Rostocker Stadtmission: Kaffee, Skatrunden, Hilfe in Notlagen
Immer mehr Menschen kommen mit ihrem Geld nicht mehr über den Monat. Diese Erfahrung macht Ulrike Kohn, die Chefin der Oase Gelbensande - einem Treffpunkt der Rostocker Stadtmission und eines der vielen Projekte für die bei der NDR Benefizaktion "Hand in Hand für Norddeutschland" Spenden gesammelt werden.
Eine Pfote lässig über den Polsterrand gelegt, räkelt sich der hellbraun-weiß gescheckte Kater auf einem der Küchenstühle in der Oase. "Dicker" nennen ihn alle, vielleicht, weil jeder ihm gerne mal was zusteckt, denn eigene Haustiere können sich viele der Gäste hier schon lange nicht mehr leisten. Holger Schröder ist einer derjenigen, die ehrenamtlich dabei helfen, dass der Laden läuft. "Man braucht ‘ne Beschäftigung, man verblödet sonst zuhause. Einen geregelten Tagesablauf, das ist das wichtigste, dass man das hat. Und außerdem macht es Spaß."
Anlaufstelle für alle, die Unterstützung brauchen
Der 60-Jährige weiß, wovon er spricht. Vor fast 20 Jahren war er selber ganz am Ende, hatte Mietschulden, wurde aus seiner Wohnung raus geworfen. "Man liegt ganz unten und hat mit einem Mal keine Freunde mehr." Weil niemand ihn fahren wollte, musste er zu Fuß in die Obdachlosenunterkunft nach Schwarzenpfost laufen - sein "Weg der Erkenntnis", auf dem er sich entschied, nie wieder einen Tropfen Alkohol anzurühren. Der Mann, der damals Hilfe brauchte, hilft heute anderen, macht mit sauber, repariert Kleinigkeiten, kocht Kaffee. Jeder, der hierherkommt, übernimmt auch ab und an eine Aufgabe.
Immer mehr Menschen besuchen die Oase in Gelbensande
Oasen-Chefin Ulrike Kohn gibt den Menschen, die vorbeikommen, regelmäßig Gläser mit fertig gekochten Mahlzeiten mit - weil das Geld meist nicht für den ganzen Monat reicht. "Also hätten wir die Rostocker Tafel nicht hier im Ort, würden viele die ersten 14 Tage was zu essen haben und die nächsten 14 Tage schon nicht mehr." Ihre Erfahrung: Es gibt immer mehr Menschen, die Hilfe brauchen.
"Und die schon immer arm waren, konnten damit umgehen, aber aufgrund der ganzen Inflation betrifft es heute immer mehr Leute, die früher noch alleine klar gekommen sind." Und für die sei es deutlich schwerer, damit klar zu kommen.
Hilfe und Beratung
Viele kommen einfach zur Oase, um täglich ein festes Ziel zu haben, um andere Menschen zu treffen oder einfach nur, um ein bisschen mit dem Kater zu kuscheln. Darüber hinaus gibt es auch Unterstützung beim Ausfüllen von Formularen, regelmäßige Schuldnerberatung - und ab und an klopft das Team auch beim Sozialamt an, wenn es jemand nicht mehr in den Treff schafft, sondern Zuhause Unterstützung braucht.