Wie schön darf der leidende Jesus sein?
Der auferstandene Jesus atemberaubend schön wie ein Model: mit Hipsterbart, Waschbrettbauch, nur ein knappes Leinentuch um die Hüften. So wirbt ein Plakat in Sevilla für die Feierlichkeiten zu Ostern.
Ein Hingucker, muss ich sagen. Schaut her, so schön kann Glaube sein, Religion, das Osterfest. Dennoch sorgt es für Streit in Spanien. Denn manche sagen, dieser Model-Jesus sei zu smart, aufreizend gar, und damit unangemessen für das Hauptfest der Christenheit.
Wundmale Jesu: Zarter als auf mittelalterlichen Kunstwerken
Natürlich zeigt der smarte Jesus auch seine Wundmale. Allerdings fallen sie bei ihm zart aus, unauffällig, lassen sich leicht übersehen. Das ist auf vielen mittelalterlichen Kunstwerken übrigens anders. Der Auferstandene noch etwas blass, trägt tiefe Narben an Händen und Füßen, wo die Eisennägel hindurchgetrieben worden sind.
"Jesus zeigt sich wie wir nicht sein wollen und doch sind"
Ostern ein Kraftakt, kein seichtes Eititei. Und das schafft Identifikation. Jesus, Gottes Sohn, zeigt sich so, wie wir nicht sein wollen und doch sind. Gott ganz menschlich: schwach, verletzt, ängstlich. Viele haben sich gerade in dieser Darstellung verstanden gefühlt, ihr Leben, ihre Geschichte und Kraft gefunden, Hoffnung.
Denn jedes Osterbild verspricht: Was Jesus erlebt, gilt allen. Leid und Kummer sind nicht das Letzte. Gott ist da, in den strahlend schönen Momenten, aber gerade auch in den schweren. Also, gesegnete Ostern.