Wismar: Tanzen gegen Einsamkeit im Verein "Kanonbra"
In Wismar gibt es seit einem Jahr den Verein "Kanonbra". Sein Ziel: den Zusammenhalt in der Gesellschaft in und um Wismar stärken. Dazu gehört zum Beispiel auch eine Kinderdisko.
Mindestens 20 Kinder tanzen ausgelassen im Wismarer Club Block 17 zur "schnellsten Maus von Mexiko". Sie werfen die Arme in die Höhe, hopsen und singen mit. Und die Eltern stehen am Rand, lernen sich kennen und tauschen sich aus - soweit das bei der lauten Musik möglich ist. Das ist die erste Kinderdisko vom Verein "Kanonbra". Und die soll nicht nur den Kindern Spaß machen, sondern auch alleinerziehenden Müttern und Vätern ermöglichen, unter Leute zu kommen, soziale Kontakte zu knüpfen und zu pflegen. Oder kurz gesagt: weniger einsam zu sein.
"Man macht ja alles nur noch für die Kinder."
"Gerade als Eltern macht man ja alles nur noch für die Kinder. Und das ist natürlich 'ne super Zusammensetzung, dass die Kinder bespaßt werden und man sich noch ein bisschen unterhalten kann", sagt Franzisa Nahrendorf. Sie ist zwar nicht alleinerziehend, aber trotzdem oft wochenlang mit ihrem kleinen Sohn alleine, weil ihr Mann als Soldat unterwegs ist. Diese Kinderdisko ist das neueste Angebot vom Verein "Kanonbra". Der Name ist schwedisch und bedeutet großartig, spaßig oder super. Und das soll sich auch im Programm widerspiegeln.
Verein "Kanonbra" gibt es seit einem Jahr
Jule Borgwardt und Mareen Tegler haben "Kanonbra" vor einem Jahr gegründet. Die beiden führen den Verein ehrenamtlich, sind "nebenbei" berufstätig und zweifache Mütter. Das Ziel von "Kanonbra": Den Zusammenhalt in der Gesellschaft in und um Wismar zu stärken - und zwar über die Generationen hinweg. Seit August läuft das Kursangebot. Die erste Kinderdisko gab es im November. "Oft liegt beim Thema Einsamkeit der Fokus auf den Senioren. Das ist auch richtig, das machen wir ja auch. Aber wir wollen nicht nur etwas für die bieten, sondern auch für Alleinerziehende. Die sind oft allein zu Haus, wenn sich Freunde treffen, weil sie die Kinder haben. Und da kam uns die Kinderdisko in den Sinn", so Mareen Tegler.
Alle Angebote sind entweder kostenlos oder sehr günstig
"Kanonbra" will so gut wie jede Bevölkerungsschicht ansprechen. Es gibt Kurse und Events von der Kinderbäckerei, Kinderkino, inklusivem Kreativatelier, Sport- und Eltern-Kind-Kursen bis zu Seniorenfitness. Und grundsätzlich gilt: Alles ist entweder kostenlos oder sehr günstig. Im Fall der Kinderdisko sind das zwei Euro pro Ticket. Für Franziska Nahrendorf ist das sehr wichtig.: "Man hat immer mehr Ausgaben, alles wird teurer. Da überlegt man zweimal, was man macht. Solche Sachen für einen schmalen Taler - gern. Du hast Unterhaltung und Spaß für die Kinder." Die erste Kinderdisko war deshalb auch ganz schnell ausverkauft.
"Jetzt soll mein großer Sohn mal Diskoluft schnuppern"
Von 16.30 bis 19.30 Uhr wurde der Club Block 17 zum Kinder- und Eltern-Tanztempel. Bei Benjamin Günther weckt das Erinnerungen: "Ich war hier schon vor zehn Jahren oder 15 Jahren das erste Mal tanzen und jetzt soll mein großer Sohn mal Diskoluft schnuppern und auch mal gucken, wie das so ist." Erstmal hat Sohn Frederick vor allem am Kickertisch gespielt. Das Thema Tanzen kommt dann vielleicht später. Und später hat auch Vater Benjamin noch Gelegenheit, seine Erinnerung weiter aufzufrischen. Denn wer bei der Kinderdisko Eintritt gezahlt hat, darf auch bleiben, wenn der Block 17 danach wieder zu seiner ursprünglichen Bestimmung als Studentenclub zurückkehrt.