"Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein"
Krieg in Nahost, Krieg in der Ukraine. So viel Gewalt, so viel Leid. Die Menschheit träumt seit Jahrtausenden vom Frieden. Auch die Bibel ist von dieser Sehnsucht geprägt - in vielen Geschichten.
Unter Mose, als die Israeliten vor den Streitwagen des Pharaos fliehen. Während der Aufbaujahre im Gelobten Land, immer wieder attackieren Milizen der Philister den jungen Staat. Als dann Assur und Babylon, die Großmächte vom Euphrat, Israel von der Landkarte verschwinden lassen, wird die Friedens-Sehnsucht Poesie. In Psalmen, Prophetenworten. Wenn die Nacht am dunkelsten ist (Jes 9,1), erschient der Friedefürst (Ps 72; Mi 5,1), Schwerter werden zu Pflugscharen (Mi 4,3). Die Jünger und Jüngerinnen sehen dies in Jesus erfüllt …
Liebt eure Feinde; segnet, die euch verfluchen; bittet für die, die euch beleidigen. Lukas 6, 27-28 i.A.
Die Bibel ist kein gewaltfreies Buch
Die ersten Christinnen und Christen folgen ihrem Vorbild. Sie verweigern den Militärdienst, nehmen dafür schwere Strafen in Kauf. Mit den Jahrhunderten wird das anders. Auch wegen der Bibel, sie ist kein gewaltfreies Buch. Am Beginn steht ein Mord: Kain erschlägt seinen Bruder. Und die Söhne Kains, auch seine Töchter, ziehen in die Schlacht. Josua, Deborah, David.
Weltkriege führen zum Umdenken und einem "Gerechten Frieden"
Mit diesen Geschichten rechtfertigen Theologen später Krieg und Großmachtträume. Es folgen die Kreuzzüge, der Dreißigjährige Krieg, der Imperialismus. Erst die beiden Weltkriege führen zum Umdenken. Der Weltkirchenrat formuliert auf seiner Gründungsversammlung 1948 den Satz: "Krieg soll nach Gottes Willen nicht sein." In den folgenden Jahrzehnten wird diese Position vertieft: mit der Vision von einem "Gerechten Frieden". Sie orientiert sich an der Theologie Jesu und den Psalmen: "Könnte ich doch hören, was Gott der Herr redet, dass er Frieden zusagte seinem Volk, dass Gerechtigkeit und Friede sich küssen (Psalm 85,9-11 i.A.)."
Gerechtigkeit schafft Frieden, Waffen schaffen Leid
Gerechtigkeit und Frieden bedingen einander. Gerechtigkeit schafft Frieden. Und Frieden lebt aus Gerechtigkeit. Das sind wichtige Elemente für eine Friedensethik, aber kein Patentrezept. Vielleicht gehört Verteidigungsbereitschaft auch dazu? Doch sie hat ihren Preis. Denn Waffen schaffen Leid, selbst wenn sie Menschen schützen. Viele fromme Leute haben aber die Hoffnung nicht aufgegeben, dass die Menschheit aus diesem Dilemma lernt. Ausdruck findet sie in einem berühmten Gebet: "Herr, mache mich zu einem Werkzeug deines Friedens."