musikkollegiums Winterthur und zuvor zwölf Jahre für das Lucerne Festival im Bereich Moderne und aktuelle Musik zuständig. Nun ist er der neue Leiter des Bereichs Orchester, Chor, Konzerte im NDR. Die vier Ensembles hat er im Blick: das NDR Elbphilharmonie Orchester, die NDR Radiophilharmonie, die NDR Bigband und das NDR Vokalensemble. Für seinen neuen Job ist also eine enorme musikalische Bandbreite nötig, die Dominik Deuber mitbringt. Er ist in der Klassik und zeitgenössischen Musik genauso zuhause wie im Jazz und Indie Pop.
Dominik, Du hast schon als Teenager Cello gespielt, später dann Schlagzeug. Welche Qualitäten aus dem Schlagzeugspiel kannst Du als Manager anwenden?
Dominik Deuber: Man lernt als Schlagzeuger zwischen allen Musikern zu sein. Man lernt, was man tun muss, damit es groovt und wie man in einen gemeinsamen Flow kommt. Man muss die Form zusammenhalten. Ob das die gefragten Qualitäten sind, weiß ich nicht. Ich glaube, als Manager ist es wichtig, generell flexibel zu sein und auf Themen einzugehen, die unerwartet kommen. Das hilft jedem Management - oder generell im Leben: Wie in einer Band sucht man nach Kompromissen, denn man ist mit Leidenschaft dabei und alle wollen ihre Ideen einbringen. Am Schluss braucht es aber eine Performance auf der Bühne, die alle unterstützen.
In Hamburg kommen verschiedenste Bereiche zusammen: Da sind die beiden großen Sinfonieorchester und die NDR Bigband sowie das NDR Vokalensemble. Du kommst aus Winterthur, warst vorher zwölf Jahre lang Managing Director des Ochesters der Lucerne Festival Alumni und der Academy dort. Dann kam das Musikkollegium Winterthur und jetzt die Aufgabe hier in Hamburg. Was hat Dich gereizt, die Stelle anzunehmen?
Deuber: Gereizt hat mich einerseits die Vielseitigkeit, die Kombination mit einem Einzugsgebiet, das unglaublich unterschiedlich ist. In Winterthur zum Beispiel hatte man eine Stadt und ihre Umgebung. Hier hat man ein Einzugsgebiet von fast 14 Millionen Menschen in vier Bundesländern. Das sind komplett unterschiedliche Voraussetzungen. Dann sind da die vier Klangkörper - auch nochmal unter jeweils verschiedenen Voraussetzungen durch die Standorte Hamburg und Hannover. Was außerdem spannend ist für mich und eine Bereicherung wird, ist die Integration in ein Medienunternehmen - also die Verbindung zum ganzen NDR. Ich genieße es, dass ich ein bisschen aus der Klassik-Bubble rauskomme: Wenn ich tagsüber hier Menschen treffe, sprechen wir über Themen, die nicht per se nur mit Musik zu tun haben, sondern mit der Welt, mit der Gesellschaft und was passiert. Das ist, was mich immer interessiert hat: Kunst im Spiegel. Was machen wir eigentlich? Warum gibt es klassische Konzerte? Warum gibt es Jazzkonzerte? Und was sind die Inhalte, die wir transportieren wollen? Das finde ich beim NDR eine unglaubliche Bereicherung, weil man im täglichen Leben drinsteckt und merkt, dass man mit künstlerischen Ansätzen Themen aufnehmen kann, die auch andere beschäftigen.
Was ist Dein Traum, Dein Ziel für den Bereich Orchester, Chor und Konzerte beim NDR?
Deuber: Ich würde den Bereich gern programmatisch vernetzen, indem ich einmal im Jahr ein Forum schaffe unter der Frage: Wer hat Lust mit einem Künstler oder einer Künstlerin, die vielleicht auch gar nicht aus der Musik kommt, ein Format zu erarbeiten, das die Grenzen sprengt, wo man mutig zusammen reingeht und etwas kreiert, das im Tagesgeschäft eher nicht möglich ist. Dabei soll es egal sein, ob man aus dem Vokalensemble oder aus der Bigband, aus dem Elbphilharmonie Orchester oder der Radiophilharmonie kommt - einfach mal etwas ausprobieren und schauen, was passiert.
Mit Friederike Westerhaus spricht er noch weiter über die Impulse, die er bei den NDR Ensembles setzen will, außerdem über Joni Mitchell, Igor Strawinsky und die Kraft der Musik sowie vieles mehr. Die ganze Sendung "NDR Kultur à la Carte"-Sendung können Sie hier nachhören.