Sendedatum: 23.12.2014 | 19:30 Uhr | Hamburg Journal
1 | 16 Die beiden sogenannten Askari-Reliefs im "Tansania-Park" in Hamburg-Jenfeld sorgen seit mehr als einem Jahrzehnt für Streit. Eigentlich heißt die Anlage seit 2009 Geschichtsgarten Deutschland-Tansania. Aber der Name ist vielen zu sperrig. Und so sagen fast alle "Tansania-Park". Wie soll die Stadt mit dem Kunstwerk aus NS-Zeit umgehen, das die deutsche Kolonialzeit glorifiziert? Auf der rechten Platte ...
© NDR.de, Foto: Marc-Oliver Rehrmann
2 | 16 .. ist ein deutscher Unteroffizier (links) zusammen mit vier bewaffneten Askari in deutscher Uniform zu sehen. Askari waren afrikanische Hilfssoldaten in der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Das Denkmal soll die angeblich beispielhafte Treue der schwarzen Askaris zu ihren deutschen Herren beschwören - als Reaktion auf die Behauptung der Siegermächte nach dem Ersten Weltkrieg, Deutschland sei nicht fähig, Kolonien zu führen.
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3 | 16 Auf dem anderen Relief ist ein Askari (rechts) mit vier einheimischen, leicht bekleideten Trägern dargestellt, die Ausrüstung, Waffen und Verpflegung schleppen. Zigtausende afrikanische Träger kamen während ihres Einsatzes für die deutschen "Kolonialherren" ums Leben. Das Kunstwerk aus den 1930er-Jahren stammt von dem Bildhauer Walter von Ruckteschell, der selbst in der deutschen "Schutztruppe" in Ostafrika diente.
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4 | 16 Auf dieser Tafel über die Geschichte der "Askari-Reliefs" ist zu erfahren, dass sie an den Feldzug der deutschen Kolonialtruppen unter General Paul von Lettow-Vorbeck während des Ersten Weltkriegs in Deutsch-Ostafrika erinnern sollen. Etwa 500.000 Menschen kamen ums Leben. In Deutschland hingegen wurde der Kampf in Ostafrika gegen die übermächtigen Briten und ihren Verbündeten zur Heldentat erklärt. - Der Text findet sich auch auf zwei weiteren Tafeln in Englisch und Swahili.
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5 | 16 Die Askari-Reliefs stehen seit dem Herbst 2002 im "Tansania-Park" - zuvor schmückten sie den Eingang der benachbarten Lettow-Vorbeck-Kaserne. Ursprünglich sollte auch Tansanias Ausstellungspavillon von der Expo 2000 in Hannover hier aufgestellt werden. Aber das ließ sich nicht verwirklichen. Die Einweihung des Parks geriet 2003 zu einem Eklat: Der tansanische Premierminister sagte seine Teilnahme kurzfristig ab - als Reaktion auf einen Zeitungsartikel mit Kritik an der Anlage.
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6 | 16 Schon seit 1939 befindet sich im "Tansania-Park" dieses Schutztruppen-Ehrenmal. Bei dem Festakt lobte General Lettow-Vorbeck die Heldentaten der Schutztruppen und der Askaris in den Kolonien. Bis zum Auszug der Bundeswehr aus der Lettow-Vorbeck-Kaserne 1999 fanden jedes Jahr zum Volkstrauertag gemeinsame Kranzniederlegungen der Traditionsverbände des Afrika-Korps und der Schutztruppen statt.
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7 | 16 Das Ehrenmal ist den Gefallenen gewidmet, die während des Ersten Weltkriegs in den vier deutschen Kolonien "für ihr Vaterland starben". Im Jahr 1966 wurde unter Bundesverteidigungsminister Kai-Uwe von Hassel das Schutztruppen-Denkmal in der Mitte durch eine Gedenktafel ergänzt, die an die Gefallenen des Afrika-Korps im Zweiten Weltkrieg erinnert.
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8 | 16 Auf den Ehrentafeln wird nicht nur der gefallenen deutschen Soldaten gedacht, sondern mitunter auch den Askari und den "Hilfskriegern und Trägern". In Deutsch-Ostafrika (linke Tafel) seien zwischen 1914 und 1918 732 Offiziere und Beamte getötet worden - sowie 3.000 Askari und 4.750 "Hilfskrieger und Träger". Nach Ansicht von Experten ist zumindest die Zahl der getöteten Helfer viel zu niedrig angesetzt.
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9 | 16 Besucher des Parks können sich auf dieser Tafel über die Geschichte des "Schutztruppen-Ehrenmals" informieren. Aber die Texte sollen bald überarbeitet und ergänzt werden.
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10 | 16 Reinhard Behrens ist einer der wenigen Hamburger, die einen Schlüssel für den "Tansania-Park" haben. Der Geschichtslehrer und ehemalige Staatsrat in der Bildungsbehörde kennt sich bestens mit dem Streit über die "Askari-Reliefs" aus. Von 2006 bis 2012 leitete er einen Beirat, der Infotexte für die Anlage ausarbeitete.
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11 | 16 An dieser Stelle - am Eingang der Lettow-Vorbeck-Kaserne - standen die Askari-Reliefs seit 1938. Von 1959 bis 1999 war in der Kaserne die Bundeswehr stationiert. Mit dem Abzug der Soldaten wurden die Kunstwerke abgebaut, zwischenzeitlich eingelagert und dann 2002 im "Tansania-Park" wieder aufgestellt.
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12 | 16 Die denkmalgeschützten Kasernen-Gebäude dienen heute als Wohnheim für Studenten der Helmut-Schmidt-Universität. Sie tragen noch die alten Namen mit "Helden" aus der Kolonialzeit. So ist dieses Haus nach Hermann von Wissmann benannt.
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13 | 16 Hermann von Wissmann (1853-1905) war im späten 19. Jahrhundert Reichskommissar beziehungsweise Gouverneur in der Kolonie Deutsch-Ostafrika. Einst als Kolonialheld verehrt, gilt er heute unter Historikern eher als Kolonial-Verbrecher. Wissmann ging mit großer Brutalität gegen die einheimische Bevölkerung vor.
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14 | 16 An der Fassade des "Wissmann-Hauses" findet sich bis heute auch eine Abbildung von Paul von Lettow-Vorbeck - dem Namensgeber der Kaserne. Der "Löwe von Afrika" wurde dafür gefeiert, dass er während des Ersten Weltkrieges in Ostafrika den übermächtigen Briten und ihren Verbündeten erfolgreich Widerstand leistete. Die Afrikaner dagegen gaben ihm wegen seiner rücksichtslosen Kriegsführung den Beinamen "Der Herr, der unser Leichentuch schneidert".
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15 | 16 Ein paar Schritte weiter steht das "Trotha-Haus" - benannt nach Lothar von Trotha.
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16 | 16 Generalleutnant Lothar von Trotha gilt als einer der größten deutschen Kolonial-Verbrecher. Er nahm eine unrühmliche Rolle bei der Niederschlagung des Aufstands der Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika um 1904 ein. Die Kriegsführung Trothas zielte auf die vollständige Vernichtung der Herero ab. Historiker sprechen heute von Völkermord.
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