Dichter Rauch steigt nach einem israelischen Luftangriff auf die Soussi-Moschee im palästinensischen Gebiet, Gaza-Stadt © dpa-Bildfunk Foto: Mohammed Talatene

Kolumne: "Kein bisschen Frieden"

Stand: 15.10.2023 07:30 Uhr

Es gab Momente, da schien Frieden in Nahost zum Greifen nah. Mitte der 90er beim Oslo-Friedensprozess. Oder 2002 mit der "Roadmap". Versöhnungsfahrpläne für Israelis und Palästinenser. Doch immer wieder wurden die Bemühungen um Frieden zum Stillstand gebracht.

von Julia Heyde de López

In den vergangenen Jahren hat sich wenig bewegt, und nun der entsetzliche, brutale Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel. Ich trauere mit um die vielen Toten, darunter zahlreiche Familien und junge Leute, und bange um die Entführten.

"Menschen zu ermorden ist kein Einsatz für Freiheit"

In den Sozialen Medien haben manche sehr schnell auf die Besatzung verwiesen - wie zur Erklärung für den Angriff und die Gewalt. Dafür habe ich in diesem Moment kein Verständnis. Menschen zu ermorden und Großmütter zu entführen ist kein Einsatz für Freiheit und Menschenrechte. Das Schwierige an diesem Dauerkonflikt ist, dass hier nicht Recht gegen Unrecht steht, sondern Recht gegen Recht. Beide, Israelis und Palästinenser, haben berechtigten Anspruch auf ein Leben in Sicherheit in dem Land, ohne Angst und Unterdrückung.

Israelis und Palästinenser setzen sich für Versöhnung ein

Vor ein paar Jahren traf ich einmal einen Israeli und einen Palästinenser zum Interview: zwei Väter, die ihre Töchter in diesem Konflikt verloren hatten. Ihrer Trauer zum Trotz hatten sie sich einer Hinterbliebenen-Organisation angeschlossen, die sich für Versöhnung einsetzt. Ich fragte sie nach ihren Friedensbemühungen, und sie sagten: "Es ist so, als ob man Wasser aus dem Ozean schöpfen will - und man hat nur einen kleinen Löffel mit Löchern drin. Aber dies ist der einzig mögliche Weg, denn alle anderen Wege führen ins Nichts."

Frieden in Nahost muss mühsam erarbeitet werden

Julia Heyde de López © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka
Aktuell sei an eine Verständigung in Nahost kaum zu denken, meint Julia Heyde de López.

Aktuell ist an eine Verständigung in Nahost kaum zu denken. Aber in Psalm 122 heißt es: "Wünschet Jerusalem Frieden!" Irgendwann wird es wieder einen Moment geben, wo ein mühsam erarbeiteter Frieden in greifbare Nähe rückt. Ich bete für alle, die diesen schwierigen Weg immer noch gehen wollen und werden.

Kreuz, Herz oder Anker? So heißt die Kolumne der Kirche im NDR. Jeden Donnerstag vergeben die Radiopastoren und Redakteure ein Kreuz für Glauben, ein Herz für die Liebe oder einen Anker für das, was hoffen lässt.

Dieses Thema im Programm:

NDR 1 Welle Nord | 15.10.2023 | 07:30 Uhr

Ein Herz, Kreuz und Anker aus Silber vor blauem Hintergrund © Kirche im NDR Foto: Christine Raczka

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