Neue Moschee in Nahe: "Können nicht genug danken"
Das kleine Dorf Nahe bei Hamburg steht dieses Wochenende im Rampenlicht der weltweiten Ahmadiyya-Gemeinde. Nach 30 Jahren Wartezeit auf ein richtiges Gotteshaus, wird dort am Sonnabend die Bait-ul-Baseer Moschee eröffnet. Dafür reist das spirituelle Oberhaupt der muslimischen Glaubensgemeinschaft aus Großbritannien an. Julia Wacket hat sich die Vorbereitungen auf das große Fest vor Ort angeschaut.
Der Boden wird geschrubbt, der Schotterweg geebnet, in riesigen Töpfen gekocht - es sind die letzten Vorbereitungen vor dem großen Tag der Moschee-Eröffnung. Bunte Fahnenketten schmücken das Gelände, die weißen Festzelte sind bereit für die ersten Gäste. "Wir haben schon lange von einer Moschee geträumt, und es ist bald soweit. Dafür können wir nicht genug danken", erzählt Danial Wadood, Sprecher der Ahmadiyya-Gemeinde in Nahe.
Mehrere tausend Leute werden zum Freitagsgebet erwartet, weit mehr als das 2.500-Seelen-Dorf Nahe Einwohner hat. Zur feierlichen Eröffnung der Moschee am Sonnabend sollen dann 200 geladene Gäste kommen, zusätzlich zu den 400 Gemeindemitgliedern. Man wird gemeinsam beten, Gespräche führen und zu Abend essen.
Hoher Besuch aus Großbritannien
Dass das spirituelle Oberhaupt der Ahmadiyya-Gemeinde, Mirza Masrur Ahmad, die Moschee einweihen wird und dafür nach Nahe kommt, ist für viele ein Ereignis, das sie kaum in Worte fassen können. So geht es auch Imam Hasib Ghaman aus Kiel: "Er ist für uns, für Millionen Ahmadiyya-Muslime weltweit, das spirituelle Oberhaupt, also sozusagen der 'Papst'. Er ist die Inspiration für uns. Dieser Mensch hat eine Aura, eine Spiritualität. Er hat vor allem eine Liebe, die unvergleichlich ist, viel mehr als die Liebe meiner Eltern zu mir."
Der Traum von einer eigenen Moschee
1989 wurde das Grundstück - damals noch ein Bauernhof mit einem Gelände von etwa zwei Fußballfeldern - gekauft. Auch wegen der zentralen Lage zu Hamburg. Lange aber fehlte die Genehmigung für den Bau einer Moschee. Die Muslime improvisierten. Der Kuhstall wurde zur Gebetshalle, das Bauernhaus zum Gebetshaus für Versammlungen und Feste umgebaut.
Saleem Ahmad Toor, der seit 40 Jahren in Norderstedt lebt, erinnert sich: "Früher war das ein Bauernhof, und dann haben wir renoviert. Alles war voll bis zum Dach, die Räume waren voll, und dann haben wir alles entleert. Das war traumhaft." Dann bricht Ahmad Toor die Stimme weg, er kann nicht glauben, dass der Traum von einer eigenen Moschee nach all den Jahren wirklich in Erfüllung geht.
Ein Minarett und eine Kuppel wurden vom Bauamt nicht erlaubt. Aber die Ahmadiyya hoffen, dass dies noch kommt. Die Kosten von rund 500.000 Euro wurden ausschließlich aus Spenden aller Ahmadiyya-Gemeinden in Deutschland finanziert.
Liebe für alle, Hass für keinen
Die fertige Moschee ist schlicht gehalten. "Zu prunkvoll gestalten wir sie nicht, sie ist nicht mit Goldverzierungen ausgestattet", sagt Imam Hasib Ghaman. "Sie soll simpel sein, aber ihren Zweck erfüllen können." In den beiden Stockwerken ist blauer Teppich ausgelegt, es gibt zwei Gebetsräume - im Erdgeschoss für die Frauen, im ersten Stock für die Männer. Das Glaubensbekenntnis ist in arabischen Buchstaben an die weiße Wand geschrieben. Die Gebetsräume verfügen über eine digitale Gebetstafel, die die Uhrzeiten der fünf Gebete am Tag anzeigt. Ein Flachbildfernseher überträgt die Freitagspredigten des Kalifen. Knapp 100 Leute werden zu den Gebeten erwartet.
Die Ahmadiyya hoffen auch nach der Eröffnung auf viele Besucher aus der Umgebung. Sie suchen den Dialog mit anderen Religionen und wollen so die Botschaft eines friedlichen Islams verbreiten. Ihr Motto: Liebe für alle, Hass für keinen.