Nachhaltige Schule in Winsen
Eine Realschule in Winsen will ihren Schülerinnen und Schülern das Thema Nachhaltigkeit mit auf den Weg geben, auch wenn es im offiziellen Lehrplan nur am Rande vorkommt.
Die Johann-Peter-Eckermann Realschule ist eine von 470 Umweltschulen in Niedersachsen, die sich Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE) besonders auf die Fahne schreibt. Als PET-flaschenfreie Schule mit einem Wasserspender, Baumpflanzaktionen, einer Schulimkerei und einem Schulgarten steht dort das Thema "Nachhaltigkeit" ganz oben auf der Agenda. Eine Entwicklung, die schon lange von vielen Bildungswissenschaftler*innen gefordert wird.
Fördert Bewusstsein und Verantwortung
Nachhaltigkeit ist in den Lehrplänen bisher eher eine Randnotiz. Die Johann-Peter-Eckermann Realschule in Winsen an der Luhe geht das Thema dagegen praktisch an. Im Schulgarten wird umgegraben, eingesät und gegossen. In der Schulimkerei kontrollieren die Schüler*innen regelmäßig ihr "Bienenparadis", es wird Honig geschleudert und viel über Artenvielfalt gelernt. Schulleiter Andreas Neises glaubt, dass das Thema Lehrer*innen und Schüler*innen gleichermaßen wichtig ist: "In Schulbüchern steht eine Menge und auch vieles Richtiges, aber mit Hand und Verstand selber zu tun und zu machen, ist eine große Erkenntnis. Die Schüler und Schülerinnen sollen Verantwortung für sich und die Gemeinschaft übernehmen können - so steht es auch in unserem Leitbild."
Weniger Text, mehr "Hands on"
Die Zeit dafür nimmt sich die Realschule in sogenannten Wahlpflichtkursen. Im neuen Schuljahr beschäftigen sich acht Kurse mit dem Thema Nachhaltigkeit, berichtet Schulleiter Andreas Neises und spricht vom Lernen mit allen Sinnen. Die Kritik, dass das Thema in den Lehrplänen noch zu kurz komme, teilt er mit vielen seiner Kolleg*innen und Bildungswissenschaftler*innen. Auch der Lernforscher Kersten Reich fordert ein neues Denken, eine Schulreform weg von den Fächern, mit Fokus auf Probleme vor der Haustür: "Das wäre für mich so ein themenübergreifender Aspekt in ganzheitlicher Weise, wo die Lernenden sehr viel mehr über wissenschaftliches Arbeiten oder kritisches Arbeiten erlernen können, als wenn sie sich nur mit Vergangenheitsstoff oder anderen Dingen beschäftigen. Wir haben eine zu sehr textbasierte Bildung und müssen davon Zeiten für das wirklich relevante Handeln der Gegenwart zurückgewinnen."
Pestizidfreier Schulgarten
Im Schulgarten der Johann-Peter-Eckermann Realschule lernen die neunten Klassen, wie nachhaltige Landwirtschaft funktioniert. Traditionell wird das Gemüse in einer Drei-Felder-Wirtschaft angebaut. Eine Fläche bleibt brach, Chemie gibt's hier nicht. So können dann auch die nachfolgenden Jahrgänge noch auf dem gleichen Boden ernten. Und auch wenn die Arbeit manchmal anstrengend ist - die 14-jährige Lara ist stolz auf ihren Schulgarten: "Wir Mädchen haben gesagt, was wir alles einpflanzen wollen und dann wurden die Hochbeete hier gebaut. Darum kümmern wir uns auch. Da ist jetzt schon Mist und Erde drin. Das erste ist jetzt fertig und die Paprika und einiges mehr haben wir da schon eingepflanzt."
Plastikfrei dank Wasserspender
Um das alles zu ermöglichen, ist viel Engagement gefragt. Die Realschule bekommt Unterstützung von Landwirten in der Nähe, kooperiert mit Unternehmen aus der Region und hat sich vor allem bei einem Projekt mit den örtlichen Stadtwerken zusammengetan. Seit einiger Zeit ist die Schule PET-frei. Eine Gruppe von Schülerinnen hat mehr Nachhaltigkeit im Schulbetrieb gefordert und dafür gesorgt, dass jetzt ein Wasserspender installiert wurde. Heißt: die Schülerinnen und Schüler verzichten auf Plastikflaschen und verkleinern so ihren ökologischen Fußabdruck.
Inspiration für andere Schulen
Andreas Neises ist zufrieden mit seiner Winsener Realschule: "Als Schulleitungsmitglied war mir schon immer wichtig, dass man auf die Schüler*innen hört und erfragt, was ihnen wichtig ist. So können sie schon möglichst früh in ihrer Schullaufbahn einen Perspektivwechsel durchleben. So können sie aus der Rolle des Lernenden in die des Lehrenden hineinschlüpfen und Verantwortung übernehmen. Inhalte, die nicht von Lehrern kommen, haben einen ganz anderen Effekt auf die Schülerschaft und das Schulklima wird dadurch ungemein gestärkt." Seit 2016 ausgezeichnet als Umweltschule ist die Schule mittlerweile eine Art Leuchtturm mit ihren Projekten. Die Idee mit dem Wasserspender setzte sich durch, erzählt Schulleiter Neises. Der Landkreis Harburg will jetzt mit 300.000 Euro dafür sorgen, dass es noch mehr PET-Flaschen-freie Schulen gibt.