Chormusik

Francis Poulenc: Stabat Mater

Sonntag, 16. Oktober 2022, 17:00 bis 18:00 Uhr

Francis Poulenc (Schwarz-weiß-Fotografie mit großem Mikrofon) © picture-alliance / Mary Evans Picture Library
Francis Jean Marcel Poulenc wurde 1899 in Paris geboren. Seinen ersten Klavierunterricht erhielt er von seiner Mutter.

"Ich glaube, ich habe den besten und glaubwürdigsten Aspekt meiner selbst in meine Chormusik eingebracht." Resümmierte Francis Poulenc kurz vor seinem Tod im Jahre 1963. "Nehmen Sie mir meine Unbescheidenheit nicht übel, aber ich habe das Gefühl, auf diesem Gebiet wahrhaftig etwas Neues beigetragen zu haben." Als Liedbegleiter hatte Francis Poulenc ein gutes Händchen für das Arbeiten mit Stimme. Neben der großen Zahl an Liedern hat er auch viele andere, sehr anspruchsvolle Vokalwerke komponiert. In dieser Sendung hören wir Poulencs "Stabat mater" in einem auf CD veröffentlichten Livemitschnitt von Chor und Orchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Mariss Jansons aus dem Jahr 2007 und seine Kantate "Figure humaine" für zwölfstimmigen gemischten Chor a cappella in einer Liveaufnahme eines Konzerts aus dem Jahr 2001 mit dem NDR Vokalensemble (damals noch NDR Chor) unter der Leitung von Christoph Rademann.

Glaube und Zuversicht

"Schade, dass die Ausführung so schwierig ist. Aber das ist zugleich eine der Qualitäten", schrieb Francis Poulenc über "Figure humaine". Das Werk entstand 1943 unter dem Eindruck des von Deutschen besetzten Frankreich. Die darin verwendeten Texte stammen von Paul Éluard, einem befreundeten Dichter, dessen Texte Poulenc schon häufiger vertont hatte. Doch damals, 1943, waren sie verboten. Sie wurden Poulenc unter großer Gefahr zugespielt, denn sie riefen zum Widerstand auf, und Poulenc ließ die Vertonung von acht Liedern, sein "Figure humaine" heimlich drucken, damit die Kantate sofort nach der Befreiung Frankreichs aufgeführt werden konnte. Die Uraufführung fand im Januar 1945 in England statt, die französische Erstaufführung 1947.

Die schwarze Madonna von Rocamadour

Der Tod eines Freundes erschütterte Francis Poulenc 1930 so schwer, dass er zum Glauben zurückfand, von dem er sich früh distanziert hatte. Nach dem Besuch des südfranzösischen Wallfahrtsortes Rocamadour und dem Standbild der schwarzen Madonna begann er noch am selben Abend, bewegt von diesem Eindruck, seine "Litanie à la Vierge noire" zu komponieren.

Erneut war es der unerwartete Tod eines Freundes, der in ein neues Werk mündete: Sein 1949 begonnenes „Stabat mater“ für Sopran, gemischten Chor und Orchester, das Chor und Orchester des Bayerischen Rundfunks unter der Leitung von Mariss Jansons 2007 aufführten zusammen mit der Sopranisten Genia Kühmeier. Ursprünglich habe er für seinen Freund und Maler Christian Bérard eine Messe komponieren wollen, "aber dann fand ich das zu bombastisch." Sagte Poulenc. "So kam ich auf die Idee eines Gebets als Fürsprache, und der erregende Text des ‚Stabat mater‘ schien mir ganz passend, um die Seele des lieben Bérard der Notre-Dame de Rocamadour anzuvertrauen."  

Eine Sendung von Chantal Nastasi.

 

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Das NDR Vokalensemble © NDR/Marius Engels Foto: Marius Engels

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