Stand: 15.11.2017 06:40 Uhr

Wie Maschinen im Film die Macht übernehmen

von Hartwig Tegeler

Künstliche Intelligenz. Alle reden darüber - aber was ist das eigentlich? Beherrschen uns bald Roboter und Computer wie in manchen Science-Fiction-Filmen oder nehmen uns Maschinen die unangenehmen Arbeiten ab und das Leben wird deutlich einfacher? Ein Streifzug durch das Thema Künstliche Intelligenz (KI) im Kino.

"Falsch ist diese apokalyptische Hollywood-Vorstellung von irgendwelchen martialischen Robotern, die die Macht ergreifen und alle Menschen umbringen", schreibt der israelische Historiker Yuval Noah Harari in seinem Buch "Homo Deus. Eine Geschichte von Morgen". Viel eher würden wir Schritt für Schritt, unmerklich, mit unseren Erfindungen verschmelzen. Mit Computern, mit dem Internet aller Dinge, mit weltumspannenden Datenströmen. Vor genau dem aber warnt der Science-Fiction-Film uns schon ewig: Dass nämlich die Macht der Maschinen, der Künstlichen Intelligenzen, so groß wird, dass sie die Herrschaft übernehmen. Und was sind wir dann noch?

"Ein Blick auf die Haut, und wir denken, dass wir genau wissen, was darunter ist." In dem Film "I, Robot" ist die linke Körperhälfte des Polizisten Del Spooner mit maschinellen Ersatzteilen "rekonstruiert" worden. Ist Del damit schon Maschine wie die Maschinenwesen, die Chicago im Jahr 2035 bevölkern? Die Maschinen in "I, Robot" werden zum Problem, weil sie anfangen, Emotionen zu entwickeln. Beunruhigend. Irritierend.

Die Furcht vor der Machtübernahme durch KI

Durch all diese Mensch-Maschine-Erzählungen im Film mäandert die Furcht, dass die Künstlichen Intelligenzen die Macht übernehmen. Schlimm genug, dass sie - wie in "Blade Runner" - in ihrem Äußeren nicht mehr zu unterscheiden sind von uns. Was aber, wenn die Ununterscheidbarkeit sich nicht mehr nur aufs Äußere bezieht? Emotionen sind der erste Schritt. Kommt dann Bewusstsein?

Die Roboter in "I Robot", das Maschinenwesen in der "Terminator"-Saga, die Androiden in den "Alien"- oder "Blade Runner"-Filmen, in "Matrix", "Ex Machina" oder in der Serie "Westworld": Sie erzählen vom Albtraum, dass wir bald den Mensch-Maschinen-Mischwesen nichts mehr entgegensetzen können.

Allmachtsfantasien und die Angst vor der eigenen Schöpfung

Ausgangspunkt ist die menschliche Allmachtsfantasie, den der Experte für Künstliche Intelligenzen (Oscar Isaac), im Film "Ex Machina" preist: "Eine Maschine zu konstruieren, die ein Bewusstsein hat, ist nicht eine Geschichte der Menschheit, es ist die Geschichte von Göttern."

Die Kehrseite: die Angst vor den eigenen Schöpfungen. "Hallo! - Hast du einen Namen?" - "Ja, Ava." Schon im Ton der verführerischen Maschinenfrau Ava mit ihrem Cyborg-Maschinen-Karbon-Körper klingt eine Drohung durch. Der Schöpfer der Künstlichen Intelligenzen in "Ex Machina" meint nur: "Hast du Mitleid mit Ava? Hab Mitleid mit dir selbst, Mann. Irgendwann sehen uns die KIs rückblickend genauso, wie wir irgendwelche fossilen Skelette in der Wüste von Afrika sehen."

Dieser düstere Blick auf unsere Zukunft ist in "Blade Runner 2049" und in "Alien: Covenant" Realität. Die Androiden haben die wichtigste Unterscheidung zum Menschsein aufgelöst: Sie können schöpfen. In "Blade Runner 2049" ist die Androiden-Frau gebärfähig. Was ist das von einem Mann und einer Replikantin gezeugte Kind? Noch Maschine oder schon Mensch? In "Alien: Covenant" sagt der Android Walter zum Vorgängermodell David (beide gespielt von Michael Fassbender): "Dir ist nicht gestattet zu erschaffen. Verdammt frustrierend, würde ich sagen. Du hast die Menschen beunruhigt. Du warst zu menschlich. Du hast selbständig gedacht."

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Unser Schöpfungswahn wird von KI übertrumpft

David hebelt das Schöpfungsverbot aus: Er erschafft monsterhafte Wesen, für die die Menschen, die ihn konstruiert haben, nur noch Wirtskörper darstellen. Dabei ist er rational, kühl, frei von Ethik und Moral. Und so viel effektiver als sein menschlicher Schöpfer, den David verachtet: "Wie war er? - Er war ein Mensch. Seiner Schöpfung ganz und gar unwürdig."

Unserer Wahn, Gott zu spielen, wird übertrumpft von dem unserer Geschöpfe. Das ist die Moral von der Geschicht! Mit Tausenden von Menschen und Embryos im Tiefschlaf - potenzielle Brut-Körper - reist David zu einem neuen Planeten, um den mit seinen Schöpfungen zu bevölkern. Gute Nacht, wenn das jemals Realität werden sollte.  

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Dieses Thema im Programm:

NDR Kultur | Klassisch in den Tag | 15.11.2017 | 06:40 Uhr

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