Chormusik
Sonntag, 21. Januar 2024, 17:00 bis
18:00 Uhr
Zwei Messen von Ludwig Daser sind Meisterwerke der Mehrstimmigkeit des 16. Jahrhunderts. Daser war ein Münchner Komponist und ein Zeitgenosse berühmter Kollegen wie zum Beispiel Orlando di Lasso. Die beiden kannten sich persönlich: Orlando die Lasso sang sogar als Tenor in Dasers Chören. Das Huelgas Ensemble veröffentlichte zwei von Dasers Messen in einer Weltersteinspielung beim Label deutsche harmonia mundi im Vertrieb von Sony und wurde dafür mit dem Gramophone Classical Music Award 2023 in der Kategorie Alte Musik ausgezeichnet.
Höhepunkte sakraler Mehrstimmigkeit
Das Huelgas Ensemble ist in Brüssel ansässig und wurde vor über 50 Jahren von Paul van Nevel gegründet. Er und sein Ensemble sind für Perfektion und Entdeckerfreude bekannt. Gründliche Recherche und feinfühlige Interpretation sind weitere Markenzeichen dieser insgesamt zehn Stimmen und ihres umtriebigen Chefs. In der Begründung der Jury des Gramophone Award heißt es zur ersten Messe: "Die eher raue Intonation des Gesangs in der sechsteiligen ‚Missa Preter Rerum Seriem‘ ist eine anschauliche Einführung in Dasers souveräne Technik." Die Musik ist dramatisch, doch es gibt auch einige äußerst zarte Momente. Der Musikforscher und Chef des Ensembles Paul van Nevel schreibt darüber sehr ausführlich im CD-Booklet der Aufnahme. So viel nur sei gesagt: Diese sechsstimmige Messe von Ludwig Daser gilt aufgrund ihrer komplexen Anlage, ihrer vielen, vielen Ideen die darin stecken, als ein Höhepunkt der Mehrstimmigkeit im 16. Jahrhundert. Die "Missa Preter Rerum Seriem" ist eine sogenannte Parodiemesse, das heißt, sie ist inspiriert von dem Komponisten Josquin Desprez, der vier Jahre vor Dasers Geburt, 1521, gestorben ist. Ludwig Daser komponierte diese Messe vermutlich in den Jahren 1550-1555 als er noch in München lebte. Für diese Einspielung ist das Ensemble in London mit dem Gramophone Classical Music Award 2023 in der Kategorie Alte Musik ausgezeichnet worden.
Erste Schritte als Chorknabe in München
Der Komponist Ludwig Daser kam 1525 in München zur Welt und wurde er schon während seiner Kindheit als Chorknabe in die Hofkapelle von Herzog Wilhelm IV. von Bayern aufgenommen. Dort lernte er später auch das Komponieren. Der Hofkomponist Ludwig Senftl hat ihn unterrichtet. Viel später, 1572, wurde Ludwig Daser an den protestantischen Hof von Herzog Ludwig nach Stuttgart berufen. Er blieb dort bis zu seinem Tod im Jahr 1589. Daser wurde 64 Jahre alt.
Die quirlige vierstimmige Schwester
Noch eine zweite Messe von Daser hat das belgische Huelgas Ensemble unter Leitung von Paul van Nevel in einer Weltersteinspielung aufgezeichnet - die "Missa fors Seulement à 4V", die "Messe nur für vier Stimmen". Diese zweite Messe ist ein ausgelassenes Werk - und auch sie hat Daser in seiner Münchner Zeit, also Mitte des 16. Jahrhunderts, komponiert. Sie ist wie eine kleine, quirlige Schwester der ersten größeren, sechsstimmigen Messe. Sie stellt das Gegenstück zum vorherigen Werk dar - sie ist wesentlich transparenter und klarer. Die Stimmen sind doppelt oder dreifach besetzt.
Eine Sendung von Petra Rieß