Deutscher Kurzfilmtag: Regisseur Moritz Boll im Gespräch
Der deutsche Kurzfilmtag findet jedes Jahr am kürzesten Tag des Jahres statt: dem 21. Dezember. Ein Gespräch mit dem Kieler Kurzfilmregisseur Moritz Boll.
Das Studio Filmtheater in Kiel wurde vor Kurzem als das Kino mit dem besten Kurzfilmprogramm Deutschlands ausgezeichnet. Am Donnerstag zeigt das Filmtheater die "Besten Kurzfilme aller Zeiten". Darunter ist auch "Traumjob" des Kieler Filmemacher Moritz Boll, der zur Kino-Vorführung kommt.
Moritz, glaubst du, da wird ein Roter Teppich ausgerollt?
Moritz Boll: Ich freue mich total, dass wir dabei sind. Das ist eine große Ehre, unter diesem Label "Die besten Kurzfilme aller Zeiten" zu laufen. Aber das ist natürlich auch ein bisschen hochgestapelt. Schauen wir mal, aber wir freuen uns sehr.
"Traumjob" heißt dein Kurzfilm. Wie kurz ist der denn?
Boll: Der ist wirklich sehr kurz. Tatsächlich nur drei Minuten lang. Wir haben die Herausforderung angenommen. Wie kann man innerhalb von drei Minuten eine ganze Geschichte erzählen, einen ganzen Bogen spannen? Das ist eigentlich auch das Tolle bei einem Kurzfilmabend. Man kann als Zuschauer oder Zuschauerin an einem Abend ganz viele solcher Geschichten sehen - anders als bei einem normalen Kinofilm.
Wenn dieser Film nur drei Minuten lang ist, wieviel kannst du jetzt schon von der Geschichte preisgeben?
Boll: Das ist eine gute Frage. Das Ganze ist tatsächlich eine bisschen absurde Situation. Ich kann vielleicht kurz mal erzählen, wie es dazu gekommen ist. Ich war in einem Café und plötzlich merkte ich, neben mir findet gerade ein Bewerbungsgespräch statt. Da war ein Chef und eine junge Frau, die sich irgendwie auf einen Job beworben hat. Wahrscheinlich hat sich der Chef gedacht: Coole Idee, ich mache das hier mal lässig im Café. Es war aber total komisch, auch für alle anderen Anwesenden. Man hat gemerkt, dass die sehr offiziell reden. Mir tat diese Bewerberin total leid, es war irgendwie eine seltsame Situation. Wir haben das Ganze dann ein bisschen weitergesponnen und einen Film über ein Bewerbungsgespräch im Kajak auf der Schwentine hier in Schleswig-Holstein gemacht.
Stimmt es, dass du "Traumjob" an nur einem einzigen Tag gedreht hat.
Boll: Ja, das ist völlig richtig.
Was ist die Herausforderung, so einen Kurzfilm zu drehen? Es muss ja schon ganz schön komprimiert sein. Glaubst du, es ist leichter, einen Langfilm zu drehen?
Boll: Der große Vorteil ist natürlich, dass der Aufwand kleiner ist. Deshalb gibt es natürlich aber auch viel mehr Kurzfilme. Das ist oft etwas, womit Leute anfangen, wenn sie Filme machen. Das heißt, es ist auch gar nicht so einfach, da aufzufallen. Da hat man es vielleicht sogar leichter mit einem größeren Spielfilm. Wobei das sicherlich auch nicht einfach ist. Das will ich gar nicht sagen. Aber es gibt natürlich viel mehr Kurzfilme, die aus dem Nachwuchsbereich kommen. Umso mehr freuen wir uns, dass wir mit so einem Projekt - ein Drehtag, eine kleine Crew - so eine tolle Resonanz bekommen. Wir haben den Film auch bei den Nordischen Filmtagen und bei anderen Filmfestivals gezeigt. Das ist, glaube ich, ein weiterer Vorteil von Kurzfilmen. Da gibt es Festivals, die sich komplett darauf konzentrieren, Kurzfilme zu zeigen. Da kommt man auch ein bisschen rum und kann mit den Leuten ins Gespräch kommen. Das hat immer großen Spaß gemacht.
Das Gespräch führte Christina Gronwald.