Sendedatum: 16.09.2016 | 15:20 Uhr
1 | 5 Mustafa Yavuz, Vorsitzender des Landesverbandes Schura in Bremen: "Es ist natürlich eine große Errungenschaft, wenn sich die bestehenden Wohlfahrtsverbände interkulturell öffnen und zum Beispiel kultursensible Pflege anbieten. Aber das hindert uns nicht daran, unseren eigenen Verband zu gründen und eigene Angebote zu machen. Wir erhoffen uns, dass durch die Gründung eines Wohlfahrtsverbandes unser Angebot gesehen und akzeptiert wird. Was wir nicht anstreben, ist eine geschlossene Gesellschaft. Ganz im Gegenteil, wir gehen ganz offen an die Sache ran und wir haben auch starkes Interesse, mit den bestehenden Wohlfahrtsverbänden zu kooperieren."
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2 | 5 Bassam El-Choura, Leiter des Bremer Präventionsprojektes "Pro Islam - Gegen Radikalisierung und Extremismus - Al-Etidal": "Nehmen Sie etwa die Flüchtlingsarbeit: Wir geben den Menschen Orientierung. Wir klären sie darüber auf, wie im Land Bremen die Dinge laufen. Wie funktioniert das Schulsystem, wie das Studiensystem? Oder: Wie gehe ich hier mit der Lebensweise um, die ganz anders ist als in Syrien, im Libanon oder in Nordafrika? Wir geben ihnen damit die beste Ausrüstung, sich zu integrieren. Sie werden dann Mitglieder dieser Gesellschaft. Und das ist die beste Leistung, die ein Wohlfahrtsverband bieten kann: dass diese fremden Menschen hier schnell integriert werden."
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3 | 5 Arnold Knigge, Vorstandssprecher der Landesarbeitsgemeinschaft (LAG) der Freien Wohlfahrtspflege Bremen: "Ein muslimischer Wohlfahrtsverband müsste im Rahmen des bestehenden Systems der sozialen Sicherheit tätig werden und würde vielleicht den einen oder anderen näher heranführen an unser Angebot an Sozialleistungen. Vielleicht gäbe es dann noch eine breitere Beteiligung an der Kindertagesbetreuung, da haben wir zum Teil defizitäre Versorgungsquoten in Stadtteilen mit hohen Migranten-Anteilen. Aber ich betone: Auch die Wohlfahrtsverbände der LAG haben den Anspruch, offen zu sein für alle. Etwa kultursensibel zu pflegen oder in Kindertagesstätten keinen Unterschied nach Religionszugehörigkeit zu machen."
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4 | 5 Manfred Meyer, Landespfarrer für Diakonie und Geschäftsführer des Diakonischen Werkes Bremen: "Ein muslimischer Wohlfahrtsverband könnte eine wichtige Rolle spielen - gerade bei der Integration von muslimischen Menschen. Wichtig wäre auch, dass das Gespräch mit anderen Wohlfahrtsverbänden, Kirchen, religiösen Gemeinschaften dadurch strukturiert geführt werden könnte. Man würde auch deutlich machen: Wir sind ein Teil der Wohlfahrtspflege und somit ein Teil dieses Staates. Die Wohlfahrtsverbände untereinander könnten sich auch sehr viel intensiver austauschen. Im Gespräch mit einem islamischen Wohlfahrtsverband könnte man die religiösen Profile und das Verständnis füreinander, für das Leben in einer Gesellschaft deutlich herausarbeiten."
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5 | 5 Samy Charchira, Sozialpädagoge und Sachverständiger zum Thema Wohlfahrtspflege bei der Deutschen Islam Konferenz: "Das Bremer Vorhaben kann einen entscheidenden Impuls zur weiteren Etablierung muslimischer Wohlfahrtspflege setzen. Dabei ist die verbandsübergreifende Gründung ausdrücklich zu begrüßen, ebenso das hiermit verbundene kommunale Engagement. Mit den Themen 'Wohlfahrtspflege' und 'Seelsorge' hat die Islamkonferenz nun die wichtigsten Aufgaben der islamischen Religionsgemeinschaften aufgegriffen. Jetzt geht es um Qualifizierung und Professionalisierung. Ich sehe den organisierten Islam hier in der Pflicht."
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