Der Deutsche Buchpreis kürt wieder das beste Buch des Jahres. Diese 20 Bücher findet die NDR Kultur Literaturredaktion preiswürdig.
Stand: 22.08.2023 | 10:10 Uhr
1 | 20 Welche Begabung braucht's für das Glück? Birgit Birnbacher erzählt in "Wovon wir leben" ganz unpathetisch - aber mitreißend mit jedem Satz - von einer Frau, die aufhört, jung zu sein, und wohl auch aufhört, sich noch irgendwelche Illusionen zu machen. Und doch tun sich vielleicht neue Wege auf.
© Zsolnay Verlag
2 | 20 Wie ein Hund unsere eingefrorenen Erinnerungsströme wieder verflüssigen kann und wie wir lernen können, durch die Liebe der Tiere ein friedvolles Verhältnis zu unserer Existenz zu entwickeln, davon handelt Marica Bodrožićs neuer poetisch-philo sophischer Roman "Mystische Fauna".
© Matthes & Seitz
3 | 20 Ein ehemaliger Brückenkommissar in Hamburg erhält eine tödliche Diagnose. Was fängt er noch mit seinem Leben an? Als er eine junge Frau rettet, wendet sich das Blatt für den Mann noch einmal. Auch wenn Mirko Bonnés Roman streckenweise etwas konstruiert wirkt, kann man sich dem Reiz und der farbigen Sprache nur schwer entziehen.
© Schöffling Verlag
4 | 20 Ein Ort im Moor Ende der 40er Jahre im Spannungsfeld zwischen alten Geistern und neuen Zeiten. Die Menschen sind geprägt von Verlorenheit und der Sehnsucht nach einem Leben ohne die Schatten der Vergangenheit. Ein intensives, atmosphärisch dichtes Buch, das einen Bogen bis in unsere Gegenwart schlägt.
© Insel
5 | 20 Welche Spuren hinterlassen Krieg, Vertreibung, Traumata bei den Menschen? Dieser Frage geht Ulrike Draesner in ihren Büchern immer wieder nach, in "Die Verwandelten" aus der Perspektive mehrerer Frauen. Ein wichtiges Buch einer wichtigen Autorin - beiden wäre ein großer Preis zu wünschen.
© Penguin Randomhouse
6 | 20 Zwei parallel erzählte Kindheiten: Vater Josef wurde als Kind nach Kasachstan verschleppt, Tochter Leyla wächst in Norddeutschland auf. Als weitere Aussiedler ankommen, bricht die Vergangenheit wieder auf. Ein brillant komponiertes, einfühlsames Buch über ein wenig beleuchtetes Kapitel der deutsch-russischen Geschichte.
© Rowohlt Verlag Berlin
7 | 20 G. W. Pabst, einer der größten Filmregisseure des 20. Jahrhunderts, ist aus Hollywood in seine Heimat Österreich zurückgekehrt, als der Zweite Weltkrieg ausbricht. Da streckt der Propagandaminister in Berlin seine unerbittliche Hand nach ihm aus. Als Pabst noch glaubt, dem Werben zu widerstehen, ist er schon verstrickt. Ein meisterhafter Roman über Kunst und Macht, Schönheit und Barbarei.
© Rowohlt
8 | 20 Ein neues literarisch-soziologisches Experiment der Autorin aus Wien: fünf sehr unterschiedliche Frauen in einer WG. Kann das gut gehen, vor allem: Kann das die Sache des Feminismus nach vorn bringen? Turbulent, scharfzüngig, bitter und komisch - ein großartiger Text.
© Kremayr & Scheriau
9 | 20 Mit einer unheimlich einnehmenden Sprache variiert der große Erzähler aus Vorarlberg die Fragen, die ihn immer schon umtreiben: Wie findet das alleingelassene Kind zu einem Weg ins eigene Leben? Und woher kommt eigentlich das Böse im Menschen?
© Hanser
10 | 20 Ein Liebespaar mit sehr unterschiedlichen Auffassungen von Liebe beschreibt Terézia Mora in ihrem neuen Roman. Der Untertitel spielt nicht zufällig auf das berühmte Gedicht von Hölderlin an. Wie im Gedicht kann es der Leserschaft bei diesem Roman ergehen: "Die Mauern steh'n sprachlos und kalt, im Winde klirren die Fahnen."
© Luchterhand
11 | 20 Mit Mathematik und Musik kennt sich die Studienrätin Mathilda berufsbedingt aus. Aber als ihr Mann sie verlässt, eine Freundin aus Kindertagen plötzlich bei ihr auftaucht und die Mutter sich ihr aufdrängt, gerät ihre Welt aus den Fugen. Auf einmal glaubt sie, den Chor der Erinnyen aus dem Flüstern des Windes hören zu können. Wenn der Wahnsinn droht, öffnen sich die Pforten zu großer Literatur.
© Suhrkamp
12 | 20 Schlau und kunstvoll erzählt Teresa Präauer die Geschichte eines Abends in mehreren Anläufen. Die spießige Partyrunde, die sich als Abbild unserer Gesellschaft entpuppt, wird von Version zu Version schnippischer, schriller, streitlustiger.
© Wallstein
13 | 20 Wer bringt das routinierte Leben ins Wanken, macht die so träge sich dahinschlängelnden gewohnten Pfade interessant und aufregend? Natürlich ein Hund! Hier allerdings stellt sich die Frage, ob es diesen plötzlich aufscheinenden Hund überhaupt gibt. Wieder mal ein sehr lustiger, verrückter und philosophischer Roman des fabelhaften schweizer Erzählers.
© Galiani
14 | 20 "Dies ist die Geschichte meiner Kindheit und meines Kriegs." Tijan Sila kam 1994 als Jugendlicher nach Deutschland - geflohen vorm Krieg im zerfallenen Jugoslawien. Einfach, zupackend, ergreifend erzählt er davon, was Krieg bedeutet und wie man zu überleben lernt.
© Hanser Literaturverlage
15 | 20 Türkisch, armenisch, deutsch? Der Komponist Marc Sinan nimmt uns mit auf eine Reise in die Türkei, wo er sich auf die Spuren der verschütteten Familiengeschichte begibt, in deren Zentrum der Völkermord an den Armeniern steht. Ein farbiges, sehr persönliches Buch, dessen Sog man sich nicht entziehen kann.
© Rowohlt Verlag GmbH, Foto: Rowohlt Verlag GmbH
16 | 20 Hamburg 1955: Der 14-jährige Uwe beginnt eine Kürschnerlehre. Er übernimmt später das Geschäft des Vaters und wird konfrontiert mit einem veränderten Markt und der Kritik am Pelzhandel. Doch er hält fest an seiner Vorstellung eines ganz anderen Lebens in der Welt des Schreibens und der Bücher. Ein "Must-read" für Hamburg- und Uwe-Timm-Fans!
© Kiepenheuer & Witsch
17 | 20 Der Trojanow traut sich was! Während andere Familiengeschichten erzählen, legt er einen großen Zukunftsroman vor, der Geschichten von Raumzeitreisen der "Chronautin" in die Vergangenheit erzählt. Dabei treibt Cya, GOG und all die anderen die Frage um: Hätte die Geschichte gerechter verlaufen können? Und wann wäre der Zeitpunkt gewesen, das entscheidend zu beeinflussen? Philosophisch und packend!
© S. Fischer
18 | 20 13 Jahre alt ist Yunus, als sein Vater durch zwei Schlaganfälle aus dem alltäglichen Leben gerissen wird. Zehn Jahre wird er noch als Pflegefall leben. Aber der Sohn braucht länger, sich der Geschichte seines Vaters zu stellen. Je mehr er in sie eintaucht, desto mehr verschwindet der reale Vater hinter der Projektion einer literarischen Person. In Klagenfurt von einer erschöpften Jury beiseite geredet, könnte Deniz Utlu beim Deutschen Buchpreis noch eine große Rolle spielen.
© Suhrkamp
19 | 20 Eine Sommergeschichte, eine Schwesterngeschichte, eine Emanzipationsgeschichte - das alles und noch viel mehr ist Caroline Wahls Debütroman. Wie Tilda und Ida ihr Leben meistern mit einer alkoholkranken, schlagenden Mutter, die so gerne eine echte Mutter wäre, das rührt einen an. Viel Gefühl ohne Kitsch - großartig.
© Du Mont Verlag
20 | 20 Das Debattenbuch der Stunde! Zu Studienzeiten bildeten Theresa und Stefan zusammen eine WG, heute trennen sie Welten: Theresa kämpft als Öko-Bäuerin in Brandenburg um ihre Existenz, Stefan ist im schicken Hamburg wohlsituierter Feuilletonchef einer überregionalen Wochenzeitung. Als sie sich jetzt erneut begegnen, wird das Treffen - real wie digital - zu einem Kampf der Lebensentwürfe. Ein Ringen, das gegenwärtiger kaum sein könnte.
© Luchterhand Verlag