"Marianengraben": Berührender Film über Trauer und Verlust
Die Verfilmung des Erfolgsromans mit Luna Wedler und Edgar Selge von Meeresbiologin und Schriftstellerin Jasmin Schreiber "Marianengraben" ist ehrlich, lustig und traurig zugleich. Eine Gratwanderung, die gelingt.
11.000 Meter unter dem Meer. Wo es kein Licht mehr gibt, keine Farben, kaum noch Sauerstoff. Wo die Tentakel aus der Schwärze kommen und mich immer weiter nach unten ziehen. Der Druck hier unten ist so hoch, dass ich Angst habe zu implodieren. Filmszene
Es ist der immergleiche, wiederkehrende Alptraum, den Hauptfigur Paula, gespielt von Luna Wedler, in "Marianengraben" hat. Ein Alptraum, der sie in Dunkelheit hüllt, ihr die Luft zum Atmen nimmt, all ihre Lebensenergie. Ein Alptraum, in dem ihr verstorbener Bruder Tim auftaucht, ertrunken mit gerade mal neun Jahren. Auf dem Friedhof, ihrem Rückzugsort zum Trauern für diesen Abenteurer und Meeresforscher, wie es auf seinem Grabstein steht, lernt sie eines Nachts durch Zufall den alten kauzigen Helmut kennen. Die beiden bilden eine Schicksalsgemeinschaft, eine Zweckbekanntschaft.
Zwei trauernde Sonderlinge
Helmut will die Asche seiner Ex-Frau im Süden verstreuen, Paula will Tim nahe sein. Es sind zwei Sonderlinge im Wohnmobil auf dem Weg nach Süden, die eine Sache eint: die Trauer um einen geliebten Menschen, den Wunsch, ihnen erneut nahe zu sein, denn auch Helmut hat nicht nur seine Ex-Frau verloren, sondern einst auch seinen Sohn.
Die Tonalität in "Marianengraben" ist sentimental. Immer wieder gibt es - der Romanvorlage entsprechend -, Selbstgespräche von Paula mit Tim, in Rückblicken und Flashbacks, als eine Art innerer Monolog. Dann gibt es, in der Gegenwart, die ungewöhnliche, langsam aufkeimende Freundschaft zwischen Helmut und Paula - und zwei Tieren: Helmuts Hund Judy und einem zugelaufenen Huhn, Lutz.
Luna Wedler: "Trauer und Tod immer noch Tabuthema"
Die Themen sind schwer: Trauer, Verarbeitung, Freundschaft. Gebrochen werden sie von Situationskomik auf dem Roadtrip: eine Verfolgungsjagd mit der Polizei, das Verstreuen von Helgas Asche, das von einer Gruppe FKK-Wanderer und -Bader jäh gestört wird. Für Hauptdarstellerin Luna Wedler steht die ungewöhnliche Beziehung von Helmut und Paula im Mittelpunkt: "Ich finde, dieser Generationenunterschied zeigt uns auch die Themen Trauer und Tod," sagt Wedler. Man spreche sehr wenig drüber.
"Das ist immer noch ein Tabuthema in unserer Gesellschaft, was sehr schade ist, weil wir einander brauchen. Ich finde bei dieser Freundschaft so schön, dass man daran sieht, wie wichtig Zeit ist, dass man sich Zeit lassen muss." Helmut und Paula würden sich gegenseitig helfen und einen schönen Humor teilen, so Wedler. "Beide sind sehr witzig und Sturköpfe, aber die haben mich sehr berührt."
"Marianengraben" erzählt berührend, vielleicht eine Spur zu verkitscht, davon, zurück ins Leben zu finden. Ein Film über den Tod und das Leben, der ehrlich, lustig und traurig zugleich ist. Eine Gratwanderung, die gelingt.
Marianengraben
- Genre:
- Komödie, Drama
- Produktionsjahr:
- 2024
- Produktionsland:
- Luxemburg, Italien, Österreich
- Zusatzinfo:
- mit Luna Wedler, Edgar Selge, William Vonnemann u.a.
- Regie:
- Eileen Byrne
- Länge:
- 87 Minuten
- FSK:
- ab 12 Jahren
- Kinostart:
- 7. November 2024