Das Konzert
Montag, 09. Januar 2023, 20:00 bis
22:00 Uhr
Ein Pionier der Naturschutzbewegung komponierte in tiefromantischer Art Mitte des 19. Jahrhunderts Werke mit Blick auf die Fragilität der Natur im Angesicht ausbeutender Pläne der Menschheit: Ernst Rudorff (1840-1916). Seine Ouvertüre "Otto der Schütz" eröffnet das Konzert, gefolgt von einer Komposition, die einem Baum gewidmet ist: "Rain Tree" für drei Schlagzeuger des Japaners Tôru Takemitsu. Der Kreislauf des Wassers im Gleichgewicht wird beinahe tröpfchenweise faszinierend in Klang gewandelt.
Knarzender Schnee und schmelzende Gletscher
Die Uraufführung von Daniel Michael Kaiser (*1976) führt in eine Region der Welt, die bekannt ist für ewiges Eis. Ewiges Eis? Der Filmmusik-Komponist reiste mit WissenschaftlerInnen des Alfred-Wegener-Instituts ins "nördlichste Dorf der Welt" - 1200 km vom Nordpol entfernt - und wählte, wieder daheim in Berlin, aus einer Fülle von Aufnahmen eindringliche Klänge von knarzendem Schnee, einem schmelzendem Gletscher unter Wasser und Eisbewegungen aus. Das Auftragswerk "White, Vanishing" ist eine wirkungsvolle Klangkulisse, in der Naturklänge und musikalische Ausformulierungen des Klimawandels verschmelzen.
Zeichen von Mutter Erde
Das Programm endet mit der "Sinfonia Antartica", der sinfonischen Sublimierung einer Filmmusik, mit der Ralph Vaughan Williams in "Scotts letzte Fahrt" das dramatische Scheitern der britischen Terra-Nova-Expedition untermalt hatte. Dieses Sinfoniekonzert am Oldenburgischen Staatstheater beeindruckt vom Konzept bis zur Interpretation, und es klingt nach, fordert auf, Zeichen von Mutter Erde nicht mehr zu übersehen - zu überhören.
Eine Sendung von Magdalene Melchers.