"Grüner Bunker" - Die grüne Oase braucht Zeit zu wachsen
Seit Anfang Juli ist der "Grüne Bunker" auf St. Pauli als ein neues Wahrzeichen von Hamburg geöffnet. Bis zu 900 Menschen gleichzeitig dürfen bis auf den Dachgarten steigen.
Im September habe ich einen Ausflug zum Grünbunker in der Feldstraße gemacht. Es war einer der letzten Sommertage und die Sonne strahlte mit voller Kraft durch die Blätter der Bäume vor meinem Bürofenster. In Hamburg weht fast immer eine frische Brise, aber an diesem Tag ließ sie sich nicht blicken. Für mich als Herbst- und Winterliebhaberin eher schwierig.
Keine wuchernde Pflanzenpracht auf dem "Grünen Bunker"
Hohe Temperaturen und dann rauf auf den Bunker? Ich bekam so meine Zweifel: Sollte ich wirklich gerade heute die vielen Stufen des "Grünen Bunkers" erklimmen? Aber eine Freundin hatte mir erzählt, wie beeindruckend die vielen grünen Rankenpflanzen auf dem grauen Beton waren und, dass sie vom Bunker aus bis zum Hafen schauen konnte. Also raffte ich mich auf. Rein in die überfüllte U-Bahn, hin zur grünen Oase. Als ich vor dem Bunker stand, war ich enttäuscht: Irgendwie hatte der Bunker im Internet viel grüner ausgesehen. Ich hatte eine wuchernde Pflanzenpracht erwartet. Ich wanderte also etwas gefrustet die Stufen hoch. Mir kamen Menschen entgegen und ich hörte Gesprächsfetzen: "Das soll noch Jahre dauern bis der Bunker ganz zugewuchert ist von den Pflanzen", sagte jemand.
Alles hat seine Zeit - auch Wachstum braucht Zeit
Wachstum braucht Zeit. Hätte ich mir denken können, denn das steht schon in der Bibel. Es gibt für alles seine Zeit: eine Zeit, auf die Welt zukommen, zu sterben, zu weinen, zu lachen, zu schweigen, zu reden. Und es gibt eben auch eine Zeit, um etwas zu pflanzen. Ist ja auch logisch, dass nicht wie von Zauberhand fertig ausgewachsene Pflanzen den Bunker beleben können. Das hat seine Zeit verdient. Das braucht Zeit. Das braucht Geduld. Wie eine Beziehung nach einem Streit, wenn das Vertrauen erstmal wieder wachsen muss. Alles ist doch eine Frage des Timings - und wer weiß, vielleicht besuche ich den Bunker im Frühling einfach nochmal und schaue, was die Zeit gebracht hat.