Die Milchstraße, fotografiert im Harz. © Jenny Rische

Der Milchstraße so nah: Unterwegs mit einer Hobbyfotografin im Harz

Stand: 27.09.2023 09:23 Uhr

Abseits von Städten zeigt sich der Sternenhimmel über dem Harz oft besonders klar und detailliert. Nicht zuletzt ist der Harz nachts ein Anziehungsort für viele Hobbyfotografen.

von Marie Stiller

Wenn Jenny Rische durch den Harz geht, dann anders als viele Wanderer: Die 28-Jährige aus Osterode ist dort am liebsten zu später Stunde unterwegs. In ihrem Rucksack hat sie dann immer eine Fotokamera, verschiedene Objektive und ein Stativ dabei. Tagsüber arbeitet Rische in einem Drogeriemarkt. Nach Feierabend streift sie seit drei Jahren mehrmals wöchentlich durch den Harz, um neue Bilder für ihren Instagram-Account zu fotografieren.

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Je dunkler die Nacht, desto besser die Sicht

Auch an diesem späten Abend im September ist sie wieder einmal auf Tour. Der Himmel ist sternenklar. Nur mit dem schwachen Licht ihrer kleinen Taschenlampe bahnt sie sich den Weg über Steine und Baumwurzeln ans Westufer des Oderteichs nahe Torfhaus: "Die Voraussetzungen heute sind optimal, denn der Mond geht erst nach Mitternacht auf. Bis dahin ist es zwar stockfinster, aber die Milchstraße schon mit bloßem Auge gut zu erkennen."

30 Sekunden warten bis zum fertigen Foto

Gekonnt baut die junge Harzerin Stativ und Kamera auf und richtet alles gen Himmel aus. "Wichtig ist jetzt das richtige Einstellen der Langzeitbelichtung und der Blende des Objektivs, sonst ist das Foto am Ende einfach nur dunkel", erklärt Rische. Und dann heißt es warten - jedes Mal 30 Sekunden, bis der Auslöser der Kamera klickt. Das Fotografieren hat sie sich selbst beigebracht, "alles learning by doing", wie sie sagt. Auf dem kleinen, leuchtenden Kamerabildschirm ist er schließlich deutlich zu sehen: Der milchige Sternenschleier samt Oderteich, abgeknickter Äste im Vordergrund und Silhouetten von Nadelbäumen.

Geschäftiges Treiben unterm Sternenhimmel

Rische ist mit ihrer bisherigen Fotoausbeute zufrieden. Und doch will sie noch einmal Ort und Perspektive wechseln. Zügig verstaut sie alles wieder in ihrem Rucksack und wandert weiter zum Holzsteg ans Ostufer des Oderteichs. Auf dem Weg begegnen ihr mehr als ein Dutzend anderer Hobbyfotografen. Auch sie sind für Fotos der Milchstraße hier. Flüsternd grüßt man sich kurz. An einem längeren Gespräch ist kaum jemand interessiert. "Niemand verrät gerne seine guten Fotospots", sagt Jenny.

Rücksicht nehmen auf Natur und Tiere

Um kurz vor Mitternacht schießt Rische ihre letzten Fotos, während in der Ferne Hirsche röhren. Auch wenn das Wandern nachts im Harz nicht verboten ist, fordern Experten Rücksichtnahme: "Waldtiere sind tagsüber Wanderer in ihrem Lebensraum gewohnt. Wir sollten ihnen wenigstens in der Nacht Ruhe ermöglichen - und sie vor allem nicht mit starkem Licht aufschrecken", mahnt Martin Baumgartner, Sprecher des Nationalparks Harz. Wichtig sei außerdem, auf den gekennzeichneten Wegen zu bleiben - "allein zur eigenen Sicherheit", so Baumgartner. Denn wer im Dunkeln verunglückt, sei für Rettungskräfte schwer auffindbar.

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