Chormusik
Sonntag, 03. November 2024, 06:00 bis
07:00 Uhr
Der polnische Komponist Jozef Kozłowski ist heute nahezu unbekannt. Für König Stanislaus II. komponierte Kozłowski ein Requiem, das 1798 beim Staatsbegräbnis des Königs aufgeführt wurde und - überarbeitet - fast 30 Jahre später beim Begräbnis des russischen Zaren Nikolaus I. "In Russland gab es kein Requiem zu dieser Zeit, weil die russische Kirche keines vorsieht. Es war ein Requiem für ein im Exil verstorbenen König," erklärt der Dirigent Hans Graf.
Ein Requiem für den polnischen König
Kozłowski muss sehr bewegt gewesen sein, als er diesen Auftrag bekam, vom König höchstpersönlich. "Das kommt ja selten vor, dass der, der begraben wird, sein Requiem maßgeschneidert bestellen kann - für Kozłowski eine große Ehre und eine große Verantwortung," sagt Hans Graf.
Viel Recherche
Eine Aufnahme von Kozłowskis Werk existiert mit dem Moscow State Choir, allerdings basiert diese auf der Umarbeitung, die Kozłowski vorgenommen hat für den Zaren Nikolaus. "Kozłowski war sehr krank zu dieser Zeit und hatte nicht die Kraft, das alles umzuarbeiten. Aber er hat versucht, dem Geschmack der Zeit gerecht zu werden, hat riesige Sängerkoloraturen und Kadenzen eingefügt, Chor und Orchester erweitert und versucht, es ein bisschen vordergründig dramatisch zu machen." Hans Graf hat sich viel mit den Unterschieden beider Versionen auseinandergesetzt. Dank Hans Sørensen, dem künstlerischen Leiter des Singapore Symphony Orchestra, wurde er auf dieses Requiem aufmerksam und hat es neu gesetzt.
Erstaufführung mit neuer Partitur
"Die Partitur, die wir auftreiben konnten, war eine Mixtur aus 1798 und 1825, aus beiden Versionen also. Ich hab dann den Erstdruck von Breitkopf und Härtel bekommen und einen Klavierauszug vom Komponisten selbst." Auf dieser Grundlage hat Hans Graf eine überarbeitete Partitur setzen lassen, die Erstaufführung in Singapur ist auf CD erschienen.
In unserer Sendung hören Sie Teile aus dieser Aufzeichnung und Interviews mit dem Dirigenten Hans Graf und dem künstlerischen Leiter Hans Sørensen.
Eine Sendung von Chantal Nastasi.