KI: Trends im Silicon Valley
Musik aus einem Computer ist nichts Besonderes. Sie hört sich eher unterdurchschnittlich an. Doch dahinter verbirgt sich Künstliche Intelligenz, denn der Computer komponiert die Musik, nachdem er andere Musikstücke, die sich Menschen erdacht haben, analysiert hat. Magenta heißt dieser Computer. Seine Lehrmeister sind Entwickler bei Google. Kunst benötigt keine Künstler mehr, könnte man jetzt provokant formulieren. Wie geht man im Silicon Valley mit diesen Fragen um?
Computer können Kunststile unterscheiden
So sehr in anderen Industriezweigen der Einsatz von Künstlicher Intelligenz kritisiert wird, in der Kunst könnte "AI", also artificial intelligence - ihren Meister finden. Das jedenfalls demonstriert der Wissenschaftler Ahmed Elgammal von der Rutgers Universität in New Jersey: "Ein Algorithmus, ein Computer, vermag Kunstwerke zu unterscheiden. Er muss weder die Stile von Picasso, Munch oder Cézanne kennen. Dennoch kann er die Werke auseinanderhalten. Im Grunde braucht es für die Wahrnehmung von Kunst kognitive und intellektuelle Fähigkeiten. Genau diese möchten wir unseren Maschinen beibringen."
Algorithmen analysieren Kunst
Gemeinsam mit seinem Kollegen Baka Saleh haben die beiden einen Algorithmus entwickelt, der die Gemälde von Künstlern analysieren und miteinander vergleichen kann. Ein Ergebnis ihrer Studien lautet: Die Mona Lisa von da Vinci ist ein eher weniger aufwendiges Bild als viele andere Werke des Künstlers. Der mit Künstlicher Intelligenz gefütterte Computer kann sehr viel schneller Original und Nachahmung unterscheiden - oder Gemälde, die bislang unbekannt waren und nun einem Künstler zugeordnet werden können.
Künstliche Intelligenz kann Künstler, deren Einflüsse und Gemeinsamkeiten binnen weniger Sekunden erkennen, sagt Baka Saleh von der Rutgers Universität: "Bilder haben ihre eigene Schönheit. Genau das zu studieren und zu analysieren, das ist das Faszinierende für mich." Die Kunsthistorikerin Marianna Mezonne pflichtet den beiden Wissenschaftlern bei. Sie ist begeistert von den Fähigkeiten ihrer lernenden Maschine: "Sie können für uns die Frage beantworten, wie sich der Stil eines Künstlers verändert hat. Was sind die Charakteristiken eines bestimmten Stils? Gibt es eine Art Muster, der eine Stilveränderung über eine längere Zeit beschreibt? Das sind die einzigartigen Fähigkeiten eines Computers. Kein Mensch wäre in der Lage, solch eine Vielzahl an Kunstwerken zu analysieren", sagt sie.
Wann werden Roboter zu "Künstlern"?
Was aber ist, wenn der Computer mit Hilfe Künstlicher Intelligenz nicht nur Werke verschiedener Künstler analysieren, sondern sie auch fehlerfrei imitieren oder einen bestimmten Stil weiterentwickeln kann? So gut, dass kein Historiker das Original von der Nachahmung unterscheiden kann? Rein theoretisch wäre das möglich.
Andere Experten und Wissenschaftler warnen vor dem Einsatz von Künstlicher Intelligenz. Ein Beispiel sind Roboter-Waffen. Einmal mit dem entsprechenden Algorithmus gefüttert, nehmen sie dem Menschen eine Entscheidung über Leben und Tod ab. Hollywood ist hier der Realität längst voraus. "Ex-Machina" ist ein faszinierender Sic-Fi-Thriller, der sich mit der Frage auseinandersetzt, was passiert, wenn ein Roboter beginnt, Gefühle zu zeigen oder zumindest vorgibt, selbige zu haben. Was macht das mit unseren menschlichen Gefühlen?
Maschinen werden schlauer sein als Menschen
Künstliche Intelligenz wird menschliches Denken in den nächsten zehn Jahren vermutlich überflügeln. Darin sich die Experten von Google, Facebook und vielen Universitäten einig. Maschinen - ursprünglich mit unserem Wissen gefüttert - werden dann um ein Vielfaches schlauer sein als wir Menschen. Doch was passiert mit den von Menschenhand erstellten Kunstwerken? Werden Roboter bald ihre Umgebung so analysieren, dass sie in der Lage sind, all das in ein Kunstwerk einfließen zu lassen, was bislang nur der Mensch vermochte?