Sendedatum: 11.08.2017 | 15:20 Uhr
1 | 9 Allein in Niedersachsen haben sich mehr als 500 Schülerinnen und Schüler am Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten zum Thema "Gott und die Welt - Religion macht Geschichte" beteiligt. 58 Preise wurden von der Körber-Stiftung gemeinsam mit Vertretern des Niedersächsischen Landtags in Hannover verliehen. Einer der Preisträger ist Efecan Günes.
© Claudia Höhne, Foto: Claudia Höhne
2 | 9 Der 13 Jahre alte Schüler am Gymnasium Alfeld hat sich auf Spurensuche in seiner Heimatstadt gemacht: "Ich habe dabei vor allem gelernt, was in der Stadt Alfeld los war, als die ersten Muslime hier ankamen. Und wie die Leute darauf reagiert haben. Aber auf jeden Fall habe ich beobachtet, wie positiv es sich in den nachfolgenden Jahren entwickelt hat. Das hat nicht nur mit Toleranz zu tun, sondern auch mit Integration."
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3 | 9 Efecan Günes hat sich in seinem Projekt mit seinem Großvater (auf dem Foto der dritte von links) beschäftigt. Er wollte u.a. wissen, wie sein Opa als erster Türke und Muslim in Alfeld lebte. Bekir Özdemir kam nach seiner Schweißerlehre 1961 nach Alfeld und arbeitete im damaligen Alfelder Eisenwerk. Bereits zwei Wochen nach seiner Ankunft trat er in den Alfelder Fußballverein ein. Bekir Özdemir freundete sich mit vielen Sportlern an. In Alfeld lernte er auch seine Frau Erika kennen.
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4 | 9 Özdemir setzte sich bereits in den Sechziger-Jahren unter anderem für Deutschkurse für die türkischen "Gastarbeiter" ein und gründete zusammen mit anderen eine kleine Moscheegemeinde in Alfeld. Die Anfänge waren nicht immer einfach. Heute genießt Bekir Özdemir, der vor zwei Jahren gestorben ist, einen ziemlich guten Ruf, findet sein Enkel Efecan Günes.
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5 | 9 Ausgezeichnet wurde auch Madeleine Springmann. Die 16 Jahre alte Schülerin am Gymnasium Alfeld wollte mehr über die Geschichte der türkischen Gastarbeiter in ihrer Stadt erfahren: "Die Gespräche mit den türkischen Gastarbeitern haben mir sehr viel Spaß gemacht und gezeigt, dass sie den Islam nach Alfeld gebracht und die deutsche Kultur bereichert haben. Das Wichtigste sind Integration und Toleranz, damit keine Parallelgesellschaft existiert, sondern ein friedvolles Miteinander in einer Multikulti-Gesellschaft."
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6 | 9 Georg Schilf, Geschichtslehrer am Gymnasium Alfeld, hat vor allem eines an der Arbeit der beiden Preisträger beeindruckt: "Madeleine und Efecan haben einen blinden Fleck gefunden: Ein identisches Ergebnis ihrer individuellen Recherche ist, dass sich in Alfeld kaum jemand für die Gastarbeiter und ihre Geschichte interessiert/interessierte. Dies wird in den Debatten um Integration oft - unbewusst? - übersehen."
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7 | 9 Auch der Geschichtslehrer Dirk Lürssen stellt immer wieder fest, dass unter Nichtmuslimen die Unwissenheit über den Islam groß ist. Gerade das Projekt von Madeleine sei ein Stück Pionierarbeit: "Ich finde es spannend, wie differenziert das Thema Integration von den beiden Preisträgern betrachtet worden ist: Wir haben auf der einen Seite Gastarbeiter in den Sechziger-Jahren, die die religiöse Freiheit in Deutschland genossen und in Alfeld ihre Heimat gefunden haben. Und wir haben auf der anderen Seite heute einzelne Schüler, die in der Türkei zwangsverheiratet werden."
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8 | 9 Die Schülerinnen und Schüler haben sich, so die Körber-Stiftung, auf unterschiedliche Weise mit dem Einfluss von Glauben und Religion auf das Zusammenleben der Menschen beschäftigt. Von der Reformationszeit, über die Gründung muslimischer Gemeinden, bis hin zur Rolle der Religion bei der Verarbeitung von Fluchterfahrungen.
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9 | 9 Carmen Ludwig, von der Körber-Stiftung in Hamburg, betreut den Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten: "Die Resonanz zu 'Gott und die Welt' zeigt, dass das Thema junge Leute beschäftigt. Es ist beeindruckend, wie die Teilnehmer durch die Auseinandersetzung mit der historischen Perspektive von Glaube und Religion Bezüge zu ihrer Lebenswelt und ein Bewusstsein für aktuelle Fragen entwickeln. Sie wollen einen Beitrag leisten und den interreligiösen Dialog fördern."
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