Horst Hirschler: "Der Tod ist etwas Ernsthaftes"
Der frühere hannoversche Landesbischof Horst Hirschler ist tot. Er starb in der Nacht zu Mittwoch im Alter von 89 Jahren. Bis 2020 war Hirschler auch Abt des Klosters Loccum
"Der Tod ist etwas Ernsthaftes." Einer dieser Sätze des verstorbenen, früheren Landesbischofs Horst Hirschler. Kurz, kantig, konfrontativ. Er formuliert ihn 2010 im Interview mit einer Kollegin. Da ist er 76 Jahre alt, im Ruhestand, kämpft gegen den Krebs und für seinen Glauben. Horst Hirschler lebt damals in Loccum, kümmert sich als Abt um das bedeutende evangelische Kloster im Ort. Vom "lieben Gott" spricht er mit dem Hinweis: Der liebe Gott ist "der mit dem Jesus geredet hat und der ihm gleichzeitig den Lebensfaden abgeklemmt hat". Die Auseinandersetzung mit dem Tod: ein frühes, ernstes Thema.
Luther war "theologischer Fixstern" für Horst Hirschler
Horst Hirschler wird 1933 geboren. Mit zehn Jahren erlebt er, wie der Vater an Krebs stirbt. 1944 und 1945 dann die Bombennächte in Hildesheim, der Feuersturm, verkohlte Tote, verkrümmte Körper. Horst Hirschler versucht das Leiden mit Gott zusammenbringen. Er wird bei Martin Luther fündig, später einer seiner theologischen Fixsterne. Der Reformator spricht vom "verborgenen Gott". Der Seite Gottes, die Menschen schlichtweg nicht verstehen können.
"Immer wieder ist menschliches Leiden sein Thema"
Für Horst Hirschler führt das nicht zum Bruch. Er engagiert sich in der evangelischen Jugendarbeit, hält Bibelstunden. Und nach seiner Elektrikerlehre dann das Studium der Theologie. Die Jahre im Handwerk erden ihn, anschauliche Predigten werden sein Markenzeichen. Ob als Gemeindepastor, Landessuperintendent (1977-1988) oder ab 1988 als Landesbischof (1988-1999). Und immer wieder ist menschliches Leiden sein Thema. 1998 hält Horst Hirschler den Trauergottesdienst für die 101 Opfer der Zugkatastrophe von Eschede. "Dazu habe ich kein versöhnliches Wort zu sagen. Wir hoffen, dass diese Tode in Christus aufgehoben sind", sagt er im Rückblick. Klingt auch schroff, scharf. So ist er manchmal gewesen.
Hirschler lehnte "Homosexualität und Pfarrerberuf" ab
Mitte der 80er-Jahre lehnt Horst Hirschler es ab, dass schwule oder lesbischen Paare im Pfarrhaus leben. Seine Schrift "Homosexualität und Pfarrerberuf" löst viele Debatten aus, sorgt für Kritik. Heute ist seine evangelische Kirche von damals in dieser Frage eine andere. 1999 scheidet Horst Hirschler aus dem Amt als Landesbischof der Landeskirche Hannovers, dass er elf Jahre lang bekleidet hat. Er ist in dieser Zeit zudem leitender Bischof der Vereinigten-lutherischen Kirche in Deutschland gewesen, eine der Vizepräsidenten des Lutherischen Weltbundes. Geschätzt. Als prägende, wortgewaltige Persönlichkeit der evangelischen Kirche.
Bis 2020 Abt des Klosters Loccum
Als Ruheständler wird Horst Hirschler 2000 dann Abt des evangelischen Klosters Loccum, eine Herzensaufgabe, die er leidenschaftlich ausfüllt. 2020, als die Kräfte schwinden, legt er auch dieses Amt nieder. Am 8. August stirbt Horst Hirschler, wenige Wochen vor seinem 90. Geburtstag. Er ist verheiratet gewesen, vierfacher Vater. Im Interview von 2010 sagt Horst Hirschler, dass Sterben kein Spaß sei, er aber keine Todesangst habe. Er vertraue auf einen Paulus-Vers aus der Bibel: "Denn ich bin gewiss, dass weder Tod noch Leben uns scheiden kann von der Liebe Gottes, die in Christus Jesus ist, unserm Herrn (Römer 8, 38-39 i.A.)."