SilverSurfer bringen Senioren in Vorpommern ins digitale Zeitalter
Hilfe für Handy und Tablett: Die SilverSurfer in Vorpommern begleiten Senioren, wenn sie online gehen. Die regelmäßigen Sprechstunden haben sich auch zu wichtigen Begegnungsorten entwickelt. Damit die SilverSurfer weiterhin in Vorpommern unterwegs sein können, sammelt die Aktion "Hand in Hand" Spenden für sie.
Erika Börner und Irmtraud Weber sind schon seit dem Kindergarten Freundinnen. Die beiden Rentnerinnen aus der Nähe von Ueckermünde (Landkreis Vorpommern-Greifswald) treffen sich regelmäßig. Heute zum Beispiel im Gemeindezentrum Liepgarten zum Handarbeiten. Dabei macht ihnen so schnell keiner etwas vor. "Wir machen nicht nur Socken, sondern stricken auch Westen oder Tücher", sagt Irmtraud. Ihre Freundin Erika ergänzt: "Ich habe jetzt ein neues Strickmuster rausgesucht. Das ist gar nicht so einfach, aber das kriegen wir auch hin."
Neue Apps sorgen für Probleme
Was ihnen nicht so leicht fällt: Der Umgang mit ihren Smartphones. "Ich habe mein Handy gecrasht, als ich eine neue App raufladen wollte", berichtet Erika. "Und jetzt habe ich richtig ein Problem, dass ich gar nicht weiß, wie ich mich eigentlich verhalten soll." Dabei ist ihr das Handy besonders wichtig, um mit ihren Kindern und Enkeln zu telefonieren oder zu schreiben. Die wohnen nämlich alle weit weg in Niedersachsen. Auch Irmtraud hat ein Problem: "Ich wollte eine App runterladen, das hat dann aber mit der E-Mail und dem Passwort nicht funktioniert. Kurz und gut: Ich muss mir da Hilfe holen."
Regelmäßige Sprechstunden der SilverSurfer
Hilfe finden die beiden in Torgelow (Landkreis Vorpommern-Greifswald). Ein Mal im Monat bieten die SilverSurfer eine Sprechstunde im Haus der Volkssolidarität an. Die SilverSurfer gibt es seit 2013 in Greifswald - damals noch mit einem Team aus drei Personen, das ihr digitales Wissen im Bürgerhafen Greifswald weitergegeben hat. Der Bedarf wurde größer und die Gruppe wuchs weiter. Seit vier Jahren bildet die Bürgerstiftung Vorpommern ältere Menschen aus, die dann zum Beispiel in Zinnowitz, Anklam, Demmin, Stralsund und Sassnitz regelmäßig Fragen zu digitalen Themen beantworten und Probleme lösen.
"Ich kann das nicht mehr an der Haustür erklären"
In Torgelow besteht das Team aus vier SilverSurfern. Alle kommen aus Ferdinandshof, erklärt Uwe Müsebeck. Der gelernte Radio- und Fernsehtechniker ist, wie seine drei Mitstreiterinnen, seit zweieinhalb Jahren dabei. "Bei uns im Ort gibt es viele Menschen in meinem Alter, die Fragen hatten und dann habe ich gesagt, ich kann das nicht mehr an der Haustür erklären und auch nicht bei mir im Hobbyraum." In der Zeitung hat er dann gelesen, dass die SilverSurfer in Greifswald Unterstützung suchen. "Dann habe ich da angerufen, aber dann hieß es 'Für einen machen wir das nicht' und so sind wir vier aus Ferdinandshof dazugekommen. Uns macht das ja auch Spaß".
"Hand in Hand" sammelt Spenden für SilverSurfer
In ihrer Sprechstunde soll es eigentlich nur um Smartphones und Tablets gehen. Aber immer häufiger wollen die Senioren wissen, wie sie ihre vielen Fotos auf einen Laptop oder Computer verschieben können. "Wir überlegen, ob wir da auch noch etwas anbieten, weil der Bedarf so groß ist", sagt Uwe Müsebeck. Aber dafür ist auch Technik nötig, die bezahlt werden muss. Die SilverSurfer hoffen deshalb, dass bei der Aktion "Hand in Hand für Norddeutschland" viele Spenden zusammenkommen. "Es kann ja nicht sein, dass die Ehrenamtlichen ihre eigenen Geräte mitbringen müssen. Es ist wichtig, dass wir die technischen Geräte, wie Beamer, auch hier zur Verfügung haben", sagt Brigitte Seifert. Sie ist ehrenamtliche Koordinatorin für Bildungsangebote in Torgelow und hofft, dass die Sprechstunden noch lange angeboten werden können.
Digital unterwegs gegen die Einsamkeit
"Ich denke, das ist auch ein wichtiger Punkt im Kampf gegen Einsamkeit", so Brigitte Seifert weiter. "Wenn man nicht mehr digital unterwegs ist, ist man schnell abgehängt. Und das wollen wir mit den SilverSurfern verändern." Für Irmtraud Weber und Erika Börner hat sich der Besuch auf jeden Fall gelohnt. "Ich bin zufrieden", sagt Irmtraud. Sie hatte sich bereits auf der App mit einer anderen Mailadresse angemeldet, aber das Passwort vergessen. "Da muss ich noch ein bisschen was erforschen. Aber das ist kein Problem mehr." Auch Erika ist zufrieden. "Ich kann das Handy wieder benutzen", sagt sie, "aber es gibt noch einige Fallstricke, die wir beim nächsten Mal überwinden müssen." Sie kommt also auf jeden Fall wieder.