Eine Frau liegt im Bett und schläft © picture alliance / dpa Themendienst Foto: Christin Klose
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AUDIO: Göttliche Kommunikation: Träume im Islam (5 Min)

Göttliche Kommunikation: Träume im Islam

Stand: 23.08.2024 10:13 Uhr

Schon bei den Pharaonen wurde von Träumen berichtet, und auch in der Bibel und im Koran tauchen Erzählungen darüber auf.

von Bita Schafi-Neya

Viele der fundamentalen Prinzipien des Islam beruhen auf Träumen einiger Propheten, wie etwa die Einführung des Gebetsrufes. Man nahm keine Glocke, um zum Gebet zu rufen, sondern eine menschliche Stimme. So haben Träume in der islamischen Welt eine ganz zentrale Bedeutung, betont der Religionswissenschaftler Marco Frenschkowski: "Das sind im Islam vor allem diejenigen, bei denen der Prophet oder die Propheten selbst erscheinen und den träumenden Menschen etwas sagen, etwas mitteilen. Träume einer Autoritätsfigur gibt es in der Antike auch schon. Bei Artemidor, dem wichtigsten Traumbuch, ist es ein eigener Typ von Träumen, aber die spielen im Islam eine große Rolle. Wenn der Prophet erscheint, muss man das schon sehr ernst nehmen."

"Träume legitimieren politische Entscheidungen"

Träume im Islam sind nicht nur flüchtige Eindrücke des Geistes, ergänzt Frenschkowski. Sie gelten als einer der 46 Teile des Prophetentums, eine Auffassung, die tief in den Hadhiten verwurzelt sind - den Überlieferungen des Propheten Mohammeds. Sogar Saddam Hussein hat seine diktatorische Politik mit einer solchen Erscheinung legitimiert: "Saddam Hussein hat erzählt, dass der Prophet Mohammed ihm des nachts erscheint und ihm Weisungen gibt, was er tun soll. Das zeigt, dass Träume bis in die höchsten politischen Kreise hinein erzählt werden können als Legimitationsszenario, als Legitimationsgeschichte."

Die drei Traum-Kategorien im Islam

Die Religionswissenschaftlerin Hamideh Mohagheghi © NDR Foto: Eric Klitzke
Hamideh Mohagheghi ist Wissenschaftliche Mitarbeiterin für Koranwissenschaften am Institut für Evangelische Theologie in Paderborn.

Die islamische Traumdeutung geht auf die Lehren des Propheten Mohammeds zurück. In seinen Überlieferungen betonte er die besondere Wichtigkeit von Träumen als göttliche Kommunikation. Im Islam werden Träume in verschiedene Kategorien unterteilt. Die sogenannten rahmanischen Träume, die von Allah abstammen, gelten als gutes Omen, sagt die Islamwissenschaftlerin Hamideh Mohagheghi: "Wenn das etwas Positives ist, dann kann man das als Botschaft Gottes verstehen und dann versuchen, herauszufinden, was Gott einem mitteilen will. Die schlechten Träume werden dann als Werk von Satan beschrieben, deswegen wird empfohlen, dass man sie gar nicht weitererzählt. Und die dritte Form ist, dass Träume ein Ausdruck der Sehnsüchte oder verborgener Wünsche sein können. Das ist sehr intim und sehr subjektiv für die Menschen."

Ein klassisches Beispiel ist der Traum von Prophet Joseph, der im Koran als Yusuf bezeichnet wird. Eine ganze Sure ist ihm gewidmet. Mit seiner Begabung zur Traumdeutung bringt er es vom Hirten zum Berater des Pharao: "In der Joseph-Geschichte steht viel über Träume, was er als Kind geträumt hat und wie er später im Gefängnis durch Traumdeutung zum Schatzmeister in Ägypten geworden ist. Auch über Abraham, wie er zu seinem Sohn spricht, dass er im Traum gesehen hat, dass er ihn opfern soll."

Träume als Handlungsanweisungen

Träume mitzuteilen ist für Menschen aus dem Orient selbstverständlicher als für die Menschen im Okzident, sagt Mohagheghi. So ist ein guter Traum nicht etwas, was sie für sich behalten, sondern etwas, was sie mit anderen teilen: "Meine ältere Schwester träumt jede Nacht von unserer Mutter, die schon länger verstorben ist, und sie versteht das, was sie im Traum mit der Mutter erlebt, als einen Auftrag. Wenn die Mutter sie um etwas bittet, dann weiß sie ganz genau, dass sie heute jemandem helfen muss, und dann sucht sie danach, wer gerade Hilfe nötig hat. Sie ist sehr stark und deswegen redet sie auch darüber."

Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Freitagsforum | 23.08.2024 | 15:20 Uhr

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Der Arm einer Frau bedient einen Laptop, der auf einem Tisch in einem Garten steht, während die andere Hand einen Becher hält. © picture alliance / Westend61 | Svetlana Karner

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